WM-Bilanz und Ziele
Haching-Coach Wagner kontert Kritik an TV-Job: „Noch nie eine wichtige Trainingseinheit verpasst“

28.12.2022 | Stand 28.12.2022, 17:29 Uhr

Sandro Wagner, hier mit Laura Wontorra, ist auch für den Sender DAZN bei Champions League-Spielen im Einsatz. −Foto: imagimages

Die Regionalliga Bayern befindet sich seit längerem in der Winterpause, Sandro Wagner (35) stand aber dennoch im Blickpunkt.

Der Trainer der Spvgg Unterhaching, mit 57 Punkten Tabellenführer vor Würzburg (54), war bei der WM in Katar als Experte fürs ZDF unterwegs und überzeugte das Publikum mit seiner lockeren Art. In einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung zog Wagner nun Bilanz, sprach zugleich über den Spagat Trainerjob/TV-Kommentator, der mancherorts auch kritisch gesehen wird, und erklärte seine sportlichen Ziele.

Sandro Wagner über ...

... die WM: „Es bleibt unheimlich viel hängen von dieser WM, sportlich wie auch, was die allgemeinen Eindrücke angeht. Wie bei der EM 2021 und der Champions League letzte Saison hat nicht unbedingt die talentierteste Mannschaft gewonnen, sondern diejenige, die das meiste Herz gezeigt hat.“

... die Debatte, ob er seine beiden Tätigkeiten überhaupt unter einen Hut bringen könne: „Ich bin Trainer der Spielvereinigung, alles Weitere kommt immer danach.“ Er habe wegen seiner Aufgaben im TV „noch nie eine wichtige Trainingseinheit, geschweige denn ein Spiel verpasst“. Selbst während der WM in Katar, als die Regionalliga zu Beginn des Turniers noch nicht in der Winterpause war, sei er zwischendurch nach Hause geflogen. Wenn er unter der Woche am Abend für DAZN in der Champions League im Einsatz sei, nehme er am nächsten Tag den frühesten Flug zurück nach München. „Ich stehe um 11 Uhr wieder auf dem Trainingsplatz. Die Jungs bekommen das gar nicht mit.

... seine Anfänge in Unterhaching: Bei seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren hab er „sportlich und teamstrukturell einen Trümmerhaufen“ vorgefunden, mit einer „ineinander verkeilten Mannschaft, wie es nach einem Abstieg üblich ist.“ Mit Teambuilding und viel Kommunikation hab er dann eine bessere Atmosphäre innerhalb des Kaders geschaffen.

... seine Spielphilosophie in Unterhaching: „Ein Schema X, wie ich eigentlich spielen möchte, ist mit den Spielertypen, die ich habe, nicht hundertprozentig umsetzbar. Also muss ich mich als Trainer anpassen. Es geht darum, eine Art Symbiose mit dem vorhandenen Kader zu bilden.“

... den möglichen Aufstieg mit Unterhaching: Meisterschaft und Aufstieg seien in dieser Saison nicht das definierte Ziel, so Wagner. Vielmehr gehe es darum, die „Qualität der Jungs zu verbessern“. Schließlich sei ein Aufstieg nicht planbar, „alleine schon wegen der Relegation am Ende der Saison“.

... seine Zukunft: „Es gibt keine Tendenz, ich werde das mit meiner Familie und mit Haching besprechen. Aber klar ist auch, dass mein Engagement in Haching eine Win-win-Situation für alle ist, was ich nicht einfach so aufgeben werde.“ Haching sei „ein geiler Verein, der durch Manni Schwabl einen Wiedererkennungswert und Nachhaltigkeit gewonnen hat“.

Das sagt Präsident Manni Schwabl über Wagner: „Er hört zu, ist kritikfähig, das ist ein hohes Gut in diesem Geschäft.“ Wagner habe zudem eine starke Anziehungskraft für junge Spieler. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eines unserer Talente weg will, ist eher gering. Wir bekommen viele Anfragen von Spielern, die unter Sandro trainieren wollen.“ Wagner sei ein sehr guter Repräsentant für den Verein, „auch über seine Arbeit als Kommentator höre ich nur Positives“.

− red