Club-Coach braucht die Wende
Trainerdiskussion vor Pokal-Duell? Weinzierl gerät in Nürnberg unter Druck

07.02.2023 | Stand 09.02.2023, 8:56 Uhr

Markus Weinzierl steht mit Nürnberg unter Zugzwang. −Foto: dpa

Nur ein Sieg aus den letzten sieben Spielen, in der Tabelle durchgereicht bis auf den Abstiegsrelegationsplatz 16: Beim 1. FC Nürnberg herrscht nach der Derby-Pleite gegen Greuther Fürth und vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch gegen Fortuna Düsseldorf höchste Alarmstimmung. Zunehmend in die Kritik rückt auch Trainer Markus Weinzierl.

Zwei Niederlagen nach der Winterpause haben die Stimmung in Nürnberg auf einen Tiefpunkt gedrückt. Der erhoffte Angriff im neuen Jahr blieb aus, stattdessen steckt der Club tief im Abstiegssumpf. Die von Coach Weinzierl ergriffenen Maßnahmen zur Rettung des Traditionsvereins haben bisher noch nicht gegriffen. Im Gegenteil: Aus bis dato zehn Partien holte Weinzierl im Durchschnitt 1,2 Zähler. Zu wenig für viele FCN-Anhänger, die in sozialen Medien bereits die Ablösung des Coaches aus Straubing fordern.

Auch in den Medien rückt Weinzierl mehr und mehr in die Kritik. Nach der Fürth-Pleite wurde Dieter Hecking erstmals direkt auf eine mögliche Trainerdebatte angesprochen, in einem „Bild“-Interview äußerte sich der Nürnbergs Sportvorstand ausführlich zur Personalie Weinzierl – ohne aber wirklich konkret zu werden. „Das ist eine externe Diskussion, die immer aufkommt, wenn die Ergebnisse nicht passen. Da beteilige ich mich aber nicht“, sagte Hecking . Und weiter: „Das wichtige ist, dass wir im internen Zirkel die Dinge ansprechen und die diskutieren wir mit dem Trainer. Schlussendlich zieht Markus die Schlüsse mit seinem Trainerstab aus dem, was er sieht. Das ist auch richtig so. Am Ende wissen wir alle, dass uns und den Trainer die Ergebnisse nicht zufriedenstellen.“

Hecking wurde auch gefragt, ob er denn die Kaderstärke überschätzt habe. Antwort: „Wir haben einzelne Spieler, die nicht in der Verfassung sind, in der wir sie gerne hätten. Das wiegt natürlich schwer. Das andere ist, dass wir in der Vorbereitung einen Schwerpunkt auf die Fitness gelegt haben und jetzt müssen wir weiter am fußballerischen arbeiten. Was da der ausschlaggebende Punkt ist, wird der Trainer mit seinem Team der Mannschaft vermitteln.“

Weinzierl selbst klammert sich in zunehmender Not als Trainer an die Hoffnung, dass in einem anderen Wettbewerb die Wende zum Guten gelingt. Der DFB-Pokal soll für seine arg verunsicherte Mannschaft am Mittwoch (18.00 Uhr/Sky) im Achtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf genau die Plattform sein, auf der die deprimierend ins neue Fußball-Jahr gestarteten Franken ihren großen Derby- und Zweitliga-Frust in neue Hoffnung verwandeln können.

Weinzierl beschwört einen Wendepunkt. „Es geht darum, das Erfolgserlebnis zu holen, das wir alle brauchen“, sagte der 48-Jährige am Dienstag: „Es geht darum, dass man in 90 Minuten, 120 Minuten plus Elfmeterschießen viel erreichen kann. Es geht um viel Geld, es geht um ein Ausrufezeichen.“ Fast 1,7 Millionen Euro Prämie würde der Vorstoß ins Viertelfinale einbringen.

Weinzierl war am Dienstag bemüht, zuversichtlich zu klingen: „Wir rechnen uns große Chancen aus, weiterzukommen.“ Vielleicht passt der Gegner ja: Am 15. Oktober 2022 war Weinzierl beim 1:0 im Punktspiel in Düsseldorf sein erster Sieg als FCN-Coach gelungen. Vielleicht hilft auch die Erinnerung an einen Herbst-Abend im Jahr 2015. Im bislang letzten Pokalduell überrollten die Nürnberger die Fortuna im eigenen Stadion mit 5:1, darunter waren gleich mehrere Stürmertore von Guido Burgstaller, Niclas Füllkrug und dem bei der Neuauflage verletzt fehlenden Danny Blum.

Eine Wiederholung würde jedoch einem Wunder gleichen. Schließlich steht bei der schwächsten Zweitliga-Offensive im neuen Jahr vorne eine Null. Die aktuellen FCN-Angreifer garantieren keine Treffer. Weinzierls Wechsel verpufften. Das liegt aber auch am Lieferdienst für die Stürmer. „Entscheidend ist, dass wir mutiger agieren. Du brauchst die offensive Lösung“, mahnte Weinzierl. Er fordert, auch „in einer Stresssituation“ häufiger die „mutige Variante“ zu wählen, „nicht den Rückpass“.

Kapitän Christopher Schindler sprach nach dem 0:1 in Fürth von fehlendem Zutrauen. „Aus den Köpfen muss raus, dass wir keinen Fehler machen dürfen“, sagte er. Der Abwehrspieler fordert mehr Mut im Spielaufbau, „auch wenn wir nicht Bayern München sind, die sich durch die Reihen kombinieren, wenn sie gepresst werden“.

Schindler hofft in einer „gefährlichen Situation“ für den Verein ebenfalls auf einen positiven Pokal-Effekt wenige Tage vor dem Kellerduell mit Jahn Regensburg in der Liga. „Wir haben die Chance, die Stimmung zu heben.“ Schalkes Leihspieler Florian Flick, der sich im Mittelfeld auf Anhieb als positives Element einfügte, bezeichnete es als „gut, dass wir schon am Mittwoch wieder spielen“. Dass die Nürnberger angeschlagen sind, haben auch die Düsseldorfer registriert. „Der Rucksack ist auf Nürnberger Seite deutlich schwerer“, meinte Fortuna-Coach Daniel Thioune. Das dürfte auch Markus Weinzierl wissen ...

− dpa/la