Neu-Legionär Konsta Kurikka hat viel vor
Baseball statt Pesäpallo: Ein finnischer Nationalheld kommt nach Regensburg

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12.03.2024 | Stand 12.03.2024, 9:00 Uhr
Matthias Ondracek

Pesäpallo ist eine ein bisschen verrücktere Abwandlung von Baseball: Bald spielt ein Finne für Regensburg. Foto: Imago/Roni Rekomaa

In der baseballfreien Winterzeit hat ein Foto auf der Homepage der US-amerikanischen Profiliga MLB weltweit für Gesprächsstoff gesorgt: In traditioneller Kluft gekleidete Mönche aus Bhutan schwingen im Dunst der Berge vor einer Buddha-Statue den Baseballschläger.

Im globalen Kontext gesehen ist das Königreich im Himalaya sicher mit das Exotischste, was es auf der Baseball-Landkarte zu finden gibt. Im Mutterland des Schlagballsports indes gilt der einzige Deutsche in der Major League, Max Kepler, schon als Baseball-Exot. Im europäischen Vergleich ist Deutschland als Weltranglisten-17. hingegen lediglich hinter den Niederlanden, Italien und Tschechien angesiedelt und längst mehr als ein Baseball-Entwicklungsland.

Spektakulärer und verrückter

Weit mehr Baseball-Exot im kontinentalen Sinn ist die neueste Werfer-Verpflichtung der Guggenberger Legionäre. Jedoch nur auf den ersten Blick. Konsta Kurikka ist Finne. Das skandinavische Land liegt im Ranking des Weltverbandes an Nummer 72. An einer A-Europameisterschaft nahm Finnland noch nie teil. Bei genauerem Hinsehen fällt allerdings auf, dass Finnland nicht das typische Baseball-Entwicklungsland ist. Was viele nicht wissen: Finnlands Nationalsport Pesäpallo ist nichts anderes als eine Abwandlung des US-Nationalsports. Nur spektakulärer und verrückter. Der Ball wird senkrecht nach oben geworfen, so kommt es zu mehr Aktionen in der Defensive. Die Laufroute verläuft nicht in einer Raute, sondern zickzack.

Im Pesäpallo ist der Neu-Regensburger Kurikka wer: Die Geschichte des Sports in Suomi reicht bis ins Jahr 1922 zurück. „In seiner Heimat ist er ein Held“, sagt Legionäre-Trainer Martin Helmig über seinen neuen Schützling. Seit drei Jahren versucht der vielfache finnische Pesäpallo-Meister sein Glück im Baseball. Dabei führte der Weg des 23-Jährigen bereits nach Australien und in die USA. Denn auch die Amerikaner sind längst auf den Pesäpallo aufmerksam geworden und entsenden immer wieder Talentsucher in den hohen Norden Europas. Auch Kurikkas Ziel ist es, eines Tages im traditionellen US-Baseball ähnlich erfolgreich zu sein wie in der abgewandelten finnischen Form. Dies ist auch ein Grund, warum es Kurikka nun an die Donau verschlägt.

„Konsta hat uns kontaktiert, weil die Trainingsbedingungen hier einfach optimal sind. Er erhofft sich dadurch, den nächsten Schritt zu gehen“, erklärt Helmig. Für die Oberpfälzer stellt Kurikka im inzwischen üppig besetzten Pitching Staff eine weitere Option dar. „Mit seinem Fastball erreicht er satte 92 Meilen, außerdem ist sein Splitfinger (spezieller Wurf, d. Red.) durchaus beachtlich“, freut sich Helmig über seinen neuen „Wikinger“. Zumindest bis Juni. Dann veranstaltet die MLB ein Sichtungsturnier, bei dem sich Kurikka gerne für höhere Aufgaben empfehlen würde. „Nichtsdestotrotz“, hofft Helmig, „wäre er bei den Playoffs wahrscheinlich zurück.“

Besser al bei den ersten Versuchen

Auch in Deutschland startete Kurikka schon einen Anlauf. 2021 stand der Rechtshänder für Heidenheim, 2022 einmal für Haar auf dem Werferhügel. Damals mit mäßigen Resultaten. „Ich bin inzwischen besser“, sagt Kurikka laut Helmig über seine ersten Bundesliga-Versuche. Der frühere Regensburger Meistertrainer ist jedenfalls hoffnungsvoll, in dem 23-Jährigen ein weiteres Puzzleteil für eine erfolgreiche Saison gefunden zu haben. Zumindest eine interessante Personalie ist die jüngste Neuverpflichtung des fünfmaligen Deutschen Baseball-Meisters allemal. Am 15. März soll Kurikka in der Oberpfalz eintreffen und mit den Legionären in die Vorbereitung einsteigen.