Fußball Niederbayern West
Langquaids Weg in die Spitze: Die Wucht der Neuzugänge

08.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:15 Uhr

Mit sieben Toren hat Aaron Bice (in Blau) bisher restlos überzeugt. Er kam vom TSV Kareth-Lappersdorf aus der Landesliga nach Langquaid und fungiert dort auch als Co-Spielertrainer. Foto: Christian Kahler

Vergangene Saison zitterte der TSV Langquaid um den Klassenerhalt – jetzt spielt der Fußball-Bezirksligist vorne mit. Es ist kein Geheimnis, dass die Verpflichtung einiger höherklassiger Spieler dazu beiträgt. Was mancher Fußballfan kritisch beäugt. Für Trainer Benjamin Flicker ist der Weg aber „alternativlos“.

Bislang sind die Laabertaler in der laufenden Spielzeit als einziges Team noch ungeschlagen. Platz zwei hinter Neuling TV Schierling ist der aktuelle Lohn. „Die einzigen Niederlagen seit dem Sommer rühren aus der Vorbereitung gegen den Bayernligisten ASV Neumarkt und aus dem Pokal gegen den Drittligisten SSV Jahn Regensburg“, sagt Flicker, der ebenfalls frisch anheuerte, nicht ohne Stolz.

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Schon zu seinem Einstand präsentierte Langquaid ein namhaftes Trio: Aaron Bice, Christian Ludwig (beide TSV Kareth-Lappersdorf) und Stefan Schauer (SV Kasing) blicken auf teils reiche Landesliga-Erfahrung. Mit Christian Ludwigs Bruder Siegfried (früher Kareth) sowie Luis Sarisakal, der eigentlich bei Bayernligist Fortuna Regensburg eingreifen sollte, kam bis Ende August ein weiteres Duo mit überregionaler Visitenkarte. Das halbe Dutzend wurde abgerundet mit Filip Cvetkovic, der seine Laufbahn über die U19-Bayernliga begann.

Die Frage der Wahrnehmung



Coach Flicker vernimmt kritische Worte der „Aufrüstung“. „Für mich wird da einiges falsch wahrgenommen“, sagt der 36-Jährige, der mit TV Aiglsbach 2019 den Landesliga-Aufstieg feierte und später den Regionalligisten VfR Garching trainierte. Aus seiner Sicht war dringender Handlungsbedarf geboten. „Wir haben zwei Spieler abgegeben und wir haben Langzeitverletzte. Ohne einen breiten Kader kommt man nicht weit.“

Flicker verhehlt nicht, dass man die Qualität in erforderlicher Anzahl derzeit nicht aus den eigenen Reihen stellen könne. „Spieler aus der zweiten Mannschaft in der A-Klasse hoch zu ziehen, klappt kaum. Eher muss das erste Team bei der Zweiten aushelfen.“ Dass Eigengewächse ausgebremst würden, findet er nicht. „Aktuell haben wir nicht viele Talente. Es kommen aber wieder stärkere Jahrgänge und diese werden wir integrieren.“

Gezielt über Kontakte geholt



Bei den Neuzugängen müsse man genau hinsehen: Torjäger Bice leiste als Co-Spielertrainer auch Betreueraufgaben, Siegfried Ludwig sei ein Stand-by-Akteur. „An Cvetkovic und Sarisakal waren wir über Kontakte wochenlang dran. Wir agieren nicht wild drauflos.“ Im Übrigen war es „mein Wunsch nachzulegen“.

Flicker betont, dass er versuche, potenzielle Neuzugänge „mit sportlichen Visionen zu überzeugen“. Demnach stelle sich die Frage nach bezahlten Spielern nicht. „Bei einem Coach oder Co-Trainer ist eine Entlohnung im Amateurfußball gang und gäbe“, spricht er die Personalie Bice an. Die Verstärkungen hätten die übrige Mannschaft „aus dem Dornröschenschlaf geweckt“, befindet der Trainer. „Die eigenen Spieler sind besser geworden, der Konkurrenzkampf wird gefördert, jeder wird gekitzelt.“

Landesliga-Aufstieg ist kein „Muss“



Zur „Pflicht“ eines Landesliga-Aufstiegs geht Flicker auf Distanz. „Mit dem Erfolg ändert sich die Erwartungshaltung, auch bei den Spielern.“ Dennoch werde man daraus keine Ansprüche ableiten. „Wir wollen natürlich möglichst lange vorne mitspielen. Auch den Neuzugängen habe ich nicht den Landesliga-Aufstieg versprochen, das könnte ich gar nicht. Eine Saison steckt voller Überraschungen.“

Darum mahnt Benjamin Flicker auch vor dem Derby am Montag, 19.15 Uhr, beim TSV Abensberg. Die Rollen im Gastspiel beim Drittletzten sind klar verteilt. „Trotzdem wird es eine harte Nuss und wir müssen wachsam sein.“ Von den neuen Spielern fehlt Sarisakal, der mit einem Außenbandanriss drei bis vier Wochen ausfällt.