Es läuft die 67. Minute im Fußballspiel der Kreisklasse Deggendorf zwischen dem FC Moos und dem TSV Natternberg. Abstiegskampf pur im November! Seit der 52. Minute führt die Heimelf mit 1:0 in einem sogenannten Sechs-Punkte-Spiel. Was in dieser Minute passiert, ist für den FC geschichtsträchtig.
Alexander Zacher (49) kommt für die letzten Minuten ins Spiel. Das Spiel verlässt für ihn sein Sohn Tobias (22), der sich ein paar Minuten zum Durchschnaufen gönnt. Und anschließend wird das Spiel filmreif. Wenig später gelingt ausgerechnet dem Haudegen der Treffer zum 2:0. Letztendlich holt der FC Moos mit einem 3:0-Sieg drei wichtige Punkte im Kampf um den Ligaverbleib. Auch dank Alexander Zacher, dem Bürgermeister der Gemeinde im Landkreis Deggendorf!
Alexander Zacher ist Mooserer durch und durch, hat als Kind das Fußballspielen beim Fußballklub erlernt und durchlief alle Jugendmannschaften. Im Herrenbereich wurde der torgefährliche Stürmer von den gegnerischen Abwehrreihen gefürchtet. In der damaligen B-Klasse (heute Kreisklasse) stand er in den Rankings meist mit ganz oben und sorgte auch dafür, dass der FC Moos im Jahr 2000 in die Kreisliga aufstieg. Insgesamt bestritt er für seinen Heimatverein über 400 Ligaspiele und erzielte dabei 216 Treffer. Als Spielertrainer stand er beim FC Reichstorf (2004/05), der Spvgg Niederalteich (2007 bis 2009) und beim SV Buchhofen (2009 bis 2012), mit dem er 2009 über die Relegation den Aufstieg in die Kreisklasse Deggendorf feierte, auf dem Platz. Nach dem offiziellen Karriereende 2013 half Zacher immer wieder mal in der zweiten Herrenmannschaft der Mooser aus. Privat arbeitet Zacher in einer großen Osterhofener Baufirma im Vertrieb und Außendienst und ist seit 2020 auch ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Moos.
Familientreffen auf dem Spielfeld „nicht eingeplant“
Aufgrund großer personeller Sorgen kamen die Verantwortlichen vor den letzten Partien im November auf die Idee, Zacher mal wieder zu reaktivieren. Der Vollblutfußballer musste nicht lange überredet werden, und bereits beim ersten Einsatz, beim 1:1 in Bernried, kam es zum Familientreffen, wo der immer noch fitte „Fußballrentner“ einen hervorragenden Eindruck hinterließ. „Man ist natürlich stolz, wenn man in der ersten Herrenmannschaft mit seinem Sohn ein Tor bejubeln kann“, sagt der Routinier im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Und wenn es nur ein paar Minuten sind: Mit dem Sohn in einer Mannschaft spielen zu können, macht schon Spaß. Das war eigentlich so in der Lebensplanung nicht eingeplant“, sagt Zacher lachend. Sein Sohn Tobias ist vom Momentum noch immer ganz angetan: „Mich hat es extrem gefreut mit meinem Papa auf dem Platz stehen zu können. Ich denke, das können nicht viele erleben. Zudem weiß ich, dass dieser Moment meinen Vater sehr viel bedeutet und das freut mich umso mehr, dass ihm dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Jetzt hat er sich seinen Fußballruhestand mehr als verdient“, so der Sohnemann strahlend.
Zacher junior hat bislang in der laufenden Saison neun Tore für seine Mannschaft erzielt und ist mit Angreifer Tobias Aschenbrenner (38 / zehn Treffer) Topscorer des FCM. Im Frühjahr steht bei den Zachers der Klassenerhalt in der Kreisklasse Deggendorf an oberster Stelle. Ob Zacher senior nochmal die Fußballstiefel auf Dauer schnürt, beantwortet der stürmende Bürgermeister mit einem Grinsen im Gesicht: „Ich habe keine Ambitionen mehr, noch einmal voll anzugreifen!“ Aber wie lautet der bekannte Titel eines James-Bond-Films? Sag niemals nie...
− red
