„Wir sehen uns...“
Kampfansage der Bayern an Meister Bayer: Das gedemütigte Imperium holt zum Gegenschlag aus

15.04.2024 | Stand 15.04.2024, 20:50 Uhr

Ein Stich ins Bayern-Herz: Leverkusen ist tatsächlich Deutscher Meister. Das soll sich aus Bayern-Sicht im kommenden Jahr wieder ändern. − Foto: dpa

Das gedemütigte Imperium benötigte gerade einmal 20 Minuten, um sich zu schütteln – dann holte es mit Vehemenz zum Gegenschlag aus.

Am Sonntagabend um 19.40 Uhr, keine halbe Stunde nachdem die erste deutsche Fußball-Meisterschaft für Bayer Leverkusen perfekt war, ließen die Bosse des unsanft entthronten FC Bayern ihre herzlichen Glückwünsche veröffentlichen – jede einzelne garniert mit einer krachenden Kampfansage an den Champion.

„Das Ziel des FC Bayern lautet nun: Die Schale muss zurück nach München!“, sagte Präsident Herbert Hainer, als wäre die silberne „Salatschüssel“ eine Leihgabe aus dem Vereinsmuseum. Ganz dem ewig angriffslustigen Klubmotto „Mia san mia“ verpflichtet, schickte Hainer einen netten Gruß ins Rheinland hinterher: „Wir sehen uns in der neuen Saison.“

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Denn „eines“, fügte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen an, stehe unverrückbar fest: Dass dem deutschen Rekordmeister der „ehrlichste“ Titel erstmals seit 2012 wieder entglitten ist, „nehmen wir als direkten Ansporn“. Der Branchenprimus will „noch härter arbeiten und nicht ruhen, bis die Schale wieder zurück nach München an die Säbener Straße kommt“. Es klang fast, als würde Captain Ahab zur Jagd auf den weißen Wal blasen.

Dabei gleichen die großen Bayern dieser Tage selbst einem waidwunden Tier. Das beißt für gewöhnlich blindwütig um sich – die Münchner reagierten auf den Schalen-Verlust häufiger, indem sie beim Rivalen wilderten. Doch das Vorhaben, Bayer den Erfolgstrainer Xabi Alonso abzujagen, schlug fehl. Auch Zauberfuß Florian Wirtz bleibt fürs Erste in seinem Revier. Den Anfang könnte daher etwa Jeremie Frimpong machen.

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Der FC Bayern jedenfalls, betonte Sportvorstand Max Eberl, werde „nun alles daran setzen, um wieder anzugreifen“. Noch ehe er den millionenschweren Umbruch im gar nicht mehr so luxuriösen Münchner Kader vorantreiben kann, muss allerdings die Trainerfrage geklärt sein. Es sei nun „Aufgabe des sportlichen Managements“, sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß, Alternativen zu Alonso „zu suchen und zu finden“ - all das vor dem Hintergrund des Rückspiel-Krachers im Viertelfinale der Champions League am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen den FC Arsenal, in dem das Horrorszenario der ersten titellosen Saison seit 2012 zunächst abgewendet werden soll.

Eberl meinte kürzlich zur kniffligen Trainersuche, „es wäre schön, wenn wir es im April hinbekämen“. Doch diese Aussage hat Christoph Freund am Samstag einkassiert. „Es gibt keine Deadline!“, sagte der Sportdirektor und betonte im Sinne Eberls: „Es ist ganz, ganz wichtig, dass wir das Richtige machen - und nicht das Schnellste.“

Dennoch wolle man „natürlich zeitnah die Lösung präsentieren“ für die Frage, wer auf Thomas Tuchel folge. Bundestrainer Julian Nagelsmann gilt als Favorit. Die Meldung, wonach sich die Bayern bei Zinedine Zidane nach dessen Verfügbarkeit erkundigt haben, als Ente.

„Wir spekulieren jetzt nicht“, sagte Freund über mögliche Kandidaten, „da geben wir keine Kommentare ab.“ Dann schon lieber zu Meister Leverkusen.

− sid