Was ist los beim Regionalligisten?
Einer nach dem andern flieht: Elf Abgänge − Türkgücü München und der extreme personelle Aderlass

24.01.2024 | Stand 24.01.2024, 12:30 Uhr
Thomas Ernstberger

Er nimmt als elfter Spieler Reißaus: Türkgücüs Kevin Hingerl (links), hier im Heimspiel gegen Buchbach im Oktober, schließt sich dem TSV an und wird Teamkollege von Sammy Ammari (rechts). − Foto: Imago Images

Türkgücü München: Was rollt da auf die Liga zu? Diese Frage, am 11. Januar gestellt, kann nun – zumindest schon teilweise – beantwortet werden: Da rollt eine Mannschaft auf die Regionalliga Bayern zu, die mit der, die die 2023er-Runde zunächst auf Platz drei beendete, fast nichts mehr zu tun hat.

Erst waren drei Punkte und der dritte Platz weg – 0:2 statt 1:1 gegen Nürnberg II, dazu ein Abzug von zwei weiteren Zählern. Damit ging’s runter auf Platz vier. Es folgte ein personeller Aderlass, wie es ihn in einer Winterpause selten gibt, nachdem einer ganzen Reihe von Spielern nahelegt worden war, den Verein zu verlassen. „Es brennt lichterloh“, machte Top-Scorer Maxi Berwein als erster Spieler öffentlich auf die erneuten finanziellen Probleme und ausstehende Gehalts- und Prämienzahlungen nach dem Ausstieg von Kurzzeit-Investor Milan Rapaic aufmerksam. Die Folgen: Berwein bekam eine Abmahnung und Münchens „türkische Kraft“ die Kündigung des 28-jährigen Offensivspielers. Berwein hat mittlerweile beim abstiegsgefährdeten Regionalligisten FC Memmingen unterschrieben, wo FC-Legende Esad Kahric nach seinem Rauswurf als Trainer des TSV Schwabmünchen (Landesliga) als Berater des Präsidiums tätig ist.

Buchbach wird zum Nutznießer



Am Dienstag meldete der TSV Buchbach mit Kevin Hingerl einen weiteren Türk-Gücü-Akteur als Neuzugang. Neben „Rebell“ Berwein und Hingerl haben mittlerweile neun weitere Akteure den Verein verlassen: Torwart Johann Hipper (Würzburger Kickers), Albano Gashi (TSV Buchbach), „Torgarant“ Moritz Müller (1. FC Garmisch-Partenkirchen), Marco Hingerl (KSV Hessen Kassel) Halit Yilmaz (Genclerbirligi Ankara), Semir Gracic (SC Oberweikerthofen), Ishak Karaogul (Boluspor), Arif Ekin (FC Pipinsried) haben sich neuen Clubs angeschlossen. Als Abgang wird bei transfermarkt.de auch Christoph Rech (vereinslos) geführt Weitere Abgänge sollen folgen.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist der TSV Buchbach nun Nutznießer des Spieler-Exodus bei Türkgücü geworden. Erst am Samstag hatten die Rot-Weißen die Verpflichtung des erfahrenen Mittelfeldspielers Albano Gashi bekanntgegeben. Nun also Kevin Hingerl, der nach einem einjährigen Gastspiel 2014/15 zum zweitenmal ein Buchbacher wird. Türkgücü, wohin er nach seinem sechs Jahre währenden Engagements gewechselt war und wo er noch bis zum Sommer Vertrag gehabt hätte, hat Hingerl den Rücken gekehrt.

Auch auf Funktionärsebene hat’s gekracht

Auch auf der Funktionärsebene hat’s bei Türkgücü gekracht. Erst erklärte Geschäftsleiter und Teammanager Oktay Kaya (seit Sommer 2022 im Amt) seinen Rücktritt, weil sich „mein Verständnis vom Fußball stark von den Vorstandsmitgliedern Taskin Akkay und Serdar Yilmaz unterscheidet“. Dann löste der Sportliche Leiter Nikola Jelisic seinen Vertrag nach nur einem halben Jahr und 20 Saisonspielen auf. Die Zukunft von Trainer Alper Kayabunars ist noch ungewiss. Er macht gerade einen Trainerschein – und soll sich öffentlich nicht äußern.

Am 24. Februar startet Türkgücü München mit dem Heimspiel gegen den SV Aubstadt ins Punktspieljahr 2024. Es wäre eine große Überraschung, wenn die türkische Kraft aus München bis dahin keine weiteren Schlagzeilen liefern würde…

− mjf