Fußball im Bezirk Niederbayern
Topbesucherzahlen, ein Traumtor und eine faire Geste prägten das Fußballjahr im Landkreis Kelheim

30.12.2023 | Stand 30.12.2023, 14:00 Uhr

Zuschauermagnet: Knapp 2000 Fans säumten das Langquaider Waldstadion, als Andreas Steffel (Trikotnummer 8) in der 2. Hauptrunde des Bayerischen Toto-Pokals gegen SSV Jahn Regensburg zum zwischenzeitlichen 1:1 einnetzte. Foto: Christian Kahler

Das Pokalspiel zwischen Bezirksligist TSV Langquaid und Drittligist SSV Jahn Regensburg zog knapp 2000 Zuschauer ins Waldstadion. Für den Gänsehautmoment schlechthin sorgte Andreas Steffel: Langquaids Routinier netzte in der 22. Minute zum zwischenzeitlichen 1:1 ein. Der beherzte Pokalfight zwischen Amateuren und Profis war aber nicht das einzige fußballerische Kräftemessen, das 2023 für Aufsehen sorgte – und möglicherweise über den Jahreswechsel hinaus wirkt.

Bis zur letzten Minute hatte sich Langquaid gegen den Jahn tapfer gewehrt. Die 1:4-Niederlage dürfte als ein absolutes Highlight in die Vereinsgeschichte eingehen, dürfte aber auch den vielen Fans in nachhaltiger Erinnerung bleiben. Langquaids Kicker mussten der anfänglichen Euphorie durch die beachtlichen Auftritte in Pokal und Bezirksliga Niederbayern West Tribut zollen: Kräfteverschleiß und Verletzungspech ließen in der Liga den Abstand zu den Topteams FC Ergolding und FC Dingolfing auf neun und sieben Punkte anwachsen.

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Der Wandel von einem Abstiegskandidaten im Vorjahr zu einem Top-Fünf-Team und Zuschauermagneten – die Ligaderbys gegen TV Schierling lockten insgesamt 1700 Zuschauer in beide Stadien – war dennoch gelungen. Trotzdem gehen Verein und Trainer Benjamin Flicker am Ende der Saison getrennte Wege.

Die größte Aufmerksamkeit zog das Relegationsspiel zur Bezirksliga zwischen FC Walkertshofen und TSV Abensberg auf sich. Auf der Sportanlage Aiglsbach fieberten 1492 Zuschauer für beide Teams mit. Walkertshofen drückte der Partie früh den Stempel auf und zog mit dem 3:1-Erfolg erstmals in die Bezirksliga ein.

Babonen beißen sich durch

Abensberg schien abgestiegen, doch der Rückzug von TuS Walburgskirchen öffnete ein Minitürchen für den Bezirksligaverbleib. Mit Siegen über FC Eintracht Landshut und SV Auerbach durften die Babonen über den Klassenerhalt jubeln.

Bereits am zweiten Spieltag gab es das Wiedersehen mit Walkertshofen. Vor 400 Zuschauern revanchierten sich die TSV-Kicker mit 4:0 erfolgreich für die Relegationsniederlage. Im Rückspiel wiederum hatte Walkertshofen die Nase vorne (2:0, 270 Zuschauer). Mit TV Aiglsbach (3. Platz), TSV Langquaid (4.), TV Schierling (5.), FC Walkertshofen (8.), ATSV Kelheim (9.) und TSV Abensberg (15.) ist das Kelheimer Fußballgäu stark wie noch nie in der Bezirksliga Niederbayern West vertreten.

Die Torjäger sind in Topform

Für Furore sorgten auch die Angreifer: Aiglsbachs Manfred Gröber führt die Torjägerliste der Liga (18 Treffer) an. Christian Brandl (16, Walkertshofen) und Johannes Grau (15, Schierling) folgen auf den Positionen zwei und drei. Aaron Bice (12) und Daniel Beerschneider (11, beide TSV Langquaid) sind ebenfalls in den Top-Ten vertreten. Das bisher schönste Tor der Spielzeit 2023/24 hat aber Niklas Schmidbauer (TV Aiglsbach) mit dem „Bayerntreffer des Monats“ September erzielt. Im Heimspiel gegen ASCK Simbach setzte er sich zuerst gegen zwei Gegenspieler durch und schlug den Ball dann von der Mittellinie aus perfekt in die Maschen.

Brandler Relegationsfluch

Nachdem sich im Sommer Schierling und Walkertshofen in die Bezirksliga verabschiedet hatten, setzten in der Kreisliga Donau/Laaber anfangs SV Niederleierndorf und SC Kirchdorf aus dem Kelheimer Gäu starke Akzente, ehe der Kontakt zur Spitzengruppe verloren ging. Zum zweiten Mal in Folge hatten die Kicker vom SV Ihrlerstein den Aufstieg in die Kreisliga über die Relegation versäumt. Nach einem begeisternden Match gegen SV Oberglaim (3:2) fehlten gegen TSV Tiefenbach (0:1) und TSV Velden (1:3) die Körner, um den Schritt in die höhere Liga perfekt zu machen.

Ihrlerstein greift erneut an: Als Tabellendritter (32 Punkte) der Kreisklasse Kelheim ist der direkte Aufstieg, aber auch der erneute Gang in die Relegation möglich. Die besten Karten halten Tabellenführer SG Offenstetten/Rohr (35) und die neu gegründete SG Sandharlanden/Bad Gögging (33) in der Hand. In der A-Klasse Kelheim sorgt die neue Spielgemeinschaft Essing/ATSV Kelheim II mit zehn Siegen und einem Remis für Furore.

Fair-Play geht vor

Starke Teams, schöne Tore und große Zuschauerkulissen lassen sich im abgelaufenen Jahr im Kelheimer Fußballgäu rasch finden. In Sachen Fair-Play setzte Matthias Faltermeier vom SC Kelheim den herausragenden Akzent: Der A-Klassist befand sich im Stadtderby gegen FC Kelheim (26. März) noch voll im Aufstiegsrennen und führte mit 1:0, als eine Flanke von Faltermeier in der 68. Minute zu einem Tor führte. Auf Nachfrage des Schiedsrichters bestätigte Faltermeier ohne Zögern, dass der Ball zuvor im Aus war. Die Partie endete mit einem 1:1.

SC-Trainer Tobias Meindl zollt der Aktion allerhöchsten Respekt: „Diese Ehrlichkeit ist mehr wert als drei Punkte. Ein Aufstieg muss ehrlich verdient sein.“ Auf Platz zwei der A-Klasse Kelheim dürfen die SC-Kicker erneut auf ein Kreisklassenticket hoffen.