TSV Kühbach besiegt SSC Gachenbach mit 6:4
Abstiegskrimi in der 2. Bundesliga Süd als Werbung für den Stocksport

03.07.2023 | Stand 14.09.2023, 22:08 Uhr

Enttäuschung pur: Stefan Sonnhüter (r.) und sein SSC Gachenbach mussten am Ende eine bittere 4:6-Niederlage verkraften. Foto: M. Schalk

Die 2. Bundesliga Süd zu Gast im Altlandkreis Schrobenhausen – mit jeder Menge Spektakel und vielen Zuschauern: Die Stockschützen des SSC Gachenbach machen’s möglich. Die große Frage ist nur: Wie lange noch? Nach ihrer 4:6-Niederlage am Sonntagvormittag gegen den Erzrivalen TSV Kühbach sind sie nun auf den letzten Tabellenplatz der Gruppe C zurückgefallen. Sollte am kommenden Samstagabend (Beginn um 18 Uhr) auch noch die letzte Saisonpartie gegen den EC Pilsting nicht gewonnen werden, wäre das gleichbedeutend mit dem Abstieg in die Bayernliga.

Auf jeden Fall ein Vorteil für die Gachenbacher: Sie dürfen am nächsten Wochenende erneut zu Hause ran, was in ihrem Fall die schmucke Stockschützenhalle in Aresing ist. Diese bietet schlichtweg alles, was für hochklassige Zweitligawettkämpfe benötigt wird – inklusive eines interessierten Publikums. Wobei das von überall her aus der näheren Umgebung stammt. Egal, ob Schrobenhausener, Sandizeller, Berg im Gauer, Karlshulder − und so weiter, und so weiter: Immer wieder sind sie beim SSC zu Gast, drücken ihm fest die Daumen.

„Fünf richtig gute Kumpels“ mit viel Potenzial

Was nicht zuletzt auch daran liegt, dass jener fast schon eine Art Regionsauswahl ins Rennen schickt. Stefan Sonnhüter etwa stammt aus Steingriff, Andreas Schilcher aus Inchenhofen, Michael Schefbauer aus Weilenbach. Nur Philipp Hörmann sowie Dominik Hörmann sind „echte“ Gachenbacher. Aber nein, damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht: Das Team ist nicht irgendwie zusammengekauft, wie es andernorts im Stocksport durchaus mal vorkommen mag. „Das Quintett besteht aus fünf richtig guten Kumpels, die auch privat immer mal wieder etwas gemeinsam unternehmen“, berichtet Andreas Schäffler, der Vize-Klubchef des SSC, nicht ohne Stolz.

Noch dazu sind die „fünf Kumpels“ richtig jung, können also in dieser Konstellation noch richtig lange zusammenspielen. Und damit noch besser werden? „Mittelfristig peilen wir durchaus den Sprung in die 1. Bundesliga an“, gibt Schäffler gerne zu – selbst wenn es am Ende der laufenden Saison mit etwas Pech in die Bayernliga hinuntergehen könnte. „Das würde uns nicht umwerfen, das wäre nicht weiter tragisch. Wir wissen um unser großes Potenzial, das wird sich ganz sicher ganz bald auszahlen.“

Am gestrigen Sonntag, im Abstiegsschlager gegen den Erzrivalen aus Kühbach, war das noch nicht der Fall. „Leider“, fügt Schäffler sofort traurig hinzu: „Obwohl wir unser bislang bestes Saisonspiel zeigten“. Nur das tat der TSV aus Gachenbacher Sicht dummerweise auch – trotz des immensen Erfolgsdrucks, der auf ihm lastete, denn bei einer Niederlage in Aresing wäre er bereits unumstößlich abgestiegen gewesen.

