Motorsport
„Nur Audi war mutig genug“ – Dakar-Sieg mit alternativem Antrieb gefeiert

20.01.2024 | Stand 21.01.2024, 7:43 Uhr

Sause in der saudischen Wüste: Carlos Sainz (auf dem Wagen rechts) und Co-Pilot Lucas Cruz wurden als Gesamtsieger der Rallye Dakar nach der Zieleinfahrt in der Hafenstadt Yanbu groß gefeiert. Die gesamte Audi-Mannschaft stand Spalier. Fotos: Audi

Von diesem Abschluss haben sie geträumt bei Audi! Nun ist der historische Sieg bei der Rallye Dakar tatsächlich perfekt.



Im dritten und letzten Anlauf schreibt der Autohersteller aus Ingolstadt nach vielen Rückschlägen ein Stück Motorsport-Geschichte bei der härtesten Offroad-Rennen der Welt: Mit seinem elektrisch angetriebenen Hybrid-Rennwagen, dessen Hochvoltbatterie ein Energiewandler über einen ehemaligen DTM-Turbomotor während der Fahrt lädt, hat das Team von Audi Sport die Auto-Konkurrenz mit ihren reinen Verbrennern abgehängt.

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Nach vielen Tageserfolgen und noch mehr Podiumsplatzierungen fehlte die Krönung mit dem Gesamtsieg. Carlos Sainz und Navigator Lucas Cruz brachten nach fast 8000 Kilometern in zwölf teils brutal schwierigen Etappen durch die saudische Wüste ihren Audi RS Q e-tron mit fast 1:20 Stunden Vorsprung an die Ziellinie in Yanbu am Roten Meer. Dort wurden die Spanier überschwänglich von allen bei Audi gefeiert.

Carlos Sainz sen.: „Dieser Sieg bedeutet mir viel!“



„Ich bin sehr glücklich für Audi, die vielen Fans der Marke und meine Landsleute“, sagte „El Triumphator“ Sainz. „Dieser Sieg bedeutet mir viel.“ Für den 61-jährigen Spanier, lebende Motorsport-Legende, war es der vierte Gesamterfolg „mit der vierten unterschiedlichen Marke“, wie er betonte. Aber noch nie war die Herausforderung so groß wie mit den Ingolstädtern und ihrem Hybrid-Rennwagen. „Das Team hat ein ganz besonderes Konzept entwickelt, mit dem wir die Ersten bei der Rallye Dakar sind. Nur Audi war mutig genug, dieses Wagnis einzugehen“, würdigte Sainz. In einer Runde mit Journalisten hatte er unter der Woche im Biwak schon einmal formvollendet den Hut vor Audi und dessen Mut gezogen.

Das ganze Engagement des Werksteams in der Wüste wurde auch in der Chefetage an der Ettinger Straße in Ingolstadt genau verfolgt. „Audi hat damit einmal mehr einen Meilenstein im Motorsport gesetzt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner in einer ersten Reaktion. „Mit einem elektrifizierten Antrieb die härteste Wüstenrallye der Welt zu gewinnen, ist sichtbarer Vorsprung durch Technik und weist den Weg in unsere elektrische Zukunft.“

Carlos Sainz jr. über den Senior: „Das Projekt war sein Traum!“



Als Sainz aus seinem Dienstwagen gekrabbelt war, gab es erstmal ein Küsschen auf die Motorhaube des Siegerautos. Dann erspähte der Senior seinen Sohn Carlos Sainz jun., bekanntermaßen Ferrari-Pilot in der Formel 1. Er sei „stolz, erleichtert und selbstverständlich glücklich“, sagte Sainz jr., was der Vater „in seinem Alter“ erreicht habe. „Das Projekt war sein Traum!“ Und Sainz sen. habe sich diesen erfüllt, so der Sohn. Ganz nebenbei baute der Senior seinen Rekord als ältester Gewinner der Rallye Dakar von 57 auf 61 aus.

In der Stunde des Erfolgs kam aber auch die Würdigung seiner Teamkollegen in den anderen beiden Audi-Rennwagen nicht zu kurz: Er danke, so sagte Carlos Sainz sen., „Mattias, Emil, Stéphane und Edouard, die uns so wertvoll geholfen haben“. Dakar-Rekordsieger Peterhansel wie auch der zweifache DTM-Champion Ekström – die beide Etappensiege einfuhren – stellten sich mit ihren Beifahrern (Boulanger und Bergkvist) voll in den Dienst der Audi-Sache, als ihre eigenen Siegträume nach bitteren Unfällen auf früheren Etappen geplatzt waren. Selbstlos rückten Ekström und Peterhansel sämtliche Ersatzreifen raus, wenn es bei der Vielzahl an Plattfüßen sein musste.

Audi-Motorsportchef Michl: „Herausragende Teamleistung!“



„Das war eine herausragende Teamleistung“, sagte auch Motorsportchef Rolf Michl. „Alle haben an einem Strang gezogen, um Audi dieses historische Ergebnis zu ermöglichen.“ Mit Teamgeist überstanden die Audianer auch die Aufholjagd des wie entfesselt fahrenden Sébastien Loeb im Hunter der britischen Rennwagenschmiede Prodrive. Der neunfache Rallye-Weltmeister aus dem Elsass wollte sich nach drei zweiten Plätzen so sehr selbst endlich zum Wüstenkönig krönen. Am vorletzten Tag kam das jähe Aus, als bei Loeb die Aufhängung der rechten Vorderachse brach. Hinter Guillaume de Mevius (Belgien/Toyota Hilux) konnte Loeb aber einen Platz auf dem Podium retten – und hat die große Hoffnung, dass es nächstes Jahr für ihn endlich klappt.

Volle Konzentration: Audi steigt 2026 in die Formel 1 ein



Der Weg scheint dann frei zu sein: Die dritte Dakar-Teilnahme war auch die letzte für Audi Sport. Der Autobauer bündelt alle Kräfte für den geplanten Formel-1-Einstieg im Jahr 2026.

„Es ist schwer, diesen Sieg in Worte zu fassen“, bilanzierte Motorsportchef Michl nach den zwei intensiven Wochen. „Wir haben ein Stück Motorsportgeschichte geschrieben. Es wird noch ein paar Tage dauern, bis das wirklich in mein Bewusstsein eingesunken ist.“

DK