Mit Geige am Schießstand
Anna Gandler: Ruhpolding-Foto machte sie bekannt, jetzt ist sie Österreichs große Hoffnung

11.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:47 Uhr

Mit Geige am Schießstand: Anna Gandler. −Foto: Ernst Wukits

Ein neues Gesicht wird diesmal im österreichischen Damenteam beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding auftauchen. Es ist die 22-jährige Innsbruckerin Anna Gandler. Mit ihrem tollen Einstand im Weltcup hatten viele Fans nicht gerechnet, Experten allerdings waren weniger überrascht.

Bei ihrem Weltcup-Debüt bei ihrem Heimspiel in Hochfilzen hat sie direkt ihr Potenzial unter Beweis gestellt. Mit dem 30. Platz in der Verfolgung eroberte sie auf Anhieb ihre ersten Weltcup-Punkte. Noch besser lief es für die frühere Junioren-Weltmeisterin im französischen Le Grand-Bornand. Nach dem 20. Platz im Sprint schrammte sie in der Verfolgung knapp an einem Top-10-Rang vorbei und wurde Elfte. Damit qualifizierte sie sich für den Massenstart und landete dort auf dem 19. Rang.

Einen kleinen Dämpfer musste die Österreicherin zuletzt in Pokljuka verkraften. Dort war sie mit einer Erkältung an den Start gegangen und konnte ihr Potenzial nicht so abrufen wie sie es gerne gehofft hätte. „Das war im Nachhinein halt die Erkenntnis, dass es Tage gibt, an denen man besser im Bett bleiben soll. Zumindest habe ich in beiden Wettbewerben Weltcup-Punkte sammeln können.“ Nach dem 26. Platz im Sprint kam sie in der Verfolgung als 33. ins Ziel. Nun will sie sich auskurieren, um in Ruhpolding wieder ihre guten Leistungen zu bestätigen.


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Insgesamt zieht Gandler nach ihren ersten Einsätzen im Weltcup eine positive Bilanz. „Mit diesen Ergebnissen hatte ich nicht gerechnet, eigentlich wollte ich Erfahrungen sammeln, ich bin natürlich voll zufrieden“, betonte die ÖSV-Athletin, die vergangene Woche ihren 22. Geburtstag gefeiert hat. „Natürlich ist jetzt die Aufmerksamkeit größer geworden“, hat sie festgestellt, lässt sich davon aber nicht irritieren. „Ich mache Schritt für Schritt und genieße das jetzt“, fügt sie geerdet hinzu. Das hat sie unter anderem von ihrem Vater Markus Gandler mit auf dem Weg bekommen. Der ehemalige ÖSV-Rennsportdirektor im Langlauf und Biathlon ist nach wie vor ihr wichtigster Ansprechpartner für sie.

Im Jahr 2021 sorgte Gandler schon einmal für Schlagzeilen – durch ein Fotoshooting mit dem Traunsteiner Sportfotografen Ernst Wukits. „Der Wuki machte den Vorschlag, mich mit Geige am Schießstand abzulichten. Die Idee hat mir gut gefallen und ich habe gleich zugesagt“, so die Tirolerin.

Geige spielen habe sie in jungen Jahren gelernt und sogar die Musikschule besucht. Irgendwann blieb wegen des Sports keine Zeit mehr dafür. „Trotzdem habe ich noch drei bis vier Stücke drauf“, sagte sie damals und verriet, dass es mehrere Anfragen zu Fotoshootings gebe, annehmen tute sie sehr wenig davon. „Das muss schon seriös sein und der Wuki ist ja in der Biathlonszene bestens bekannt. Ich glaube, die Bilder sind sehr gut geworden“, urteilte die damals 20-Jährige, die nun auch im Weltcup für Gesprächsstoff sorgt.

Nach Pokljuka freut sich die in Innsbruck lebende Biathletin auf die Rennen in Ruhpolding und danach in Antholz. „Das sind die Klassiker“, weiß sie, und wenn am Ende ein Startplatz bei der Weltmeisterschaft in Oberhof rausspringen sollte, wäre dies das berühmte Sahnehäubchen. Alternativ könnte sie auch noch bei der Junioren-Weltmeisterschaft teilnehmen. „Oberhof wäre mir schon lieber“, gibt sie zu. Nun geht’s für Gandler erst einmal nach Ruhpolding – denn die Chiemgau Arena gehört zu einer ihrer Lieblingstrainingsorte. Nun gilt es für die 22-Jährige weiter Erfahrungen zu sammeln, um sportliche Träume zu verwirklichen. Immerhin hat sie bereits im Alter von sechs Jahren ihr Ziel auf die Frage nach ihrem Traumberuf so formuliert: „Biathletin und ich will Weltmeisterin und Olympiasiegerin werden.“

− shu