Starke Entwicklung
Sie kicken schon höher als die Männer: Freyungs Frauen wollen „eine noch größere Rolle spielen“

18.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:15 Uhr

Diese Mannschaft spielt größtenteils seit vielen Jahren gemeinsam beim TV. −Fotos: Sven Kaiser/Verein

Die Zeit der Vorurteile ist nicht vorbei. „Leider“, sagt Antonia Nodes. Die 23-Jährige ist Fußballerin beim TV Freyung. Die Erfolge der Mannschaft können sich sehen lassen.

Dennoch sind Nodes und ihre Mitspielerinnen ein Stück entfernt von Gleichbehandlung mit den Männern, wie aus dem Telefonat mit ihr herauszuhören ist. Aber Mädchen und Frauen, die gerne kicken, gehen inzwischen anders damit um: selbstbewusst.

„Wir sind auf einem guten Weg“, meint Antonia Nodes in zweierlei Hinsicht: Der Frauenfußball in der Kreisstadt entwickelt sich gut und grundsätzlich erfahre er in Deutschland mehr Akzeptanz und Anerkennung. Dazu tragen in erster Linie die Erfolge der Profifußballerinnen bzw. der Nationalmannschaft bei, aber auch Nodes & Co., die Fußball genauso leben und lieben wie Buben und Männer „Wir wollen eine größere Rolle spielen, auch im eigenen Verein“, betont Nodes, seit mehreren Jahren Spielführerin der 1. Mannschaft des TV.

„Haben die Erwartungen sogar übertroffen“

Seit zwei Jahren spielt der TV Freyung in der Bezirksoberliga, nach der Hälfte der laufenden Saison liegen die Kreisstädterinnen auf Platz 3 – mit fünf Siegen aus sieben Spielen. Die Zwischenbilanz unter Trainer Martin Asen (48) fällt sehr positiv aus: „Wir haben die Erwartungen mindestens erfüllt, vielleicht sogar übertroffen“, berichtet die Spielführerin. Bis zu 100 Zuschauer sehen die Partien, Tendenz steigend. Denn spätestens seit der EM in England im vergangenen Sommer herrscht hierzulande deutlich mehr Interesse am Frauenfußball. Er ist keine Randsportart mehr, sondern eine schnellwachsende. Das sollte sich in Zukunft bei den Amateuren bemerkbar machen. Und wenn gute Arbeit geleistet wird, dann wird dies auch von den Fußballfans honoriert, siehe FC Ruderting. Die dortigen Fußballerinnen spielen in der Bayernliga regelmäßig vor 150 Zuschauern und mehr.

Trio Nodes „schuld“ am Frauenfußball in Freyung

Nodes und ihre Mitstreiterinnen wollen den Frauenfußball in der Kreisstadt noch besser etablieren. Aktuell hat die Abteilung keine eigenen Nachwuchsteams, aber ab Herbst soll eine B-Jugend aufgebaut werden. Außerdem bietet der TV Freyung zweimal pro Monat ein Hallentraining für Mädchen im Alter von sechs bis 14 Jahren an – ein kostenloses Schnuppertraining (auch ohne Vereinsmitgliedschaft), das der Bayerische Fußball-Verband (BFV) im Rahmen der Aktion „Ballbina kickt“ initiiert hat und fördert. Jana Simmet (25) trainiert die „Ballbinas“ federführend. Sie spielt ebenfalls in der Bezirksoberliga-Mannschaft des TV.

Noch ist der Kreis der Frauenfußballerinnen in Freyung überschaubar, aber „wir können uns auf einen harten Kern verlassen“, weiß Antonia Nodes, die ihre Karriere vor elf Jahren begann. Der fußballbegeisterte Vater Alexander (TSV Waldkirchen, aktuell Co-Trainer der Landesliga-Mannschaft) war „schuld“, dass seine beiden Töchter – neben Antonia auch Johanna (21) – zum Fußball kamen. Das Trio Nodes trieb den Frauenfußball in Freyung an. Genauso wie Michael Krickl, ein langjähriger Trainer und aktuell Asens Assist des Oberliga-Teams.

Während die TV-Männer von der Bezirksoberliga bis in die Kreisliga abstürzten, schafften die Frauen den umgekehrten Weg mit dem Team um Nodes, das sich seit einem Jahrzehnt kaum verändert hat. „Mit vielen habe ich schon in der D-Jugend gespielt und dass eine Spielerin die Mannschaft verlässt, ist eigentlich undenkbar“, beschreibt Antonia Nodes. Sie studiert in Passau Lehramt und kümmert sich in ihrer Freizeit, wie ihre Mitspielerinnen, gerne um den Frauenfußball. Aktuell allerdings nur abseits des Spielfeldes. Im letzten Spiel 2022 erlitt die Mittelfeldspielerin ohne Fremdeinwirkung einen Kreuzbandriss im linken Knie. Vor sieben Wochen wurde sie im Freyunger Krankenhaus operiert. „Meine erste ernsthafte Verletzung“, ergänzt die 23-Jährige.

Inzwischen kann sie wieder Rad fahren und schwimmen, aber die Saison ist für die TV-Spielführerin vorzeitig beendet. Das ist bei Kreuzbandrissen leider so. Bei Männern wie bei Frauen. Sie trainieren wie die Männer. Sie spielen Fußball wie die Männer. Manchmal, erzählt Nodes, müsse sie dem ein oder anderen noch erklären, dass „ich mich genauso auf ein Spiel vorbereite und deshalb mal nicht weggehen möchte“, ergänzt die junge Frau. Vorurteile lächelt die 23-Jährige mittlerweile gelassen weg.


Wer Interesse am Frauenfußball hat. Der TV bietet ein regelmäßiges Schnuppertraining in der Halle. Kontakt: Jana Simmet, ✆ 015123096084.