Als es um die Wurst ging
Seit 44 Jahren hat sich Hans-Jürgen van Gemmeren aus Neuburg dem Laufsport verschrieben

18.04.2024 | Stand 18.04.2024, 18:13 Uhr |

Seit 44 Jahren ist Hans-Jürgen van Gemmeren eine fixe Größe weit über die regionale Laufszene hinaus. Sein Wissen und seine Erfahrung gibt er an den Nachwuchs weiter. Darüber ist Abteilungsleiterin Uli Hetmanek-Rogler vom TSV Neuburg dankbar, die ebenfalls als Trainerin aktiv ist. Foto: Bartenschlager

Hans-Jürgen van Gemmeren ist Läufer aus Passion. In seinem Auto liegt stets die passende Ausrüstung bereit, so dass der 70-Jährige auch mal spontan, wo er gerade ist, loswetzen kann. Ehrensache, dass van Gemmeren, Mitglied beim TSV Neuburg, auch beim Frühjahrswaldlauf dabei sein wird, das sein Verein am Samstag, 27. April, ausrichten wird – wenn auch nicht mit der gewohnten Intensität. Eine Knieoperation muss erst noch ganz ausheilen. „Wenn’s gut geht, werde ich wohl mitjoggen und ein paar Punkte für den TSV holen“, sagt der Athlet.

Ursprünglich war van Gemmeren Fußballer und in diesem Sport ein Pechvogel. „Ich war ständig verletzt“, erinnert er sich. „Ich habe alle Löcher im Rasen gefunden.“ Da er schon beim Fußball eher am Laufen an sich interessiert war, sattelte van Gemmeren 1980 um und verschrieb sich gänzlich dem Laufsport. Seine Familie war bereits in den 1960er-Jahren vom Ruhrgebiet nach Neuburg gezogen; der Vater arbeitete dort bei den Glaswerken.

100 Kilometer in sieben Stunden

Van Gemmeren stieg bei der Laufgruppe des TSV Neuburg ein und steigerte sich Stück um Stück. Schließlich wechselte er zu Viktoria Augsburg. „Ich kannte dort einige Leute gut und dort wurde professioneller trainiert“, lautet seine Begründung. Denn es war nicht die Lust am Laufen allein, die ihn antrieb, sondern auch ein gehörig Maß an Ehrgeiz. Van Gemmeren spezialisierte sich auf die weiteren Distanzen ab 1500 Metern. Man kann den Neuburger durchaus als Extremsportler bezeichnen. Er ging auf die 100-Kilometer-Distanzen, die er in rund sieben Stunden bewältigte, er nahm an Zwölf-Stunden-Läufen teil, bewältigte Bergläufe, wie in Davos. „Das ging auf 3000 Meter rauf und wieder runter, insgesamt 78 Kilometer“, berichtet der Ultraläufer. Zum Repertoire gehören selbstverständlich Halbmarathons mit Zeiten um 2:25 und – bevor diese Trend wurden – 25-Kilometer-Rennen. Wie geht man mit solchen Herausforderungen um? „Reine Kopfsache“, antwortet van Gemmeren. Naja, die körperliche Fitness müsse schon auch stimmen, schiebt er nach.

150 Kilogramm schwere Mortadella

Die Faszination für den Laufsport liegt für den 70-Jährigen in der Individualität. „Ich bin allein für mich und kann machen, was ich will. Ich kann das Training so gestalten, wie ich es will.“ Klar gebe es auch die Gruppenbezogenheit, die er ebenfalls nicht missen möchte, aber der Laufsport ist doch etwas anderes als beispielsweise Fußball oder Handball. Doch natürlich hat er auch an Mannschaftsläufen teilgenommen. An einen Marathon in Meran, den er mit zwei Kameraden von Viktoria Augsburg bestritt, erinnert er sich besonders gern. Da ging’s nämlich buchstäblich um die Wurst. Das Augsburger Team siegte gegen die favorisierten Italiener. Als ersten Preis gab es eine Mortadella, eine große Mortadella, eine Mortadella, die 150 Kilogramm wog. „Soviel Gewicht brachten wir drei gemeinsam nicht auf die Waage“, so der drahtige Sportler. Zu dritt konnten sie die Wurst nicht anheben – sie benötigten Hilfe, um die Spezialität zu verfrachten.

Die Läufe rund um Neuburg kennt van Gemmeren alle gut, den Halbmarathon in Ingolstadt etwa. In Buxheim hat er schon teilgenommen, als es den IN-Laufcup noch gar nicht gab. Diesen Cup findet der Neuburger gut.

In seinem Alter trainiere er nicht mehr jeden Tag, verrät der Neuburger. Allerdings gehe er täglich mit seinen Hunden aus – Trainingspartner sind die Vierbeiner aber nicht. „Der eine will dorthin, der andere zieht dahin.“ Da bleibt van Gemmeren lieber für sich selbst. Das Trainingsgelände findet er direkt vor der Haustür – und dort ist er auch am liebsten. Voll einsteigen ins Training will van Gemmeren wieder im Juni.

Training für Kinder und Jugendliche

Untätig bleibt er jedoch nicht. Er stellt seine reiche Erfahrungen zur Verfügung und trainiert Kinder und Jugendliche. „Das mir Spaß. Ich freue mich, wenn sich Kinder bewegen.“ Momentan gibt es eine große Gruppe an Jugendlichen beim TSV Neuburg. „Ich hoffe, dass sie alle dabeibleiben, aber die Hauptsache ist, dass Kinder Sport machen“, sagt er. Welchen, sei letztlich nicht so wichtig.

Und wenn jemand Lust auf Laufen hat, welchen Rat gibt der Sportler? Da ist Hans-Jürgen van Gemmeren Lokalpatriot: „Gehen Sie zum TSV Neuburg. Der Verein bietet nicht nur Training, sondern auch vieles im gesellschaftlichen Bereich. Man ist nicht allein.“

DK