Achter EM-Streich
Eva Trost vom ASV Piding Masters-Siegerin über die 800 Meter – Silber über 1,5 Kilometer in Italien eingetütet

11.10.2023 | Stand 11.10.2023, 15:11 Uhr
Hans-Joachim Bittner

Eva Trost (rechts) bei der Verfolgung der britischen Siegerin Lucy Elliott über die 1500 Meter in Pescara.  − Foto: Veranstalter/Gp.it

Sie hat es wieder geschafft: Eva Trost, Mutter der Mittelstrecklerin Katharina Trost, ist zum achten Mal Masters-Europameisterin geworden. Erstmals in der Altersklasse der 55- bis 59-Jährigen startend trat die Pidingerin als jüngster Jahrgang ihrer Gruppe mit dem Ziel an, sowohl über die 800 Meter – ihre Parade-Distanz (1986 persönliche Bestleistung 2:04 Minuten) – als auch die 1500 Meter Gold zu holen.

Über zwei Stadionrunden á 400 Meter klappte das in souveräner Art und Weise: Platz 1. Auf den 1,5 Kilometern wurde es Silber: „Damit bin ich nicht ganz zufrieden“, betont die 55-Jährige. „Mein Anspruch ist immer sehr hoch“, schmunzelt sie. Trost will stets den maximalen Erfolg, das begleitet sie ihr langes Sportlerinnen-Leben. Gold und Silber bei der EM sind ein mehr als starkes Resultat – erst recht, da die Läuferin immer wieder von Problemen, nicht nur mit der Achillessehne im rechten Fuß, begleitet wird.

Im Stadio Comunale Montesilvano in Pescara herrschten perfekte äußere Bedingungen: „Durch die Meeresnähe war’s nicht zu heiß“, schätzte Trost die Temperaturen. Die Organisation ließ in einigen Bereichen jedoch zu wünschen übrig: „Das Stadion war nicht das sauberste, die Abläufe haben öfters nicht geklappt. Die 4 x 400-Meter-Staffeln aller Frauen waren von Anfang an erst nach der Abschluss-Zeremonie angesetzt“, kritisiert die Leichtathletin. Auf die Siegerehrungen mussten manche der rund 5000 Sportler stundenlang warten.

Über die 1500 Meter spürte Trost deutlich, dass die Grundlage aus dem Wintertraining fehlte. Zudem wäre sie lieber zuerst die 800 Meter gelaufen, um „den ziemlich sicheren Titel“ bereits in der Tasche zu haben und unbeschwerter auf die 1,5-Kilometer-Distanz gehen zu können. Dazu kam eine extrem starke Konkurrenz: „Das hätte ich nicht gedacht“, sagt sie ehrlich, da beispielsweise Weltrekordhalterin Anne Gilshinin (4:41.46) aus Irland verletzungsbedingt fehlte und auch einige andere, ihr bekannte starke Konkurrentinnen nicht am Start waren. Auf der Bahn duellierte sich Trost mit der Britin Lucy Elliott, die von Anfang an Tempo machte und in 4:54.25 Minuten souverän Gold holte. „Ich hätte meinen Schlusssprint vielleicht noch später beginnen sollen. Hinterher ist man immer schlauer“, betont die Pidingerin. Die 55-Jährige blieb der späteren Siegerin als einzige der 14 Mitstreiterinnen vom Start weg dicht auf den Fersen und versuchte ihr Glück per Schlussspurt eingangs der Zielgerade.

Elliott, die lange nicht auf internationalem Parkett erschienen und somit schwer einzuschätzen war, konnte als Erste überhaupt den starken letzten Metern Trosts international standhalten. Beide blieben unter fünf Minuten. Für die Oberbayerin blieb die Uhr bei 4:56.38 Minuten stehen, Bronze sicherte sich Antonia Alvares Ruiz (5:09.46) aus Spanien. Die Qualifikation fürs Rennen war über einen Vorlauf gegangen, in dem Trost Dritte geworden war (5:39.17 ). „Ich konnte mich ein wenig schonen.“ Die besten 16 qualifizierten sich fürs Finale.

Wichtiger waren Trost die 800 Meter: Die funktionierten ohne Vorlauf perfekt, obwohl intensive Trainingseinheiten erst circa drei Wochen vor der EM möglich waren. Nach 100 Metern wurden die Schmerzen im Fuß rasch vom Adrenalin verdrängt. Sie freute sich, dass eine Konkurrentin richtig aufs Tempo drückte – das sie nur mitgehen musste. Trost überholte die Läuferin vor ihr zeitig und feierte in 2:26.99 Minuten einen souveränen Sieg vor den beiden Spanierinnen Esther Colas Roman (2:29.67) und Antonia Alvarez Ruiz (2:30.97).

Den W55-Weltrekord verpasste Trost, die sich in Führung liegend nicht ein einziges Mal umdrehte, um zu sehen, was die anderen machen, um sieben Sekunden: „Den wollte ich eigentlich schon vor der EM laufen, doch die ständigen Einschränkungen im Training haben das nicht zugelassen“, so die Läuferin des ASV Piding. Ihren eigenen deutschen Rekord unterbot sie jedoch. Insgesamt hält Trost drei Seniorinnen-Weltrekorde: Jeweils in der W50-Kategorie über 800 und 1500 Meter in der Halle sowie 800 Meter draußen. Nun sind die W55-Rekorde das anvisierte Ziel für 2024.

Die Staffeln – Mixed- und Damen 4 x 400 Meter – konnte Trost aufgrund ihrer Achillessehne nicht mehr bestreiten. 2024 geht’s im August zur WM ins schwedische Göteborg: „Darauf freue ich mich schon sehr“, so die Oberbayerin. Davor möchte sie für die Hallen-EM im März in Torun (Polen) fit werden: „Die Veranstaltung dort ist immer top organisiert und macht viel Spaß.“