Bundesliga in Stuttgart
Irres Spiel der Jahn-Futsaler um Platz drei

12.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:05 Uhr

Gut beschäftigt war 1889-Keeper Raul beim Bundesliga-Topspiel in Stuttgart, konnte aber in seinem 100. Pflichtspiel nicht alles Unheil verhindern. Foto: Christian Herbst

Von Claus-Dieter Wotruba

Regensburg. So ein Jubiläum bleibt für immer und ewig im Gedächtnis. „Das werde ich mit Sicherheit nie vergessen“, sagte Raul, der 36-jährige brasilianische Futsal-Torwart mit italienischem Pass nach dem Bundesliga-Match in Weilimdorf, seinem 100. Pflichtspiel für den SSV Jahn 1889. Denn zweifelsfrei: Eine 7:8 (2:4)-Niederlage ist kein Ergebnis, das einen Torwart erfreuen kann.

Es war ein irres Futsalspiel, das die rund 300 Zuschauer, darunter zwei Hände voll Regensburger, beim Stuttgarter-Stadtbezirksklub TSV Weilimdorf in der Spechtweg-Halle geboten bekamen. Der Hallensprecher hatte das Duell, bei dem es am vorletzten Bundesliga-Spieltag um Platz drei der Hauptrunde ging, angesichts der Vorgeschichte vieler knapper Duelle in der Regionalliga (zwei 1889-Siege, ein Unentschieden und vier Niederlagen) als „El Clasico des Südens“ angekündigt und sich auch eine Anspielung an das Hinspiel nicht verkneifen können. „Das Hallendach ist dicht“, meinte er mit Blick auf die am 19. November in der Nord-Halle wegen Wasser auf dem Spielfeld nicht angepfiffenen Partie, die Weilimdorf nach dem DFB-Urteil kampflos die drei Punkte brachte.

Im Duell des deutschen Meisters von 2019 und 2021 gegen den deutschen Meister von 2017 aus Regensburg entwickelte sich ein temporeiches Spiel mit tollen Toren – und ein paar Pannen. Beim 1:1-Ausgleich kullerte dem deutschen Nationaltorwart Philipp Pless nach Gustavos Schuss er Ball zwischen den Beinen über die Linie – kein Tag der Torhüter. Gustavo hätte mit seinen Saisontreffern elf bis vierzehn, mit denen er sich jetzt an die Spitze der internen Torschützenliste des SSV Jahn 1889 setzt, der Mann des Spiels sein können. Sein Heber zum 4:4 war eines der zahlreichen Schmankerl des Samstagabends.

Wildes Offensiv-Spektakel

Vor allem in den zweiten 20 Minuten war es ein vogelwildes Offensiv-Spektakel mit Treffern im Sekundentag. Binnen 49 Sekunden hatte der SSV Jahn 1889 seinen 2:4-Pausenrückstand wettgemacht, lag 18 Sekunden später wieder zurück, glich durch Spielertrainer Lukas Kruel neuerlich zum 5:5 aus (27:57) und handelte sich binnen 27 Sekunden bis zur 31.Minute dann eben doch wieder den alten Zwei-Tore-Rückstand ein, der bis 2:22 Minuten vor Ende Bestand hatte.

Im Endspurt versuchten es die Regensburger ab 34:21 mit fliegendem Torwart und verkürzten prompt auf 7:8. Rückkehrer und Routinier Andre Peres (35), der seit vergangenem Montag wieder in Deutschland ist und das Team für die Endphase und Playoffs verstärken wird, hatte 23,3, 14,5 und 3,1 Sekunden vor der Schlusssirene dreimal binnen 20 Sekunden das 8:8 auf dem Schlappen, traf aber nicht. Der siebte Sieg im siebten Spiel 2023 für Weilimdorf war perfekt.

Der SSV Jahn 1889 wird also unabhängig vom Ausgang des letzten Hauptrunden-Heimspiels am Samstag (16 Uhr) in der Clermont-Ferrand-Halle als Vierter in die Playoffs gegen den Tabellenfünften gehen. Das Viertelfinale geht am 1./2. April auswärts über die Bühne, das Heimspiel am 8. April. Als Gegner kommen die HSV-Panthers und Fortuna Düsseldorf in Frage, die am letzten Spieltag direkt aufeinandertreffen.

Aufstiegsspiele für U19?

Und noch eine irre Geschichte: Die U19, ehemals Tabellenletzter, kann sich im Bayernliga-Vorspiel und Regensburger Derby gegen den Futsal Club am Samstag (12.45Uhr) ebenfalls in der Clermont-Halle auf Rang zwei vorkämpfen und dürfte dann wohl um den Regionalliga-Aufstieg spielen.

Statistik: Weilimdorf – SSV Jahn 1889 8:7 (4:2)

SSV Jahn 1889:
Raul (Weber) – Kruel, Halison, Gustavo, Marquinhus; Simao, Günter, Andre Peres, Alberto, Herterich, Palutka

Tore: 1:0 (1:53) Ak, 1:1 (3:44) Gustavo, 2:1 (13:38) Bozinovic, 3:1 (15.30) Sesar, 4:1 (17:27) Sözer, 4:2 (19:21) Halison, 4:3 (23:19) Gustavo, 4:4 (24:08) Gustavo, 5:4 (24:26) Dervishaj, 5:5 (27:57) Kruel, 6:5 (29:57) Gudasic, 7:5 (30:24) Gudasic, 7:6 (30:27) Marquinhus, 8:6 (31:55) Gudasic,8:7 (37:38) Gustavo