Jetzt hingegen, nach dem 6:4 vom Sonntagvormittag, haben die Kühbacher plötzlich die Chance, im Endklassement der Gruppe C bis auf den zweiten Tabellenrang nach oben zu springen – ein Sieg in ihrem abschließenden Match beim SC Reicheneibach vorausgesetzt. Wobei ein solcher so oder so her muss – denn ein Unentschieden oder gar eine Auswärtsniederlage am 8. Juli im Landkreis Rottal-Inn wäre wiederum gleichbedeutend mit dem Absturz hinunter in die Bayernliga.

„Wenigstens haben wir jetzt alles in der eigenen Hand“, sagt TSV-Stockschützenchef Rudi Baumgartner und atmet tief durch: „Ja, wir leben noch. Das ist doch schon mal ein gutes Gefühl.“ Wobei er persönlich ein solches bereits vor dem Nervenkrimi in Aresing besessen habe. „Ich hatte die Nacht vor dem Wettkampf sehr gut geschlafen, hatte mich riesig auf den Wettkampf gefreut“, verrät Baumgartner augenzwinkernd.

Anton Filgertshofer bleibt eiskalt

Ob das auch bei jedem seiner Teamkollegen der Fall gewesen war? Egal. Zu Beginn des Duells wirkten die Kühbacher auf jeden Fall etwas unruhiger, unkonzentrierter als ihre Kontrahenten aus Gachenbach. Also ging das erste Spiel deutlich an den gastgebenden SSC: 8:2, eine echte Hausnummer.

Aber so ging’s nicht weiter. Stattdessen schlug der TSV zurück, sicherte sich Spiel zwei mit 7:3 – dadurch ging es bei einem Zwischenstand von 2:2 in eine rund 15-minütige Pause. Die rund 200 Zuschauer diskutierten in dieser ausgiebig über das bisher Geschehene, die beiden Mannschaften taten es ebenfalls – um dann, in Spiel drei, einen erneuten Gachenbacher Sieg (5:2) zu sehen.

Nein, so konnte es aus Sicht der Kühbacher natürlich nicht weitergehen. Folgerichtig zogen sie personelle Konsequenzen, brachten Herbert Gaßmair für Herbert Schrittenlocher. Ein Schachzug, der aufging – denn mit dem Eingewechselten kam die große Wende. Wobei jene nicht nur an ihm lag. Sondern beispielsweise auch an Anton Filgertshofer: Hätte er im vierten Spiel den allerletzten Schuss versemmelt – die Gesamtniederlage des TSV in Aresing und hiermit sogar der Abstieg aus der 2. Bundesliga Süd wären perfekt gewesen. Aber der Mann aus Sattelberg blieb kalt wie eine Hundeschnauze, platzierte seinen Stock genau richtig. Also 4:4 statt 6:2 für Gachenbach. Und das ausgerechnet durch einen Schützen, der in der Gemeinde Gachenbach wohnt.

„Weiter, immer weiter“, so Baumgartner nun energisch in Richtung seiner Teamkameraden – ganz im Stile eines Oliver Kahn früher auf den Fußballplätzen. Tatsächlich hatten die Kühbacher dann, im alles entscheidenden fünften Spiel, den längeren Atem – zogen schnell auf 3:0 beziehungsweise 6:1 davon. Und kurz danach war ihr 6:4-Gesamterfolg komplett in trockenen Tüchern.

Keine Lust auf Weltuntergangsstimmung

Wow, was für eine Freude nun im TSV-Lager. Man jubelte, klatsche sich ab, war einfach nur erleichtert. Während bei den Gachenbachern die Gesichter enttäuscht nach unten gingen. „Aber hey, es war trotzdem ein richtig tolles Spiel von uns“, möchte Schäffler nichts von einer Weltuntergangsstimmung wissen: „Beide Mannschaften begegneten sich auf sehr hohem Niveau auf Augenhöhe. Leider hat uns diesmal in den entscheidenden Situationen das nötige Quäntchen Glück gefehlt.“ Kühbachs Baumgartner sieht’s ähnlich: „Das war von beiden Seiten ein super Spiel. Und ich hätte es nie erwartet, dass der SSC so stark sein würde.“

SZ