Landesfinale in Regensburg
Wo Ringen an der Schule ganz normal ist und sogar Anziehungskraft hat

24.03.2024 | Stand 24.03.2024, 12:15 Uhr

Einer der Siemens-Ringer im Einsatz beim Landesfinale in eigener Halle: Hamit Chelik (in Blau) bot einen spektakulären Kampf. Fotos: CLAUS Wotruba (2)

Ringen im Schulsport ist keine Selbstverständlichkeit. Und so schaut schon mal ein Präsident persönlich vorbei. „Es ist ist meistens davon abhängig, ob ein Ringer unter den Lehrern ist, den Trainerschein hat und das anbietet“, sagt Florian Geiger, der Chef des Bayerischen Ringer-Verbandes (BRV).

In Regensburg ist so ein Lehrer da: Markus Anthofer ist beim ACR aktiv, der am Ende der vergangenen Saison erstmals seit 40 Jahren Bayernliga-Meister wurde, aufstieg und sich sehr der Nachwuchsarbeit verschrieben hat. Auch Anthofers Söhne sind beim ACR aktiv.

Und so zog Papa Anthofer, stellvertretender Schulleiter am Werner-von-Siemens-Gymnasium (WvS), das Landesfinale der bayerischen Schulen erstmals an Land. 21 Schulen von Trostberg und Treuchtlingen über Markt Schwaben und Unterschleißheim bis Bayreuth und Nürnberg waren da. Tendenz steigend. „Die Delle von Corona ist überwunden“, befindet Anthofer.

Auch ein zweiter Platz

Dass die Eliteschule des Bertolt-Brecht Gymnasiums in beiden Klassen gewann, war nicht die Überraschung, aber die Siemens-Mannschaften in der Wettkampfklasse II schlugen sich als Zweiter und Sechster (von zwölf Teams) dort wacker. Die Ringer-Neulinge in der Klasse III taten sich als Siebter von acht da schwerer.

Für junge Sportler, die Ringen ambitionierter betreiben wollen, ist das Ringer-Angebot am Siemens-Gymnasium inzwischen „ein Argument für die Schule, weil wir als Partnerschule des Sommersports gewisse Vorteile wie Förderunterricht, Freistellung von Schulaufgaben für Wettkämpfe anbieten können. Ringen war die erste Sportart, die zugeschlagen hat. Wir warten auf eine Erweiterung, vielleicht mit Fußball oder Leichtathletik.“ Das Ringer-Angebot am Siemens ist durchaus üppig. „Wir haben eine Arbeitsgemeinschaft mit dem ACR. Dass wir Stützpunktschule Ringen sind ist die zweite Säule“, listet Anthofer auf. „Wir haben dreimal die Woche Mittagstraining und bieten dreimal die Woche morgens Krafttraining an.“

Sinnigerweise begann das WvS-Ringerprojekt just zu vermeintlich ungünstigster Zeit vor drei jahren in Coronatagen, „als es schwierig für Kontaktsportarten war. Wir haben das immer weiter aufgebaut. Jetzt nehmen gut 30 Leute die Angebote der Trainingseinheiten über die Woche wahr.“ Übrigens längst auch Mädchen. „Das ist voll im Wandel“, sagt Anthofer. „Viele machen anderen Sport zusätzlich, spezialisieren sich irgendwann, aber finden es mindestens als Ergänzung gut.“

Sogar im Lehrplan vorhanden

Auch interessant: Ringen ist sogar als Rangeln und Raufen „in der Unterstufe im Lehrplan verankert. Viele Referendare trauen sich aber nicht zu. Wir werden deswegen eine Fortbildung dazu machen“, berichtet Anthofer und verweist auf das Interesse. „Beim Tag der offenen Tür hatten wir eine Matte da liegen – und die war immer voll.“

Und so nimmt die Schule auch wieder die Rolle des Talenteentdeckers für den verein wahr. Was man fürs Ringen braucht? „Grundathletik, Schnelligkeit, Umschalten im Kopf, in welcher Situation was zu tun ist, Kraft und eine gewisse Härte“, sagt Markus Anthofer. „Dass ich nicht gleich zurückweiche, wenn einer mich anpackt. Die Neuen trauen sich das noch nicht so recht. Das war auch hier schön zu sehen.“