Die Löwen auf Kurs
Spaß gegen den Druck, voller Einsatz in einer „ekligen Liga“: 1860-Kritiker müssen verstummen

24.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:12 Uhr

Gute Noten im Synchronjubeln: 1:0-Torschütze Yannick Deichmann (Mitte) mit Fynn Lakenmacher. Links Christopher Lannert. −Foto: Imago Images

Von Matthias Vogt

Wenn es etwas brauchte, um die Löwen-Kritiker der vergangenen Wochen zu besänftigen, dann einen solchen Sieg. Beim 3:1 (0:0) gegen den SV Wehen Wiesbaden überzeugte der TSV 1860 nicht nur wieder spielerisch, sondern distanzierte noch dazu seinen bis dahin schärfsten Verfolger im Aufstiegskampf der 3. Liga.

Genugtuung sei das falsche Wort, sagt Michael Köllner. Der Sieg sei aber wichtig gewesen, „um zu zeigen, dass wir eine starke Mannschaft haben und trotz der Ausfälle Tore schießen können“. Dabei denkt der 1860-Trainer weiter an Torjäger Marcel Bär, der seit dem ersten Spieltag fehlt, und Kapitän Stefan Lex, der nach kurzer Verletzungspause gegen Wehen Wiesbaden immerhin eingewechselt wurde (und das 3:0 vorbereitete). Es trafen Yannick Deichmann, Meris Skenderovic und Tim Rieder zum 3:1-Erfolg, der nun vieles abmildert. Köllner zuckt mit den Schultern. „Kritik ist ja immer eine Wahrnehmungsfrage“, sagt er. Und dass sich diese nach dem Startrekord (fünf Siege zum Auftakt) bei manchen ein bisschen „verschoben“ habe, dass die Erwartungshaltung größer geworden sei, müsse man wohl akzeptieren. „Das Entscheidende ist die interne Wahrnehmung“, sagt er. „Wie ich das als Trainer sehe, das ist das A und O.“

Und im Endeffekt hätte seine Mannschaft, so sieht es Köllner, „gegen einen Gegner, der neben Dresden den stärksten Kader der Liga hat, einen 3:1-Sieg eingefahren.“ Dazu einen überzeugenden mit wieder viel mehr kreativen Momenten als zuletzt selbst beim 2:0-Sieg in Osnabrück.

Die Spielfreude hätte schon in der ersten Halbzeit eine Löwen-Führung zur Folge haben können, „wir waren oft genug dran“, sagt Köllner, was allerdings auch auf den SVWW zutraf. Vor allem, weil die Löwen-Verteidiger die Gästestürmer immer wieder mal mit leichtsinnigen Fehlern dazu einluden, ihre Treffer zu erzielen – so wie Abwehrchef Jesper Verlaat, als er sich den Ball von Benedict Hollerbach abluchsen ließ, der dann frei vor Löwen-Keeper Marco Hiller verfehlte (11.). Ein bisschen Glück war hier und da auch dabei, das sei aber das einzige Manko gewesen, bilanziert Köllner.

Als dann in der zweiten Halbzeit Albion Vrenezi flankte und Deichmann den Ball entscheidend zum 1:0 ins gegnerische Tor spitzelte (54.), sei schließlich doch klar gewesen, „dass es in unsere Richtung geht“, so der Löwen-Trainer. Spätestens nach dem Doppelschlag durch Skenderovic (79.) und Rieder (80.) war das Spiel dann durch.

Für seinen Torjubel zum 1:0 ahmte Yannick Deichmann einen Barkeeper nach. Zusammen mit Teamkollege Fynn Lakenmacher schüttelte er an der Seitenlinie imaginär einen Cocktail-Shaker. Das Resümee Deichmanns nach der inszenierten Tresen-Episode lautete: „Bei all dem Druck, den wir hier auch haben, muss ein bisschen Spaß sein.“

„Für die Tabelle ist der Sieg überragend“, meinte Teamkollege Rieder. Der TSV distanzierte einen direkten Rivalen im Kampf um den Aufstieg und festigte seinen zweiten Tabellenplatz hinter Spitzenreiter SV Elversberg. „Die dritte Liga ist eklig“, warnte Deichmann vor Selbstzufriedenheit. „Du musst Woche für Woche alles reinhauen.“ Kommenden Samstag ist der Tabellenletzte aus Bayreuth der nächste „Löwen“-Gegner.

− red