Eine Kopie des Lintford-Spiels
Zweitliga-Frauen des ESV 1927 gehen gegen Mainz 14 Sekunden vor Schluss k.o.

24.03.2024 | Stand 24.03.2024, 19:36 Uhr |
Gerd Winkler

Rechtsaußen Annalena Kessler erzielte mit sieben Würfen in der ersten Halbzeit alle ihre sechs Tore. Foto: Andreas Nickl

Anhänger von den Bunkerladies des Handball-Zweitligisten ESV 1927 Regensburg, die eine Woche zuvor den Livestream bei der 29:34-Niederlage in Lintfort verfolgten, sahen im mit 25:26 (18:15) verlorenen Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 eine Kopie davon: Vom Spielverlauf an sich sowie der Art und Weise des Einbruchs zum Ende.

In Lintfort gelang in den letzten fünfeinhalb Minuten kein Treffer mehr, nun herrschte in den letzten sieben Minuten Ebbe. Mainz lag bei 10:9 (13.) zuletzt vorne, dann erstmals wieder 14 Sekunden vor Abpfiff. In Lintfort hatten die Bunkerladies ab dem 6:5 (10.) die Führung übernommen und diese ab dem 26:27 (52.) abgegeben.

Die dritte Niederlage an der Dechbettener Brücke hat jedoch keinen Flurschaden hinterlassen, der Vorsprung auf Relegationsplatz zwölf beträgt weiterhin fünf Punkte. Unterdessen steht Mainz mit nun 25 Zählern, zwei mehr als der ESV, auf dem Konto unmittelbar vor dem Klassenerhalt. Am Samstag ruft das bayerische Derby beim bereits abgestiegenen abgeschlagenen Schlusslicht HCD Gröbenzell, das keine Lizenz beantragt hat. „Es wartet ein heißes Spiel auf uns, Derbys haben immer ihre eigenen Gesetze“, warnt Trainer Bernhard Goldbach vor der Papierform.

In der ersten Halbzeit kamen die 340 Zuschauer voll auf ihre Kosten. 33 Tore in 30 Minuten sind beim Frauenhandball alles andere als die Regel. Bis zu besagtem 9:10 legte Mainz vor, ab dem Treffer von Annalena Kessler zum 11:11 (16.) geriet der ESV bis zur Halbzeit nicht mehr in Rückstand. Das Drei-Tore-Polster zur Pause hielt bis zum 24:21 (48.). Ganz bitter kam der Führungswechsel zustande: Während die Gäste ihre Strafwürfe zum 24:25 (55.) und zum 25:25 (57.) versenkten, scheiterte Franzi Peter (58.12).

Überdies ließen sich die Blau-Schwarzen in der Schlussminute das geharzte Leder abjagen, anstatt ohne Risiko die Uhr runterlaufen zu lassen und in den letzten Sekunden einen Wurf abzufeuern. Es passte ins Bild des missglückten Abends, dass der Siegtreffer der 05er einem Spekulieren in der Abwehr geschuldet war. Nur elf Tore im zweiten Abschnitt reichten den Gästen zum Erfolg, weil der ESV über deren kümmerliche sieben nicht hinauskam.

„In der zweiten Halbzeit haben wir disziplinlos und ohne Mut gespielt“, kritisierte Goldbach. Seine Mädels hätten sich unüberlegt Würfe genommen und seien nicht mehr in die Zweikämpfe gegangen. „Ärgerlich ist: Das war von Mainz nicht mal erzwungen, die hatten taktisch nix verändert“, klagte der Coach. Die starke Torhüterleistung von Steffi Lukau nach der Pause allein reiche halt nicht. „Innerhalb einer Woche haben wir vier Punkte abgegeben. Das hätte es nicht gebraucht, das ist sehr frustrierend“, so Goldbach.

Tags darauf seufzte der sportliche Leiter Robert Torunsky nach wie vor: „Das Spiel liegt mir immer noch im Magen, weil so viel zusammengekommen ist – nur keine Punkte.“ Ohne Zutun des Gegners sei das Spiel nach der Pause irgendwie abgerissen: „Es war ja nicht so, dass wir von Mainz vor neue Aufgaben gestellt wurden.“