Es ist nicht so, dass Can Uzun ein völlig Unbekannter wäre. Dass der Junge verdammt gut kicken kann, ist 169 Kilometer südlich des Valznerweihers in Nürnberg auch schon aufgefallen. Und so war der aus fränkischer Sicht bedeutendste Satz, den Uzun am Sonntagnachmittag sagte, jener auf die Frage, was denn mit dem Interesse des FC Bayern sei: „Ich bin beim Club sehr glücklich.“
Das mit dem Sehrglücklichsein beruht einstweilen auf Gegenseitigkeit. Spätestens seit Sonntagnachmittag wissen sie in Nürnberg und über die Stadtgrenzen hinaus, dass sie da ein Ausnahmetalent im Verein haben. In der 123-jährigen Geschichte des Club ist Uzun jetzt jüngster Torschütze der Profi-Mannschaft, mit 17 Jahren und 268 Tagen. Bisheriger Rekordhalter: Christian Wück, 18 Jahre, 62 Tage.
Uzun ist in Regensburg geboren, die Nürnberger haben den Kapitän der türkischen U18-Auswahl vor vier Jahren beim FC Ingolstadt losgeeist und ihn erst mal mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet. Die Bayern lockten dennoch, wollten den 1,86 m großen Mittelstürmer freilich erst mal nur für die 2. Mannschaft. Die spielt in der 4. Liga. Die aber ist allem Anschein nach unter Uzuns Niveau.
Am Sonntag, beim 2:2 gegen Hannover 96, erzielte der junge Deutsch-Türke nach dem 0:2 zur Pause beide Tore für den Club. Erst traf er in der 66. Minute, dann verwandelte er in der Nachspielzeit kaltschnäuzig einen Elfmeter. Dass er den umstrittenen Strafstoß schoss, war nicht vorgesehen. Er habe, merkte Uzun hernach trocken an, einfach ein gutes Gefühl gehabt, gab aber auch zu: „Der Puls war schon sehr weit oben.“ Und weiter: „Wir haben uns wenigstens mit einem Punkt belohnt.“ Er verriet danach auch noch vor den Reportern: „Mein Idol ist Lionel Messi.“
Trainer Cristian Fiél war nicht verblüfft von Uzuns Taten. „Dieser Junge weiß schon, was er kann. Er liebt diese Situationen“, sagte der Coach, der insgesamt aber um größtmögliche Gelassenheit bemüht war. „Dass ein 17-Jähriger jetzt gefeiert wird“, sagte er, „werden wir nicht verhindern können. Er ist ein außergewöhnliches Talent. Und ein guter Junge.“ Und ab sofort unter verstärkter Beobachtung.
− sid/red
Zu den Kommentaren