Interview mit Tennis-Legende
Turnierdirektor Patrik Kühnen steht bei BMW Open in München ein spannendes Wochenende bevor

19.04.2024 | Stand 19.04.2024, 17:23 Uhr

Turnierdirektor Patrik Kühnen hat maßgeblich zur Entwicklung des Münchner Tennisturniers beigetragen, das nun zum Masters 500 hochgestuft wird. Foto: Imago Images

Bei den BMW Open in München steht ein spannendes Turnierwochenende bevor. Turnierdirektor dieses ATP-250-Turniers ist seit 2008 der ehemalige Tennisprofi und dreimalige Davis-Cup-Sieger Patrik Kühnen. Im Interview erzählt der 58-Jährige, was das Turnier für ihn so besonders macht, wie es sich entwickelt hat, und was sich im nächsten Jahr mit der Aufwertung zum ATP-500-Turnier ändern wird.

Herr Kühnen, wenn Sie zurückschauen, welche Entwicklung haben die BMW Open in den vergangenen Jahren gemacht, was waren die wichtigen Entscheidungen und Meilensteine aus Ihrer Sicht?
Patrik Kühnen: Ein Meilenstein war sicherlich der Veranstalterwechsel zu MMP, einer der führenden Veranstaltungsagenturen in Deutschland. Organisatorisch war das vor zehn Jahren so etwas wie ein Neuanfang. Und wenn ich schaue, wo das Turnier war und wo es heute ist, haben die BMW Open eine enorme Entwicklung genommen: Voriges Jahr waren wir an sechs von neun Tagen ausverkauft, dieses Jahr an neun von neun Tagen. Immer mit dem Anspruch des gesamten Teams, das Turnier zu verbessern. Für mich sind die BMW Open in der Kategorie der 250er ein absolutes Juwel auf der ATP-Tour.

Was freilich auch am Teilnehmerfeld liegt.
Kühnen: Ganz genau. Es gibt kaum ein anderes 250er-Turnier, das so gut besetzt ist wie unseres. Wir sind gestartet mit einem Top-Ten-Spieler, mittlerweile sind es zwei bis drei. Das ist als 250er absolut außergewöhnlich und am Ende das Resultat eines guten Teams aus MMP, dem MTTC Iphitos, Turnierdirektor, den Partnern.

Was zeichnet das Turnier für Sie sonst noch aus?
Kühnen: Dass wir es immer geschafft haben – und das ist auch unsere DNA geworden –, den Zuschauern die Top-Stars von morgen heute schon zu präsentieren.

Zum Beispiel?
Kühnen: Alexander Zverev, der hier mit 16 zum ersten Mal gespielt hat, damals gegen Jürgen Melzer mit 6:1, 6:2 verlor und sich danach bei mir entschuldigt hat. Ein paar Jahre später gewinnt er das Turnier zweimal in Folge. Das sind schon tolle Momente, vergleichbar auch mit Holger Rune, der 2022 eine Wildcard bekommen hat und die letzten beiden Jahre triumphieren konnte.

Lassen Sie uns über die diesjährige Auflage sprechen. Das Publikum ist trotz des schlechten Wetters bestens gelaunt, selbst die La-Ola-Welle konnte man trotz Außentemperaturen von gerade mal fünf, sechs Grad auf dem Center Court schon bewundern.
Kühnen: Unseren treuen, fachkundigen Tennisfans gilt ein großer Dank. Sie kommen all die Jahre zu unserem Turnier und machen es zu dem, was es ist. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie der Funke auf die Spieler überspringt – und das auch bereits in der Qualifikation am ersten Wochenende.

Sie haben mit der Allianz Para Trophy zum dritten Mal ein Element integriert, das es bei Weitem nicht überall auf der Tour gibt. Was bedeutet dieser Wettbewerb für Sie persönlich, und wie sind die Reaktionen in Ihrem Umfeld darauf?
Kühnen: Ich bin sehr stolz, dass wir das Thema Inklusion integrieren konnten. Ich persönlich halte es für ein sehr, sehr wichtiges gesellschaftliches Thema.

Wie ist der sportliche Wert einzuschätzen?
Kühnen: Vier Top-Ten-Spieler, also die absolute Weltspitze, sind vor Ort, ausgerichtet in diesem Jahr als offizielles ITF-Grade-1-Turnier. Diese Aufwertung macht uns schon stolz.

Dafür haben Sie auf der Anlage einen eigenen Center Court geschaffen.
Kühnen: Sogar in der ersten Reihe, um diesen Wettbewerb noch mehr in den Vordergrund zu rücken und ihm dadurch einen höheren Stellenwert beizumessen. Es freut mich besonders, dass die Athleten einen starken Zuspruch vom Publikum erhalten.

Was längst kein Geheimnis mehr ist: Die BMW Open werden im kommenden Jahr in der Kategorie 500 ausgetragen. Warum ist diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt und nicht schon früher gefallen?
Kühnen: Es gab von der ATP einen gewissen zeitlichen Vorlauf und einen festgelegten Prozess zur Bewerbung. Diesem Plan und dieser Vorgabe sind wir gefolgt – mit dem sehr erfreulichen Ergebnis.

Was versprechen Sie sich davon aus sportlicher Sicht?
Kühnen: Man muss sagen, dass wir hier mittlerweile bereits 500er-Niveau haben und es auch weiterhin unser Bestreben ist, das Teilnehmerfeld vergleichbar stark und sogar vielleicht noch besser aufzustellen.

Und was die Infrastruktur angeht?
Kühnen: Die Anlage wird sich natürlich verändern, in den ersten beiden Jahren mit einem temporären Center Court mit größerer Kapazität als bisher. Auch die Anzahl der Trainingsplätze müssen wir uns anschauen oder eine umfangreichere TV-Produktion aufsetzen. Es gibt bei all diesen Themen grundsätzliche Standards der ATP für ein 500er-Turnier, die gilt es zu erfüllen. Das ist natürlich ein Prozess, den wir in den kommenden Jahren gemeinsam angehen und umsetzen.

Wann sind für Sie persönlich die diesjährigen BMW Open erfolgreich verlaufen?
Kühnen: Wenn unsere Partner happy sind. Wenn ich in glückliche Gesichter der Zuschauer schaue. Wenn wir sagen können, wir haben ab dem ersten Ballwechsel Weltklassetennis gesehen. Und wenn wir alle Herausforderungen, auch die nicht Vorhersehbaren, gemeinsam gut gemeistert haben und die Entscheidungen, die wir gemeinsam getroffen haben im Sinne der Spieler, Zuschauer und Partner, zufriedenstellend gelöst haben.

ZUR PERSON

Patrik Kühnen (58) spielte von 1985 bis 1996 als Tennisprofi auf der Tour, seine höchste Platzierung in der Weltrangliste war Rang 43 in Einzel sowie Platz 28 im Doppel, sein größter Einzelerfolg 1988 der Viertelfinalsieg in Wimbledon gegen Jimmy Conners. Als Spieler gewann er 1988, 1989 und 1993 mit des deutschen Team den Davis Cup. Seit 2008 ist er Turnierdirektor der BMW Open in München.