„Fehler passieren und sind auch erlaubt“
Branimir Hrgota, Kapitän des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth, im Interview

27.07.2023 | Stand 13.09.2023, 5:19 Uhr

Branimir Hrgota geht in seine vierte Saison als Kapitän des Kleeblatts. Foto: Imago Images

In der abgelaufenen Zweitliga-Saison war es lange eine Zitterpartie: Kann sich die SpVgg Greuther Fürth aus dem Tabellenkeller retten? Konnte das Kleeblatt – und Kapitän Branimir Hrgota erzählt im Interview, was in dieser Saison besser laufen soll und warum Fußballspieler auch brav sein dürfen.

Herr Hrgota, Sie sind nun seit vier Jahren in Fürth. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Branimir Hrgota: Für mich persönlich hat sich viel verändert. Ich bin als Leistungsträger nach Fürth gekommen und hatte natürlich ein bisschen Druck. Nach einem Jahr bin ich dann Kapitän geworden – das hatte ich nicht erwartet, und das war auch die größte Veränderung für mich.

Was bedeutet es, in einer Mannschaft Kapitän zu sein, von der der Trainer sagt, sie sei zu brav?

Hrgota: Es ist nicht nur schlecht, dass wir brav sind. Ich glaube, für einen jungen Spieler ist es besser, zu brav zu sein als nicht brav genug. Ich muss – zusammen mit den anderen erfahrenen Spielern – den Jungen den richtigen Weg zeigen, ihnen helfen. Bisher klappt das auch ziemlich gut.

Nach dem Ende der vergangenen Saison haben einige Stammspieler wie Max Chistiansen und Sebastian Grießbeck das Kleeblatt verlassen. Wie verändert das das Mannschaftsgefüge?

Hrgota: Dass regelmäßig Spieler kommen und gehen, ist einfach das Fußballgeschäft. Diese Wechsel bieten allerdings anderen Spielern die Möglichkeit, eine Führungsposition einzunehmen. Wir können jetzt sehen, welche Spieler einen Schritt nach vorne machen und Verantwortung übernehmen. Als Kapitän ist es wichtig, das zu beobachten, zu unterstützen und da zu sein. Wenn man die Chance hat, sich zu zeigen, dann muss man sie auch ergreifen – das ist im Fußball nicht anders als in jedem anderen Beruf. Bei uns übernehmen nun etwa Gideon Jung oder Julian Green mehr Verantwortung.

Die vergangene Saison war lange eine Zitterpartie. Was muss in dieser Saison besser werden?

Hrgota: In erster Linie muss unsere Leistung konstanter werden. Fußball ist manchmal komisch, du bist die bessere Mannschaft und verlierst das Spiel trotzdem. Das war leider in der letzten Saison bei uns häufiger so.

Häufig lag es allerdings auch an individuellen Fehlern. Was macht ein solcher Fehler mit einem Spieler.

Hrgota: Das kommt ganz auf den Spieler an. Erfahrenere können vielleicht leichter damit umgehen, jüngere tun sich schwerer. Aber für genau solche Momente sind wir Führungsspieler da. Fehler werden immer passieren, und Fehler sind auch erlaubt. Davor dürfen wir keine Angst. Fußball ist auch eine Sache des Selbstvertrauens – das hat man in der letzten Saison beim FC St. Pauli gesehen. Sie hatten nach dem Trainerwechsel einen unglaublichen Lauf.

Auch das Kleeblatt hatte während der Saison einen Trainerwechsel.

Hrgota: Ich denke, nach unserem Neustart haben wir das vor allem zuhause überragend gemacht. Als Tabellenletzter haben wir in den ersten vier Spielen von zwölf möglichen Punkten zehn geholt. Natürlich lag ein gewisser Druck auf der Mannschaft, aber wir sind gut damit umgegangen.

Was zeichnet Ihren Trainer Alexander Zorniger aus?

Hrgota: Er ist sehr direkt. Mit ihm haben wir unser Selbstvertrauen zurückgewonnen. Er legt viel Wert auf die Defensive, ihm ist wichtig, dass wir zu null spielen. Denn dann hat man zumindest einen Punkt sicher – außerdem sind wir immer gut für ein Tor.

In den Vorbereitungsspielen hat die Mannschaft dennoch viele Tore bekommen. Muss die Abwehr noch verstärkt werden?

Hrgota: Wir können auch gut verteidigen, zumal das ja eine Aufgabe des ganzen Teams ist. Und in der Vorbereitung wird viel ausprobiert, viel durchgewechselt. Man trainiert hart, ist schon am Limit, und dann kommt noch ein Testspiel. Wenn wir frisch sind und mit der Stammelf spielen, ist das eine andere Situation.

Schauen wir auf die neue Saison: Wie schätzen Sie das Potenzial der Mannschaft ein?

Hrgota: Das ist schwierig zu sagen. Natürlich wollen wir einen möglichst guten Tabellenplatz, doch man sieht immer auch, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann. Aber unsere Mannschaft funktioniert sehr gut, die Stimmung ist gut. Das passt alles.

Am Sonntag kommt nun Paderborn zum ersten Spiel in den Ronhof. Was erwarten Sie?

Hrgota: In der zweiten Liga musst du dich Woche für Woche durchsetzen. Es sind oft enge Spiele, und Paderborn war letztes Jahr stark. Das wird direkt eine echte Herausforderung, aber wir spielen zuhause, haben die Unterstützung unserer Fans und wollen erfolgreich in die Saison starten.

ZUR PERSON



Branimir Hrgotaist nach Stationen unter anderem bei Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach seit dem Sommer 2019 in Fürth. Auch in dieser Saison führt der Stürmer das Kleeblatt als Kapitän aufs Spielfeld. Der 30-jährige Schwede, der in Bosnien geboren wurde, ist bereits dreimal für die Nationalmannschaft seines Landes aufgelaufen.

Hrgota verbringt seine freie Zeit meistens mit der Familie. Seine kleine Tochter ist knapp zwei Jahre alt. „Wir gehen spazieren, wir spielen oder schauen uns gerne Städte in der Umgebung an.“ Außerdem hat seine Tochter gerade ihre Eingewöhungszeit in der Krippe, „eine spannende Zeit“, erzählt er. Auch mit Freunden ist er gerne unterwegs.