Leidenschaftlicher Kampf bleibt unbelohnt
Aus der Traum beim FC Pipinsried: 0:1-Niederlage im Totokal-Halbfinale gegen die Würzburger Kickers

23.03.2024 | Stand 24.03.2024, 12:24 Uhr

Der Moment der Entscheidung in der 70. Minute: Peter Kurzweg (Mitte, Nummer 16) stieg im Anschluss an einen Eckstoß unwiderstehlich hoch und erzielte per Kopf das 1:0 der Würzburger Kickers. Fotos: M. Schalk

Glück gehabt, Ihr Bayern aus München, Ihr Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach – beziehungsweise all Ihr anderen Profiklubs aus Deutschland: Ihr braucht keine Angst mehr zu haben, dass Ihr im DFB-Pokalwettbewerb 2024/25 urplötzlich zum FC Pipinsried reisen müsst.

Denn seit dem Samstagnachmittag steht nun fest, dass der Dorfverein aus dem beschaulichen Dachauer Hinterland nicht Bayerischer Totocupsieger 2023/24 wird. 0:1 stand’s da nämlich am Ende aus seiner Sicht gegen die Würzburger Kickers. Aber allein schon die Tatsache, dass die Gelb-Blauen überhaupt ins Halbfinale gegen den Regionalligaprimus eingezogen waren: à la bonne heure!

Also Gratulation, beispielsweise an Tim Greifenegger. Aber nein, der Rechtsverteidiger des FCP wollte hiervon zunächst maüüberhaupt nichts hören. Einsam und gedankenverloren stand er da, während sich die Würzburger von ihren Fans in der Kurve feiern ließen. „So eine Riesenchance, ins bayerische Endspiel einzuziehen, bekommst du in Pipinsried wohl kein zweites Mal“, so der 22-Jährige: „Dementsprechend enttäuscht bin ich im Moment – wobei wir doch eigentlich allen Grund dazu hätten, stolz auf uns zu sein.“

Kein Widerspruch, denn bei ihrer sensationellen Reise durch den BFV-Cupwettbewerb 2023/ 24 hatten die FCP-Kicker nicht weniger als drei höherklassige Kontrahenten (FC Memmingen, SV Wacker Burghausen, TSV 1860 München) aus dem Weg geräumt. Vor allem ihr 1:0-Husarenstreich gegen die großen „Löwen“ am 18. November: Er wird nicht nur im Dachauer Hinterland für immer unvergessen bleiben.

„0:4 wäre wohl nicht so schlimm gewesen wie 0:1“

„So komisch es vielleicht klingen mag: Hätten wir gegen die Würzburger mit 0:4 verloren, wäre das wohl nicht so schlimm gewesen wie jetzt das 0:1“, so Klubchef Benny Rauch. Keeper Maximilian Retzer nickte zustimmend: „Man hat in den gesamten 90 Minuten nicht gemerkt, wer denn hier der Bayernligist und wer der souveräne Tabellenführer aus der Regionalliga. Und genau das macht die Niederlage umso bitterer.“

Nein, den Gelb-Blauen war am Samstag nicht das Geringste vorzuwerfen. Sie fühlten sich in ihrer Außenseiterrolle sichtlich wohl, gingen von der ersten Minute an richtig drauf und machten in der Defensive geschickt die Räume eng. Oder, wie das im Fußballjargon immer gerne beschrieben wird: Sie waren richtig ekelig zu bespielen.

„Wir wussten, dass wir auf einen Gegner treffen, der fest an eine weitere Überraschung glaubt“, so Kickers-Cheftrainer Marco Wildersinn. Aber ein wirkliches Rezept dagegen fanden die Unterfranken nicht. Lediglich ein 18-Meter-Knaller von Maximilian Zeiser, den Retzer dann gekonnt mit den Fingerspitzen über die Querlatte beförderte (17.), sorgte in der ersten Halbzeit für richtig Gefahr vor dem FCP-Kasten. Ansonsten wirkten die Würzburger doch arg ideenlos – und dadurch auch arg harmlos.

Nun gut, auch die heimischen Gelb-Blauen erwiesen sich nicht gerade als Meister beim Kreieren von Offensivaktionen – aber erstens hatte das auch niemand von ihnen ernsthaft erwartet, und zweitens wären sie in der 34. Minute trotzdem beinahe in Führung gegangen. Da nämlich fand eine weite Freistoßhereingabe von Greifenegger in Kevin Gutia einen dankbaren Abnehmer – aber zum Glück aller Würzburger klatschte dessen wuchtiger Kopfball leicht abgefälscht nur an die Querlatte.

Nach dem Seitenwechsel versuchten es die Kickers dann vermehrt mit weiten Bällen in den FCP-Strafraum, was zwangsläufig auch zu mehreren Eckstößen der Unterfranken führte – genau so, wie von ihrem Cheftrainer Wildersinn gewünscht („Wir wissen ja, dass wir heuer eine enorme Qualität bei Standards besitzen“). Beinahe hätte es nach einer von ihnen schon in der 52. Minute zum 1:0 der Gäste gereicht – aber Greifenegger warf sich im letzten Moment doch noch in einen Schuss von Dardan Karimani aus kurzer Distanz. Bloß tat er das unerlaubterweise mit dem Arm? Hätte es Elfmeter für die Würzburger geben müssen? Der ansonsten souveräne Schiedsrichter Lothar Ostheimer (Pfaffenhofen) sah das nicht so. Laut TV-Bilder – die Partie wurde ja auch live im Bayerischen Fernsehen übertragen – wäre allerdings auch eine andere Bewertung möglich gewesen. Dusel also für den FCP in dieser Szene.

„Pro Karte bleiben wohl höchstens 80 Cent übrig“

In der 70. Minute hatten die Gelb-Blauen dieses nicht mehr – als erneut ein Würzburger Eckstoß in seinen Strafraum flog und Peter Kurzweg dann am langen Pfosten stehend zum 1:0 der Gäste vollendete. Ausgerechnet er, könnte man nun sagen – schließlich stammt der 30-Jährige aus dem nur neun Kilometer von Pipinsried entfernten Markt Indersdorf.

In der restlichen Zeit bemühten sich die Hausherren zwar redlich, auf den Rückstand eine passende Antwort zu geben – aber wirklich Gefährliches sprang dabei nicht heraus. Also endete am Samstag kurz vor 16 Uhr der große Pipinsrieder Pokaltraum – zwar nicht mit Tränen, aber doch mit Trauer.

Und auch mit einer Riesenportion Frust, zumindest bei Klubchef Rauch. Dass die Halbfinalpartie im Vorfeld zu einem „Risikospiel“ hochgestuft worden war – mit der Konsequenz, dass hiermit die Ausgaben für Sicherheits- und Rettungsdienste in die Höhe schnellten: aus seiner Sicht nicht im Geringsten nachvollziehbar. „Pro verkaufter Karte bleiben uns dadurch wohl höchstens 80 Cent übrig“, so der 41-Jährige. Also insgesamt keine 820 Euro, denn die offizielle Zuschauerzahl am Samstag in der Küchenstadel-Arena lag bei 1020.

SZ