Gegner davor als Tabellenletzter sieglos
Unfassbare Pleitenserie gegen Marburg hält an: Ingolstadt Dukes gehen „auf dem Zahnfleisch“

25.07.2023 | Stand 13.09.2023, 6:27 Uhr

Das Lazarett der Ingolstadt Dukes wird immer größer: In Marburg mussten die Wide Receiver Maximilian Helm (links) und Jan Hochschild verletzt raus. Foto: Lüger

Sieben Mal gespielt, sieben mal verloren: Die rabenschwarze Serie der Ingolstadt Dukes in der GFL1 gegen die Marburg Mercenaries geht einfach weiter.



„Das war ein gebrauchter Tag für uns“, fasste Headcoach Eugen Haaf die Pleite seines Teams beim bis dahin sieglosen Tabellenletzten treffend zusammen. Nach dem verdienten 27:24 (0:7, 10:14, 7:3, 10:0)-Erfolg der Nordhessen sind die Play-offs in der Football-Bundesliga für Haaf in sehr weite Ferne gerückt.

Zwar liegen die Dukes weiter auf Platz vier, doch die Verfolger machen jetzt Druck. Die Straubing Spiders, am kommenden Samstag (18.30 Uhr im ESV-Stadion) der nächste Gegner der Herzöge, können bei einem Sieg ebenso mit den Ingolstädtern gleichziehen wie die Munich Cowboys, die auf die Ravensburg Razorbacks treffen.

Haaf machen die immer größer werdenden personellen Probleme große Sorgen, zumal sich die Verletztenliste in Marburg weiter vergrößert hat. Nachdem neben dem aus beruflichen Gründen noch in China weilenden Anton Chereminskiy in Marburg auch seine Passempfänger-Kollegen Jan Hochschild und Maximilian Helm verletzt raus mussten, kommen die Dukes, wie es Haaf ausdrückt, „auf dem Zahnfleisch daher.“ Gerade die Offensive mit den vielen hervorragenden Receivern, eigentlich das Paradestück der Dukes, ist jetzt stark dezimiert und dadurch vom Gegner leicht auszurechnen.

Das wurde am Samstag überdeutlich, als ein Offensivspiel der Dukes nach der Halbzeitpause kaum mehr stattfand. Der punktemäßig stärkste Angriff der GFL1-Südgruppe war nun nicht mal mehr ein laues Lüftchen. Und wie schon zuletzt gelang es den Ingolstädtern zu keinem Zeitpunkt, das Laufspiel zu etablieren.

Chefcoach Haaf: „Haben das Spiel als Team in den Sand gesetzt“



In den letzten beiden Vierteln brachten die Dukes in Marburg gerade noch ein einziges Fieldgoal zustande. Deutlich zu wenig für ein Team, das mit anderen Ambitionen ins Spiel gegangen ist. „Ich hatte schon vor dem Spiel ein schlechtes Gefühl, weil zum einen klar war, dass die Marburger ums Überleben kämpfen würden und wir zum anderen auf vielen Positionen wichtige Spieler ersetzen mussten“, hadert Haaf mit der Situation, wobei er aber auch klarstellt: „Ich gebe da nicht einzelnen Spielern die Schuld, sondern wir haben das Spiel als Team in den Sand gesetzt. Da nehme ich auch uns Trainer nicht aus.“

Dabei hatte er seine Spieler immer wieder vor dem angeschlagenen Gegner gewarnt. „Für Marburg ist jetzt jedes Spiel ein Endspiel“, versuchte er deutlich zu machen. „Wenn du da dagegenhalten willst, musst du dein bestes Football spielen.“ Genau das aber haben die Dukes nicht geschafft, auch wenn es zunächst noch gut aussah.

Nach gutem Beginn der Marburger bekamen die Dukes das Spiel durchaus in den Griff und gingen durch einen Touchdown ihres Quarterbacks Matthew Weimer auch verdient in Führung. Weil der Spielmacher im zweiten Durchgang seinen Receiver Sven Beyrich zweimal überlegt in Szene setzte und dieser souverän in die Endzone lief, hatten die Dukes bereits 21 Punkte auf der Anzeigetafel. Die Marburger konnten sich bis zu diesem Zeitpunkt lediglich über ein Fieldgoal von Lennard Treckmann freuen.

Auch als Quarterback Elliot Bodman zwei Minuten vor der Halbzeitpause auf 10:21 verkürzte, lief es noch für die Dukes, die in der verbleibenden Zeit bis kurz vor die Endzone kamen, dann den Ball mit vier Versuchen aber nicht über die Goalline brachten. „Vielleicht hätten wir da einfach ein Fieldgoal machen sollen“, rätselte Haaf nach der Partie. Doch die wenigsten Coaches hätten in einer solch aussichtsreichen Situation wohl auf die Möglichkeit verzichtet, sieben Punkte zu holen und eine vermeintliche Vorentscheidung herbeizuführen.

Play-offs der GFL1 für die Ingolstadt Dukes „ganz weit weg“



Zudem war da eben noch nicht absehbar, dass die Dukes im zweiten Durchgang völlig neben sich stehen und lediglich noch ein Fieldgoal durch Philipp Ponader erzielen würden. Weil die Marburger dem sicher verwandelten Dreier Ponaders noch Touchdowns von Devon Smith und Dondi Pennick sowie ein Fieldgoal von Treckmann entgegensetzen konnten, gingen sie am Ende nicht unverdient als Sieger vom Platz.

„Wir finden uns jetzt auf dem Boden der Tatsachen“, wollte Haaf nichts schönreden. „Wir müssen uns selbst an der Nase packen, denn diese Niederlage war nicht nötig.“ Dass die Dukes noch in den Abstiegskampf verwickelt werden könnten befürchtet er zwar nicht, aber er macht auch klar: „Wir müssen uns damit abfinden, dass die Play-offs ganz weit weg sind.“ Mit einer Vorstellung wie am Samstag in Marburg hätten die Dukes da auch nicht die geringste Chance. So gilt für Haaf jetzt nur noch das Motto: „Für uns geht es jetzt nur noch von Spiel zu Spiel.“

DK