„Macht immer noch Spaß“
Mit 63 Jahren in der Kreisklasse: Dauerbrenner und „Standby-Keeper“ Wilfried Waschin – diesmal in Dorfbach

11.11.2023 | Stand 11.11.2023, 8:00 Uhr

Durchaus eine aktuelle Szene: Wilfried Waschin, im Jahr 2020 während eines Benefizspiels der Urlberger Buam. − Foto: Mike Sigl

„Ich stehe zur Verfügung und würde mich freuen, wenn mich der Trainer aufstellt.“ Welcher Fußballer denkt nicht so? Bei Wilfried Waschin ist dieser Wunsch indessen etwas Besonderes, er ist 63 und absolvierte am Wochenende seinen ersten Einsatz für Kreisklassist DJK SV Dorfbach – wohlgemerkt in der „Ersten“!

66. Minute, Haarbacher Fußballplatz: Dorfbachs Stammkeeper Simon Urlbauer (26) prallt vor der 16-Meter-Linie beim Versuch einer Rettungsaktion mit einem Haarbacher Stürmer zusammen, der Unparteiische wertet dies als Foul und zückt Rot. „Viele haben es nicht so gesehen“, meint Waschin. Als Keeper der 2. sitzt er in der 1. Mannschaft üblicherweise auf der Bank, muss abrupt in den Kasten und sieht sich gleich dem Freistoß ausgesetzt. „Der Haarbacher hat aus 20 Metern den Ball mit voller Kraft in die Ecke geschossen, ich habe ihn mit einer Flugparade gehalten“, berichtet der 63-Jährige nicht ohne Stolz im Unterton.

Wilfried Waschin hilft bei den Dorfbachern nur aus, seit Saisonbeginn – Torhüter-Mangel. In der Vergangenheit war er „Standby“ auch in Haarbach, Ortenburg, Unteriglbach und Aidenbach unterwegs. „Freundschaftsdienste“, begründet der Raindinger (zwischen Dorfbach und Haarbach) diese Einsätze. Training, sagt er, habe er nicht mehr nötig. „Das mache ich mit Erfahrung und Stellungsspiel.“ Er ist dennoch fit, bringt bei 1,86 Meter Körpergröße 82 Kilo auf die Waage. Aber schmerzt der Körper nicht, wenn er nach Flugeinlagen am Boden landet? „Ich musste noch nicht viele Parade machen, aber weh tut’s am Abend eigentlich nur, wenn ich von Gegenspielern einen Schlag bekommen habe“, versichert er.

Am Sonntag blieb ihm dies erspart, und mit der eingangs beschriebenen Rettungsaktion hat seinem Team das „Zu Null“ gerettet. Endstand 3:0 beim Ex-Klub.

Sein Markenzeichen: Immer ohne Handschuhe im Tor

Das Alter ist nicht die einzige Besonderheit bei Wilfried Waschin, der beruflich beim Ortenburger Markisenbetrieb Egglsberger ebenso kräftig anpacken muss. Der Raindinger fängt die Bälle schon seit einer kleinen Ewigkeit ohne Handschuhe. Irgendwann in den Neunzigern hat ihn genervt, dass man in den Handschuhen schwitzt „und die Finger aufgeweicht sind, als wärst du stundenlang in der Badewanne gelegen. Wenn mich jemand danach fragt, sage ich ihm: Wir haben nicht Winter und bin nicht beim Skifahren“. Seine zweite Leidenschaft gehört ohnehin nicht dem Wintersport, vielmehr ist er schon seit gut 30 Jahren auf dem Golfplatz zu finden, „da bist du auch den ganzen Tag unterwegs“.

Am Sonntag allerdings wieder im Fußball, daheim gegen Aufsteiger FC Aldersbach. Auch dann, sollte er wirklich spielen, werde man ihn ob seines Alters wieder verwundert ansehen. Das macht irgendwie stolz. Und doch ärgert ihn eins, wie er nicht ganz ernst formuliert: „Es gibt tatsächlich noch Ältere als mich auf den Plätzen, es sind die Schiedsrichter bei den zweiten Mannschaften.“

Die erste Leidenschaft hält den Raindinger fit. „Es macht halt immer noch Spaß. Und solange ich fit bin...“ Vielleicht kann er’s am Sonntag wieder unter Beweis stellen. Er steht auf jeden Fall zur Verfügung.

Im letzten Spiel des Jahres könnten die Dorfbacher noch einen großen Markstein setzen hinsichtlich das Titelkampfs. Vier Zähler hinter Spitzenreiter Künzing II liegend, ist auf jeden Fall noch alles drin für das Team von Trainer Thomas Pfefferkorn.

Mit den Dorfbachern bewerben sich zuvorderst Aunkirchen und die starken Aufsteiger aus Egglham um die Topränge. Und wie Dorfbach erhält der FC Aunkirchen diesmal die große Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – im Duell bei Spitzenreiter Künzing II. Der wirbt freilich mit der beeindruckenden Heimbilanz von sieben Siegen in neun Spielen. Egglham muss sich derweil vorsehen bei einem FC Fürstenzell, dem die Position an der „Kellertreppe“ der Klasse nicht behagt.

Kreisliga-Absteiger Unteriglbach hinkt den eigenen Hoffnungen hinterher. Gegen den Drittletzten, SV Haarbach, könnte im Siegfall der Blick auf Rang 2 vielleicht nochmal etwas klarer werden. Zwischen „Iglbach“ und Fürstenzell bewegt sich ein Quartet mehr oder weniger im Niemandsland, der ein oder andere Sicherungspunkt ist sicher von Nöten. Bei Aldersbach wie der SG Gergweis/Pörndorf, die Gastgeber Weng einen weiteren Schubser hinunter in die A-Klasse zu verpassen. Im Spiel bei der SG Hartkirchen/Pocking könnte Gast Kößlarn seinen Gegner von Platz 6 verdrängen.

− brö


15. Spieltag am Samstag, 14 Uhr: Fürstenzell – Egglham (Hinspiel 3:3), SG Hartkirchen/Pocking – Kößlarn (1:1), Weng – SG Gergweis/Pörndorf (0:2); Sonntag, 14 Uhr: Dorfbach – Aldersbach (2:0), Unteriglbach – Haarbach (4:2), Künzing II – Aunkirchen (3:1); spielfrei: Walchsing.