Abschied angekündigt
Josef Wagner und der SV Hintereben gehen durch dick und dünn im „Trennungsjahr“ – Kreisklassist vor Umbruch

28.11.2023 | Stand 29.11.2023, 7:25 Uhr

Die Zusammenarbeit mit Co-Spielertrainer Christian Strobl und den Vereinsverantwortlichen in Hintereben lobt Josef Wagner (links) enorm. Dennoch möchte er sich nach fünf Jahren neu orientieren. − Foto: Sven Kaiser

Nach fünf Jahren haben beide Seiten Lust auf etwas Neues: Josef Wagner (51) und die Fußballchefs beim SV Hintereben haben frühzeitig vereinbart, dass sie die Zusammenarbeit nach der laufenden Saison beenden werden. Der Waldkirchner Stützpunkttrainer ist auf der Suche nach einer neuen Aufgabe, die Hinterebener schauen sich nach einem neuen (im Idealfall spielenden) Coach um.

Natürlich haben sowohl Verein als auch Spieler und Trainer noch ein gemeinsames Ziel: Den HSV in der Kreisklasse zu halten. Mit elf Punkten aus 15 Partien stehen die Hinterebener knapp über der Abstiegszone (ein Punkt Vorsprung), dennoch sind der scheidende Trainer und Vorstand Armin Schmid (40) felsenfest davon überzeugt: Wagners Abschiedsfeier im Mai 2024 wird eine Nichtabstiegsparty. Diese Denkart charakterisiert auch die zurückliegenden viereinhalb Jahre. Selbstredend gab es kritische Phasen, Momente der Unzufriedenheit, „aber die Mannschaft und wir Verantwortlichen standen zu jedem Zeitpunkt hinter Josef. Es gab von den Spielern kein schlechtes Wort, auch wenn von außen mal geschimpft hat“, berichtet Armin Schmid, der dem Graineter ein hervorragendes Zeugnis ausstellt: „Er hat das Beste aus den nicht immer einfachen Umständen gemacht.“

Wagner musste mit einigen Schwierigkeiten klarkommen, denn der frühere Bezirksligist (zuletzt 2009) kämpft mit Problemen, die viele Vereine beschäftigen (z.B. Spielermangel). Dementsprechend gibt Vorstand Schmid offen zu: „Der HSV hat schon bessere Zeiten erlebt und wir stehen vor dem nächsten Umbruch. Trotzdem glauben wir daran, es weiterhin eigenständig packen zu können.“ Der Rückhalt in der Gemeinde ist jedenfalls groß. Weniger als 150 Zuschauer kommen zu den Heimspielen selten, die Stimmung im Verein bleibt trotz längerer Durststrecken positiv. Eindrücke, die Josef Wagner nur bestätigen kann: „Hier werden gemeinsam Lösungen gesucht und wird die Situation realistisch eingeschätzt. Es macht mir nach wie vor Riesenspaß hier zu arbeiten“, erzählt der 51-Jährige.

„Am liebsten ein Verein mit vielen Perspektivspielern“



Dennoch sei nach dann fünf Jahren ein guter Zeitpunkt, sich neu zu orientieren. Wagner, dessen Sohn Andreas (26) ebenfalls beim HSV kickt, würde gerne im Sommer eine neue Aufgabe übernehmen. „Am liebsten ein Verein mit vielen Perspektivspielern“, notiert der B-Elitelizenz-Inhaber auf seinen Wunschzettel. Seit einer gefühlten Ewigkeit lebt der Graineter Amateurfußball als Übungsleiter. Er trainierte seinen Heimatverein SV Grainet, entwickelte Spieler in Büchlberg, Röhrnbach, Perlesreut und Neuschönau. In erster Linie sieht sich Wagner als Talentförderer, den DFB-Stützpunkt in Waldkirchen leitet er seinen Trainerkollegen Jochen Fröschl, Florian Windpassinger und Joseph Breinbauer (Torwarttrainer) seit vielen Jahren. Sommer wie Winter versuchen sie junge Fußballer bestmöglich auszubilden. Wenn dann ein Spieler wie Valentin Beckert (14) aus Schönberg zum FC Bayern München wechselt, Nico Grimbs (19) aus Wegscheid seinen ersten Profivertrag unterzeichnet (Spvgg Greuther Fürth) oder sich Alina Angerer (25; VfL Bochum) im Profisport Fuß fasst, dann lacht das Herz von Josef Wagner. „Zu vielen reißt der Kontakt nie ab und sie besuchen uns am Stützpunkt immer wieder, was nicht nur mir, sondern auch den Talenten einen Motivationsschub gibt.“

Eine extra Motivation braucht Josef Wagner aber selten. Er liebt den Fußball. Am Stützpunkt wie in Hintereben. Dem HSV will er unbedingt ein weiteres Kreisklassen-Jahr schenken, dafür bis zu seinem letzten Arbeitstag im HSV-Jersey alles geben. „Es wird noch ein harter Weg“, wissen er und Vorstand Josef Wagner. Die Rechnung ist aber relativ einfach: Die Spiele gegen die direkten Konkurrenten FC Dreisessel, SG Preying/Tittling, Grafenau II, Karlsbach und Zenting gewinnen, dann sollte der Nichtabstieg perfekt sein. „Die meisten Konkurrenten haben wir daheim“, merkt Schmid an. Er und die weiteren Verantwortlichen um Abteilungsleiter Stephan Kern (29) suchen parallel einen neuen Trainer und „Co“, denn auch Christian Strobl (36) hat signalisiert, dass er das Amt nach der Saison abgeben möchte. Darüber hinaus könnte der ein oder andere Routine die Fußballschuhe an den Nagel hängen, befürchtet Armin Schmid. „Trotzdem werden wir einen Kader für 1. und 2. Mannschaft haben, der konkurrenzfähig ist“, so der Vereinschef.