„Wettertechnisch nicht ganz einfach“
Heimweltcup in Ruhpolding: Große Sorgen um Preuß – und um faire Verhältnisse

09.01.2023 | Stand 09.01.2023, 16:11 Uhr |

Mit eingelagertem Schnee wurde die Laufstrecke in Ruhpolding präpariert – ansonsten ist alles grün. −Fotos: Imago Images

An der Chiemgau-Arena zwischen Unternberg und Zirmberg schlängelt sich ein dünnes weißes Schneeband durch den grünen Wald. Winter? Fehlanzeige! Stattdessen sind für die kommenden Tage beim Heim-Weltcup der Biathleten in Ruhpolding wiederholt Regen und Temperaturen bis zu zehn Grad angekündigt.

Das Wetter bereitet den Veranstaltern bei den sechs Wettbewerben von Mittwoch bis Sonntag erhebliches Kopfzerbrechen – auch Olympiasiegerin Denise Herrmann blickt sorgenvoll voraus. Sie hoffe wenigstens „auf faire Verhältnisse und Streckenbedingungen“. Das werde „wettertechnisch sicherlich nicht ganz einfach“, ergänzte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling.

Nur mit Hilfe von Schneedepots konnte überhaupt eine Strecke präpariert werden. Ob die allerdings bei den Plusgraden hält, ist offen. Dennoch ist die Vorfreude auf eine „besondere Atmosphäre“ bei Herrmann-Wick, die in Ruhpolding lebt, groß. Erstmals seit 2020 sind wieder Zuschauer zugelassen.

Verzichten müssen die Fans allerdings auf Lokalmatadorin Franziska Preuß, die ihren viralen Infekt noch immer nicht ganz überwunden hat. Der 28-Jährigen läuft mit Blick auf die Heim-WM in Oberhof (8. bis 19. Februar) immer mehr die Zeit davon.

Preuß war schon bei den Wettkämpfen auf der Pokljuka/Slowenien in der vergangenen Woche und zu Saisonbeginn in Kontiolahti jeweils krank ausgefallen. Sie erlebt seit Jahren immer wieder gesundheitliche Rückschläge. Schon im Sommer hatte sie deshalb an ein Karriereende gedacht. Auch Vanessa Hinz fehlt nach wie vor im zwölfköpfigen Aufgebot.

Die Erwartungen an das deutsche Team sind bei den Heimrennen besonders hoch – gerade noch nach Pokljuka, wo die DSV-Stars weitgehend enttäuscht hatten. Es habe, so Bitterling, „nicht viel zusammengepasst. Es gilt, den Mund abzuputzen.“

Nach einem ersten Saisonteil mit acht Podiumsplatzierungen läuft längst die Analyse. „Es ist nicht so, dass wir katastrophal in Form sind. Wir machen es uns nur am Schießstand zu schwer“, betonte Bitterling. Daran arbeite man bereits mit allen Beteiligten „intensiv, dass wir in Ruhpolding wieder eine bessere Rolle spielen können“. Im Fokus stehen dabei einmal mehr Herrmann-Wick und bei den Männern Benedikt Doll. Beiden sind am ehesten vordere Plätze zuzutrauen.

Der stimmungsvolle Höhepunkt der Weltcup-Saison startet am Mittwoch (14.10 Uhr/ARD und Eurosport) mit dem Einzel der Männer über 20 km. Es folgen das Einzelrennen der Frauen am Donnerstag, die Staffeln am Freitag (Männer) und Samstag (Frauen) sowie die Massenstarts am Sonntag. Wenn das Wetter mitspielt.

Schon beim Training in kurzer Hose und T-Shirt an Silvester hatte Roman Rees ein ungutes Gefühl. „Da habe ich überlegt, ob überhaupt ein Wettkampf vorbereitet werden und dann auch stattfinden kann“, sagte der Biathlet. Im viel zu warmen Januar wird es in dieser Woche zwar einen Weltcup in Ruhpolding geben, die Anstrengungen dafür werden aber immer größer. „Das beschäftigt mich, denn ich merke, dass sich etwas verändert“, sagte Rees: „Schon wenn ich vier Jahre zurückschaue, merke ich, dass etwas mit dem Winter nicht stimmt.“

Oft schon glich Ruhpolding in der Vergangenheit im Januar einem Winter-Wunderland, tief verschneit, manchmal fiel sogar zu viel vom Himmel. Jetzt ist das anders. Ganz anders.

− sid/red

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