Nie mehr Regionalliga?
Ausgebremst von Hurrikan Ida, aber: Niederbayer Pex hat in Amerika noch ganz viel vor

19.01.2022 | Stand 19.09.2023, 3:07 Uhr

Bleibt ein Pirat: Johannes Pex läuft auch in diesem Jahr für die Seton Hall University auf. −Fotos: Seton Hall University

Sein Leben hat sich 2021 grundlegend geändert. Und darüber ist Johannes Pex ganz froh. "Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte", sagt der Stephansposchinger, der sich vor genau einem Jahr dazu entschieden hat, in Amerika zu studieren und dort Fußball zu spielen. Wann er wieder zurück kommt? Und ob er überhaupt noch einmal für den SV Schalding auflaufen wird? Offen. Die Pläne von Johannes Pex lassen zumindest anderes vermuten.

Über Weihnachten und Neujahr weilte der bald 24-Jährige in der Heimat. Wenn die Schaldinger in dieser Woche mit der Vorbereitung auf die Mission Klassenerhalt in der Regionalliga starten, wird Pex wieder im Flieger Richtung New York sitzen. Mit einem Aushilfseinsatz wie im Sommer, als der Verteidiger die ersten fünf Spiele überraschend für den SVS auflief, wird es 2022 vorerst nichts. Auch wenn für Pex die Uni-Meisterschaft in Amerika dieses Mal bereits beendet ist.

Zum zweiten Mal ins Team der Saison gewählt



Rückblick: Als der junge Niederbayer vor genau einem Jahr über ein Stipendium in die Saaten kommt, startet er mit seiner Seton Hall University einen furiosen Siegeszug. Am Ende gewinnen die Piraten, wie die Kicker aus New Jersey genannt werden, erstmals seit über 30 Jahren die Big-East-Liga. Pex wird ins Team der Saison gewählt und zählt bald zu einem der bekanntesten Gesichter an seinem Uni-Campus.

Auch in der neuen Saison läuft es bestens für den 23-Jährigen, der bei der Spvgg Greuther Fürth und beim 1.FC Nürnberg ausgebildet wurde. Zumindest persönlich. Pex spielt erneut eine bärenstarke Runde, erzielt als Verteidiger die meisten Tore seiner Mannschaft, legt zudem am häufigsten einen Treffer auf. Wieder wird er zu einem der Top-Spieler in der Liga gewählt. Insgesamt allerdings fehlt den Piraten in dieser Runde etwas die Power. Zum Saisonstart hält der Höhenflug zunächst an. Doch als Anfang September Hurrikan Ida über die amerikanische Ostküste fegt und auch die Hall-Universität nicht verschont, kommt es zum Bruch. Der Sturm zerstört den Kabinentrakt der Piraten. "Das hat uns irgendwie aus der Bahn geworfen", sagt Johannes Pex. "Hier in Amerika wird im Sport oft über das Momentum geredet, das richtige Feeling ist ganz wichtig. Dieses haben wir leider verloren."

Statt wie im Vorjahr um den nationalen Titel zu kämpfen, heißt es für Pex und seine Mitspieler nun trainieren, vorbereiten für die neue Saison. Bei den Piraten steht ein großer Umbruch an, gleich zehn neue Spieler werden kommen. Pex soll helfen, das Team zu formen, "der Trainer fragt uns Führungsspieler oft, was wir von möglichen Neuzugängen halten", sagt er. Kein Wunder, dass die Uni den Deutschen unbedingt halten wollte. Und Pex sagte gerne zu. Er kann sich sogar vorstellen, bis zu seinem geplanten Studienende im Mai 2023 in den Saaten zu bleiben. "Im Frühling werde ich noch für einen Monat nach Innsbruck gehen und dort eine Art Auslandssemester absolvieren. Innsbruck ist eine Partner-Uni der Seton Hall", berichtet Pex. Anschließend soll es zurückgehen nach New York, wo er demnächst auch ein Praktikum in Manhattan absolviert. "Über die Uni haben wir hervorragende Verbindungen zu großen Firmen. Und für die Bereiche Finanzen und IT ist New York natürlich ideal. "

Über das Praktikum könnten sich anschließend wiederum berufliche Möglichkeiten eröffnen. Die Absolventen der Seton Hall Universität sind begehrt, schließlich verfügt die Uni mit der Stillman Business School über eine der besten Wirtschaftsfakultäten des ganzen Landes. Gut möglich also, dass Pex sogar noch länger in Amerika bleibt, schließlich liegt sein Fokus klar auf der beruflichen Karriere.

Mit dem Traum von der großen Fußballbühne hat er dagegen anders als viele seiner Mitspieler abgeschlossen. "Die meisten von uns schielen schon noch auf einen Profi-Vertrag. Aber für mich ist das Thema erledigt." Dabei hätte er durchaus gute Karten, schließlich steht er dank seiner Leistungen im Fokus größerer Vereine und kann zudem mit starken Daten überzeugen. "In Amerika kommt sehr viel auf Statistiken an. Die sind bei mir recht gut, daher würde vielleicht schon nochmal etwas gehen. Aber ich habe andere Pläne, konzentriere mich wirklich voll auf die berufliche Ausbildung."

Vielleicht nie mehr für den SV Schalding



Den Fußball liebt Johannes Pex freilich immer noch. Mittlerweile ist er aber eher Mittel zum Zweck geworden, schließlich finanziert er sich damit das komplette Studium – durch sein Sport-Stipendium werden alle Kosten in Amerika übernommen.

Irgendwann will Johannes Pex definitiv wieder zurück kommen nach Deutschland. Ob sich dann Job und höherklassiger Fußball noch kombinieren lassen, ist fraglich. Es könnte also durchaus sein, dass der Verteidiger sein letztes Regionalligaspiel bereits absolviert hat. Beim 1:1 am 5. August gegen Eltersdorf bereitete Pex den Schaldinger Last-Minute-Ausgleich durch Alex Mankowski vor. Seither verfolgt er das Geschehen intensiv aus der Ferne. "Ich bin natürlich über alles informiert. Die Mannschaft hat vielleicht ein paar Punkte zu wenig geholt, am Ende wird es aber zum Klassenerhalt reichen." Warum? "Ich kenne die Jungs mittlerweile. Wenn es drauf ankommt, dann sind sie da. Das ist irgendwie schon in ihrer DNA." In Amerika würden sie wohl sagen: Das Schaldinger Timing ist einfach top.