Phänomenaler erster Marathon
Aller guten Dinge sind drei für den Regensburger Filimon Abraham

20.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:43 Uhr

Ein spektakulärer erster Marathon gelang dem Regensburger Filimon Abraham am Sonntag in Barcelona. Foto: Eibner-Pressefoto/Kohring

Endlich hat es geklappt! Bei seinem dritten Anlauf auf der längsten olympischen Disziplin gelang Filimon Abraham beim Marathon in Barcelona ein Paukenschlag. Mit phänomenalen 2:08:22 Stunden, die in der ewigen deutschen Bestenliste Platz zwei bedeuten, kam der 30-jährige EM-Teilnehmer von München 2022 ins Ziel und darf sich nun berechtigte Hoffnungen auf einen WM-Start in Budapest machen.

„Es hat super gepasst", kommentierte Abraham kurz nach Zielankunft seinen Coup in Spanien am Telefon bei Telis-Teamchef Kurt Ring. Kein DLV-Athlet war bei seinem ersten vollendeten Marathon je schneller: Ganz nebenbei stürmte Filimon Abraham auch noch auf Anhieb in die europäische Spitze.

Abraham, der 2014 aus Eritrea über das Mittelmeer geflüchtet war, besitzt seit 2020 die deutsche Staatsbürgerschaft. In Barcelona hatte er von Beginn aufs Tempo gedrückt – mit einem Kilometer-Schnitt unter 3:00 Minuten auf den ersten zehn Kilometern. Schon die Durchgangszeit beim Halbmarathon deutete auf ein pfeilschnelles Endresultat hin: In 63:16 Minuten fehlten ihm da nur 36 Sekunden zu seiner Halbmarathon-Bestzeit.

Zwar wurde die zweite Rennhälfte in 65:06 Minuten etwas langsamer, dennoch hatte er sich das Rennen sehr gut eingeteilt und konnte sich noch von Platz 24 bis auf einen Top-Ten-Platz nach vorne arbeiten. Einziger Wermutstropfen: Die Norm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris, die der Leichtathletik-Weltverband bei 2:08:10 Stunden angesetzt hat, verfehlte er noch knapp. Natürlich verbesserte der Regensburger auch den Bayerischen Rekord, den Christoph Herle (VfL Waldkraiburg) bereits 1985 mit 2:09:23 Stunden aufgestellt hatte.

Betreut wird Abraham seit nunmehr zwei Jahren vom einstigen leitenden Bundestrainer Lauf Thomas Dreißigacker. „Nach Kilometer 30 ist der Tempomacher raus, da waren wir noch zu dritt. Bis Kilometer 34 ging es sogar noch in Richtung deutscher Rekord", blickte Filimon Abraham auf das Rennen zurück. „Dann musste ich ein bisschen bremsen und wollte nichts riskieren.
Aber ich weiß, dass ich noch schneller hätte sein können."

„Filimon ist unfassbar talentiert. Er hat ja erst in Deutschland richtig mit dem Laufen angefangen", erklärt Thomas Dreißigacker. „Anfangs hat er viel am Berg trainiert und auch dadurch ein sehr starkes Grundlagen-Level. Seit zwei Jahren betreue ich ihn, da ging es dann darum, das Training sinnvoll zu steuern. Im Crosslauf und über 10000 Meter ist das schon gut gelungen. Im Marathon bisher noch nicht – auch aus gesundheitlichen Gründen. Aber jetzt hat er sehr gut trainiert und alle Hinweise gut aufgenommen. Ich denke, das war heute noch nicht das Ende der Fahnenstange."

Der Sieg ging in Barcelona in 2:05:06 Stunden an den gebürtigen Kenianer Marius Kimutai, der für Bahrain startet. Mit seiner Leistung setzte er sich damit vorerst auf Platz zwei der Weltjahres-Bestenliste. Die schnellste Frau blieb unter der 2:20-Stunden-Marke: Zeineba Yimer Worku triumphierte in 2:19:44 Stunden und führte dabei eine Gruppe von sechs Äthiopierinnen an, die in die Top Acht liefen.

Abrahams Telis-Teamkollegin Domenika Mayer startete derweil beim Dresdner Citylauf und holte sich über 10 Kilometer den Sieg. In 32:46 Minuten hatte sie auf einem nicht schnellen und sehr eckigen Rundkurs über eine Minute Vorsprung auf die Berlinerin Deborah Schöneborn.

orv



115 Sekunden bis zum deutschen Rekord

Zeit: Die 2:08:22 Stunden von Barcelona bedeuten, dass nur Rekordhalter Amanal Petros (2:06:27) in Deutschland jemals schneller Marathon lief als der Regensburger Filimon Abraham.

Versuche: Abraham, der zur Vorbereitung acht Wochen im Höhentrainingslager in Eritrea war, wollte schon bei der EM 2022 Marathon laufen, kam jedoch zuvor in Hamburg und Frankfurt nicht ins Ziel.