Vorwürfe gegen Playoff-Gegner Ravensburg
Gezielte Attacken der Towerstars? EV Landshut mit der Kraft der Wut in den Showdown

27.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:24 Uhr

Attackierter Tyson McLellan (vorn): Gezielte Aktionen gegen ausgesuchte Profis wirft man beim EV Landshut Playoff-Gegner Ravensburg vor. −Foto: Imago Images

Mit Trotz und Wut haben sich die Eishockey-Profis das siebte Spiel um den Halbfinal-Einzug gegen die Ravensburg Towerstars erkämpft. In Ravensburg fällt am Dienstag (Spielbeginn 20 Uhr) die Entscheidung in der Viertelfinal-Serie – und beim EVL könnte die grimmige Entschlossenheit nicht größer sein.

Im sechsten Spiel hatten die Landshuter am Sonntagabend die Towerstars vor 4000 zum Teil ekstatischen Fans 5:2 niedergerungen. Ein Kraftakt, der nicht losgelöst vom Freitagspiel in Ravensburg (5:6 n.V.) betrachtet werden kann. Aus Landshuter Sicht waren dort Jack Doremus und Tyson McLellan Opfer gezielter Aktionen der Ravensburger geworden. Beide hatten Oberkörperverletzungen erlitten und fehlten im sechsten Spiel, in dem der EVL nur eine 14 Akteure umfassende Rumpftruppe aufs Eis schicken konnte. Um wenigstens neun Stürmer zusammenzubekommen, halfen mit Youngster Michael Reich und Jan Pavlu zwei gelernte Verteidiger in der Offensive aus. Doch mit ordentlich Wut im Bauch und angetrieben von einer rot-weißen Fan-Mauer in der Fanatec-Arena zwangen die dezimierten Landshuter den Favoriten und Hauptrunden-Zweiten in die Knie – und ins entscheidende siebte Spiel.

Die Brisanz vor dem Showdown könnte nun kaum größer sein. EVL-Geschäftsführer Ralf Hantschke war nach den Ereignissen vom Freitag öffentlich zur Attacke übergegangen, hatte von Methode auf Ravensburger Seite gesprochen und die Bestürzung beim EV Landshut zum Ausdruck gebracht. „Nach der Auszeit der Ravensburg Towerstars im zweiten Drittel wurden Schlüsselspieler unserer Mannschaft bewusst attackiert, um diese aus dem Spiel zu nehmen“, sagte Hantschke auf Webseite der Landshuter. Tatsächlich waren in der von Minute zu Minute ruppiger werdenden Partie vor allem Jack Doremus und Tyson McLellan Leidtragende. Sie mussten mächtig einstecken und konnten im letzten Drittel nicht mehr aufs Eis. „Wir haben die Pflicht, unsere Spieler zu schützen und ein derartiges Verhalten, das von den Schiedsrichtern in weiten Teilen nicht bzw. unzureichend geahndet wurde, klar anzusprechen“, kritisierte Hantschke. Der Verein habe sich deshalb gegenüber der Liga deutlich positioniert „und dieses Fehlverhalten mit allen dazu notwendigen Formalitäten unmissverständlich angezeigt“, stellte Hantschke fest. „Als Geschäftsführer des EV Landshut habe ich nicht nur unseren Spielern, sondern auch dem Eishockeysport gegenüber eine Verantwortung zu tragen. Die Gesundheit der Spieler und ein fairer, sportlicher Wettbewerb müssen immer im Vordergrund stehen. Das war aus Sicht des EV Landshut im Spiel in Ravensburg nicht gegeben“, schloss Hantschke.

Die äußeren Umstände haben dafür den inneren Zusammenhalt beim EV Landshut in einem Maße gestärkt, wie er im Auf und Ab der Hauptrunde so nicht zu sehen war. Über 4000 Fans feierten am Sonntag noch bis weit nach Schlusspfiff den erneuten Ausgleich in der „Best of Seven“-Serie und skandierten „Und am Dienstag schmeißen wir euch raus!“

„Für uns gab es heute nur siegen oder fliegen. Am Ende ist nicht ausschlaggebend, wie viele Spieler du hast, sondern wie viele Spieler ihren Job richtig machen“, fasste ein stolzer EVL-Trainer Heiko Vogler zusammen. Er sprach von „mit dem besten Eishockeyspiel, das wir in dieser Saison gezeigt haben“. Die Wirkung der Unterstützung von den Rängen hatte Vogler offenbar am eigenen Leibe verspürt. „Ich hatte heute zwischendurch am ganzen Körper Gänsehaut und auch Tränen in den Augen. Die Mannschaft hat sich diese Stimmung einfach verdient“, resümierte der EVL-Cheftrainer. Noch enger zusammengerückt ist das Team auch – und voller wilder Entschlossenheit. Verteidiger Benedikt Brückner sagte bei Sprade-TV: „Auch wenn bei unserem Auto alle Räder abfallen, wir rollen einfach weiter.“ Am liebsten jetzt ins Halbfinale.