Regionalligist geht neue Wege
Das Aus kam per Neujahrsbrief: Profi-Projekt beim FC Schweinfurt krachend gescheitert

15.01.2023 | Stand 16.01.2023, 9:09 Uhr

Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf verkündete das Aus des Profifußballs, wie es mit Sportchef und Kaderplaner Robert Hettich weitergeht, ist offen. −Foto: Michael Horling

Von Michael Horling

Die Verkündung der Entscheidung war schon mal ein Vorgriff auf das, was Fans und auch die Medienvertreter ab Sommer diesen Jahres in Schweinfurt erwartet. Vorstand, Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf verkündete das Aus des Profitums beim FC 05 via verspätetem Neujahrsbrief, der online auf die Homepage gestellt wurde.

Tags zuvor startete das Regionalliga-Team wieder ins Training. Anderswo bei Profivereinen ist das ein Anlass für Pressegespräche. Bei den „Schnüdeln“ findet es mehr oder weniger im Geheimen statt, müssen sich Journalisten auch den aktualisierten Testspielplan erfragen. Das kann man amateurhaft nennen. Es passt aber schon jetzt zum Vorhaben für die kommende Saison.

Längst freilich hatte sich das, was bald kommt, abgezeichnet. Wolf bedankte sich im Brief bei den Unterstützern und will aus 2022 „das Positive in Erinnerung behalten und aus dem Negativen lernen. Die richtigen Schlüsse ziehen und Verbesserungen anstreben. Mit Realismus und Weitsicht. Das sollte unser Vorsatz für das neue Jahr 2023 sein", schreibt er.

Und kündigt eben an, man werde „in Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ... unsere sportliche Ausrichtung ab der Saison 2023/24 entsprechend unseren finanziellen Rahmenbedingungen anpassen müssen." Konkret bedeutet das das Ende des „Profispielbetriebs in der aktuellen Form“.

Man wolle „künftig verstärkt auf Spieler setzen, die sich einerseits mit der neuen Konzeption identifizieren können und die den FC im Herzen tragen." Damit gesteht Wolf aber nur indirekt die Fehler der letzten Jahre ein, als die Schweinfurter immer wieder Spieler aus ganz Deutschland holten, während die besten regionalen Talente im 40 Kilometer entfernten Aubstadt landeten. Der TSV als Dorfverein überwintert mit drei Punkten mehr auf dem Konto drei Plätze vor den Schnüdeln, die enttäuschender Zehnter sind, 27 (!) Zähler hinter Tabellenführer Unterhaching.

Viel Geld wurde in den letzten Jahren in Schweinfurt ausgegeben, der erhoffte Aufstieg in Liga 3 gelang aber nie. Das Projekt Profifußball – es ist gescheitert.

Markus Wolf, der sich die letzten Monate in den sozialen Medien überwiegend von der Urlaubsinsel Mallorca meldete und der sein Möbelgeschäft in der Schweinfurter Innenstadt geschlossen hat, gab zumindest die Zusage, weiterhin als Präsident des Gesamtvereins zur Verfügung zu stehen und die Fußball-GmbH auch weiterhin als Hauptsponsor und Geschäftsführer tatkräftig zu unterstützen.

Doch die Rede ist nur noch von „ambitioniertem Leistungssport mit einer Mannschaft, die uns allen Freude bereitet". Und mit der sich die Fans identifizieren können. Was freilich im krassen Widerspruch steht zu dem, was die letzten Jahre passierte.

Gespannt darf man auch sein, was aus Robert Hettich wird. Der sportliche Leiter und Kaderplaner aus München nutzte bislang seine Kontakte und holte überwiegend Spieler aus Regionen teils weitab von Franken. Genau das Gegenteil soll künftig der Fall sein.


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