Die Beste der zweiten Handball-Bundesliga
Franziska Peter wird zur Spielerin des Jahres gewählt – ESV 1927 empfängt zum Abschluss die Füchse Berlin

26.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:20 Uhr
Gerd Winkler

Franziska Peter (Nummer acht), die frischgebackene Spielerin des Jahres der zweiten Handball-Bundesliga der Frauen, wird den Bunkerladies nach ihrer Vertragsverlängerung auch in den kommenden beiden Spielzeiten zur Verfügung stehen. Foto: Andreas Nickl

Freud und Leid liegen bei den Handballfrauen des Zweitligisten ESV 1927 Regensburg (4., 39:19 Punkte) dieser Tage ganz eng beieinander.

Der scheidende Trainer Csaba Szücs ist wegen eines Trauerfalls an diesem Samstag um 17 Uhr im Heimspiel gegen die Füchse Berlin (3., 42:16) abstinent und kann überdies nicht gebührend verabschiedet werden.

Dem steht Glückseligkeit gegenüber: Kreisläuferin Julia Drachsler wurde von Bundestrainer Alexander Novakovic für die seit Mittwoch und bis zum Sonntag andauernde Beachhandball-Europameisterschaft in Nazare (Portugal) nominiert und fehlt entsprechend ebenfalls beim letzten Spiel dieser so erfolgreichen Saison.

Doppelter Grund zur Freude

Unterdessen hatte Galionsfigur Franzi Peter am Donnerstag gleich einen doppelten Grund zum Feiern. Am Abend ging vor dem Abschlusstraining wie geplant die zweijährige Vertragsverlängerung über die Bühne.

Wenige Stunden zuvor schlug ein Anruf bei Abteilungsleiter Dieter Müller wie eine Bombe ein: Die Handball Bundesliga Frauen (HBF) hat Peter als Spielerin der Saison in der zweiten Bundesliga auserkoren. Im Oberhaus wurde Annika Lott vom Thüringer HC diese Ehre zuteil. Stimmberechtigt waren die Trainer und die Mannschaftskapitäninnen jedes Vereins. Die Auszeichnung wird zum Start der neuen Saison überreicht.

Für die stets bescheidende Peter eine Ehrung aus dem Nichts: „Mittag hat Dieter Müller angerufen und gesagt: ‚herzlichen Glückwunsch‘ – ja, was ist denn jetzt los?“ Sie habe vor lauter Glücksgefühlen gleich zum Heulen angefangen. Der Abteilungsleiter habe sie sofort geimpft, „dass ich dichthalten muss und dass ich keinem Menschen etwas sagen darf.“ Die HBF hatte die Information mit einem Sperrvermerk versehen, erst als am Freitagmittag die Pressemitteilung über den Ticker ging, war diese aufgehoben. Als Minuten später der ESV den Inhalt auf Facebook hochgeladen hatte, sei sie per WhatsApp von Glückwünschen geradezu erschlagen worden: „Es haben sich auch Leute gemeldet, mit denen ich schon lange keinen Kontakt mehr hatte.“ Der nächste Satz ist typisch für Peter: „Ich möchte betonen, dass der Erfolg mit der Mannschaft an erster Stelle steht“.
Jahr für Jahr erhält Peter Anfragen zum Wechseln. Bis zum gestrigen Freitag „haben sechs Vereine aus der ersten und zweiten Liga angeklopft.“ Die 24-Jährige nimmt das gelassen zur Kenntnis: „Für mich steht fest, dass ich beim ESV bleibe.“ 2016 wechselte die Linkshänderin zur Talentschmiede des HC Leipzig, nach einem halben Jahr war das Heimweh so groß, dass sie die Zelte in Sachsen abbrach. Zwei Jahre zuvor wurde der Blondschopf mit der deutschen U18-Auswahl Vizeweltmeister in Mazedonien.

Die Halbrechts bekommt im September ihre Auszeichnung, der Verein hat dank der Vertragsverlängerung jetzt schon Handfestes. „Die vorzeitige Verlängerung macht uns sehr stolz. Franzi ist ein Eigengewächs und Vorbild für unsere vielen Jugendspielerinnen“, kommentierte Abteilungsleiter Müller. „Ich kann hier in meiner Heimatstadt ideal Beruf und Leistungshandball verbinden. Ich freue mich sehr, weiter für meinen Herzensverein und mit guten Freundinnen spielen zu können“, nennt Peter die Gründe für das Bekenntnis zum ESV.

Unterdessen steht der Zweitligist vor einem Umbruch: hier ein neuer, noch zu verpflichtender Trainer, dort vier Abgänge – in Summe ein bis dato nicht gekannter Aderlass an der Dechbettener Brücke. Bisher hatten die Verantwortlichen kommuniziert, dass Amelie Bayerl, eine der stärksten Rückraum-Mitte ligaweit, künftig nicht mehr an Bord ist. Nun sind drei weitere Verabschiedungen vorzunehmen. Getuschelt wird seit geraumer Zeit, im Vorfeld möchte der ESV die Namen nicht bestätigen.

Schiegerl und Lettl zurück

Bevor sicherlich die Tränen fließen, sind die Füchse Berlin zu bespielen, die im Kampf um Relegationsplatz zwei massiv unter Druck stehen. Bislang haben die Bunkerladies alle drei Vergleiche mit den Hauptstädtern verloren. Vielleicht gelingt unter der Regie von Co-Trainer Bernie Goldbach, Zählbares einzufahren. „Im Gegensatz zu Berlin können wir befreit aufspielen“, stellt Goldbach klar.

Auf dem rechten Flügel hat er ein Luxusproblem: Nicole Schiegerl und Theresa Lettl sind wieder zurück und die bis vor zwei Wochen im Bayernligateam geparkte Veronika Durankova ist nach ihrem starken Zweitligadebüt in Harrislee ebenfalls an Bord.