In der Warteschleife
Nach Erstrunden-Aus beim Grand Prix Finale: Olympia-Entscheidung bei Pförringerin Brandl zieht sich

04.12.2023 | Stand 04.12.2023, 17:26 Uhr

Wohl erst Anfang Januar wird sich entscheiden, ob Lorena Brandl (rechts) zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen dabei ist oder erneut den Umweg über das Qualifikationsturnier gehen muss. Foto: privat

Das direkte Duell gegen ihre direkte Konkurrentin aus Kroatien hat Lorena Brandl am Sonntag beim Grand Prix Finale in Manchester verloren (wir berichteten). Ihr Minimalziel hat die Pförringerin aber trotzdem erreicht. Denn keine der hinter ihr platzierten Widersacherinnen konnte in der olympischen Rangliste zum jetzigen Stand an der 26-Jährigen vorbeiziehen. Gewissheit über die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris hat sie allerdings auch nach dem letzten Wettkampf nicht. Brandls Schicksal liegt aktuell vor allem in den Händen des französischen Verbands.

„Ich muss warten und hoffen“, sagt Brandl und spielt damit auf die komplexe Olympia-Qualifikation im Taekwondo an. Und dass das Prozedere zum Teil auch richtig verzwickt ist, wird in ihrem Fall nochmal besonders deutlich. Nach Manchester war die Athletin vom Team Tiger and Dragon Altmannstein/Mindelstetten eigentlich unter dem Motto verlieren verboten gereist. Nun verlor sie gleich in Runde eins gegen ihre direkte Konkurrentin Matea Jelic. An ihrer Ausgangslage hat sich jedoch rein gar nichts geändert.

„Natürlich bin ich geknickt, wollte beim Grand Prix Finale alle hinter mir lassen“, sagt die Vorjahressiegerin über die Niederlage (3:5, 7:9). „Ich bin nicht wie erhofft durchgekommen. Es war schwer, die Lücke zu finden und zu punkten.“ Anderseits erklärt Brandl: „Unser Ziel war, dass keiner an mir vorbeizieht. Das haben wir geschafft.“ Die Kroatin Jelic etwa, die im olympischen Ranking nur einen Platz hinter Brandl lag, scheiterte gleich in der nächsten Runde an der Weltranglistenführenden Althea Laurin (Frankreich) und sammelte daher nicht genügend Punkte, um Brandl vom achten Rang zu verdrängen.

Nun muss sich die Pförringerin in Geduld üben. Pro Gewichtsklasse qualifizieren sich die Top 5 der Rangliste direkt. Da aber jede Nation nur einmal vertreten sein darf, müssen eine Türkin (Sude Yaren Uzuncavdar, 3. Platz) und eine Britin (Bianca Cook, 6. Platz) diese bittere Pille schlucken und ihren Landsfrauen den Vortritt lassen. Nach dieser Logik belegt Brandl aktuell (der endgültige Punktestand wird erst Ende Dezember bekanntgegeben) den undankbaren sechsten Platz, für den ihre Gewichtsklasse (+67 kg) allerdings noch ein Hintertürchen bereit hält.

Denn die Führende der olympischen Rangliste (Laurin) ist eine Französin. Eine Sondersituation, denn dem Gastgeberland werden vier Quotenplätze gewährt. Was das für Brandl bedeutet, erklärt Heim- und Stützpunkttrainer Bernhard Bruckbauer: „Die Franzosen können entscheiden, ob sie die Athletin über den Quotenplatz oder ganz normal über das Ranking reinschicken. Das heißt: Nehmen die Franzosen den Quotenplatz an, wäre die Lorena dabei.“ Gewissheit herrsche hier wohl erst Anfang Januar.

Ganz schön viele Eventualitäten also – und ein Martyrium für die Athleten, wie Brandl bestätigt: „Man traut sich gar nicht darauf zu hoffen, denn dann ist die Enttäuschung nur groß, wenn es nicht klappt.“ Für den Sandersdorfer Bruckbauer ist völlig klar, dass „wir uns auf das Qualifikationsturnier im März vorbereiten werden“. Dieses Turnier in der bulgarischen Hauptstadt Sofia (9./10. März) wäre dann aber tatsächlich das letzte Hintertürchen zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. So oder so sagt Brandl vor der anstehenden Weihnachtszeit: „Ich freue mich, dass es jetzt ruhiger wird, bevor das wichtigste Jahr meiner Karriere beginnt.“

DK