FCI-Serie
Trainerwechsel und Perspektiven: Wie Fans des FC Ingolstadt die Lage ihres Klubs sehen

08.05.2024 | Stand 08.05.2024, 19:55 Uhr

Vierteilige Auswärts-Choreo: In der Rückrunde setzte die Fanszene des FCI (hier in Aalen gegen Ulm) ihren Gesang „Alles was ich brauch’, ist dich zu seh’n, scheiß egal wie weit der Weg. Seit ich dich kenn’, bist du alles für mich – Fußballklub von der Schanz: Ich liebe dich!“ auch optisch um. Foto: Bösl

Trainerwechsel bei ihrem Lieblingsklub verschrecken Fans des FC Ingolstadt schon lange nicht mehr. Immerhin haben sie – die Interimscoaches mit eingerechnet – in den 20 Jahren der Schanzer sagenhafte 25 davon erlebt. Und doch war der Tausch von Michael Köllner zu Sabrina Wittmann vor einer Woche außergewöhnlich und sorgt(e) bei den Anhängern für Gesprächsstoff.


 Zum einen wegen des Zeitpunkts der Entlassung Köllners, wie auch Ute Eibl findet. „Das hat mich sehr überrascht, weil es so kurz vor Saisonende war, weil es ja um nichts mehr geht. Es war aber leider so, dass es immer auf- und abwärts ging“, sagt die Oberhaunstädterin und spielt damit auf die Rückrunde an, in der die Schanzer unter dem volksnahen, aber zunehmend ratlos wirkenden Köllner ihre gute Ausgangslage zum Jahreswechsel (ein Punkt Rückstand auf Relegationsrang drei) völlig in den Sand setzten. „Es waren teilweise auch gute Spiele dabei. Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, weil wir Fans uns alle mehr erwartet hatten“, meint die 55-Jährige.

Für Frank Bauser aus Neustadt ist die aktuelle Platzierung des FCI „schlecht, sie hätte viel besser ausfallen müssen mit der Mannschaft. Aber so ist es nun mal. Als sie gegen Freiburg II verloren (2:3; d. Red.), das war so enttäuschend, da hat es sich ja schon abgezeichnet, dass es nach unten geht.“ Große Hoffnungen auf den Aufstieg in der kommenden Saison hegt der 75-Jährige nicht.

Trainerin Sabrina Wittmann kommt bei FCI-Fans gut an
Ein Lichtblick ist für Bauser nicht nur, dass mit Wittmann erstmals in Deutschland bei einem Profiklub eine Frau die Chance als Cheftrainerin erhält, sondern dass die gebürtige Schelldorferin (seit 2005 beim FCI) Stallgeruch mitbringt. „Ich glaube schon, dass sie was kann. Sie trainiert die U19 ja schon längere Zeit, also ich denke schon, dass sie sich durchsetzen kann“, sagt er. Allerdings glaubt Bauser nicht an einen Verbleib der 32-Jährigen als Chefin an der Schanzer Seitenlinie über den Sommer hinaus: „Dann werden sie sich einen anderen Trainer suchen.“

Eibl kennt Wittmann „zwar wenig“. Dennoch sei die neue Trainerin mit der Grund gewesen, sich das Heimspiel gegen Mannheim (1:1) anzuschauen: „Nachdem ich selbst mal Fußballerin war, finde ich es sehr stark, dass sie das macht und die Chance bekommt. Ich hoffe, dass sie irgendwann mal eine Profimannschaft übernehmen kann.“ Wittmann bleiben zwei Spiele in der 3. Liga und das Toto-Pokalfinale, um sich weiter zu beweisen. „Alles, was danach kommt, ist nicht besprochen, sondern ist offen. Wir sondieren auch den Trainermarkt, das ist auch klar mit ihr besprochen“, meinte FCI-Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer zuletzt.

Auch ein Verbleib von Wittmann als Co-Trainerin ist dabei eine Option. Unabhängig von der Konstellation an der Seitenlinie wäre es für Anhängerin Eibl „schön, wenn es mal wieder aufwärts ginge, weil eigentlich waren wir ja schon mal in der Bundesliga. Es wäre schöner, wenn mehr super Spiele wären.“ Vom Schanzer Auftritt gegen Dynamo Dresden Anfang Februar (2:1) gerät sie heute noch ins Schwärmen.

Mehr als 100.000 Fans beim FC Ingolstadt, aber...

Am Sonntag gegen Mannheim fiel die Marke von 100.000 Zuschauern in dieser Saison im Audi-Sportpark. Klingt nach viel – ist es allerdings nicht, wenn man bedenkt, dass bereits 18 der 19 Heimspiele absolviert sind, diese im Schnitt nur 5692 Fans anlockten und die Ausreißer nach oben gegen die Löwen (13.500), Dynamo (9072), den SSV Jahn Regensburg (6294) und den MSV Duisburg (10490) in einer riesigen Anzahl an Gästefans beziehungsweise einem Familienspieltag inklusive Tausender vergünstigter Tickets begründet liegen. Ausverkauft war das 15.800 Plätze umfassende Stadion kein einziges Mal.

Trotz der zweiten trostlosen Saison in der 3. Liga in Folge ist die Stimmung unter den Anhängern positiver als 2022/23. Zu Beginn des vergangenen Jahres hing der Haussegen gewaltig schief, die Supporters Ingolstadt als führende Fangruppe der Südtribüne initiierten „wegen mangelnden Ehrgeizes der Mannschaft“ vorübergehend einen Stimmungsboykott.

Die Fankurve zeigt sich längst wieder und setzte in der Rückrunde auswärts unter anderem durch eine vierteilige Choreografie in München, Regensburg, Aalen (beim Spiel gegen Ulm) sowie Unterhaching optische Akzente. Die Fans der Schanzer haben ihren Teil zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl im Klub beigetragen. Mit einer nachhaltigen Trainerentscheidung und Kaderplanung kann die Vereinsführung den Ball nun zurückspielen.

Mit dieser Episode endet unsere Serie zu 20 Jahren FC Ingolstadt. Alle Episoden auf einen Blick finden Sie hier.