Kreisliga Passau
Aufstiegsaspirant im Abstiegskampf: Wieso es bei Kreisligist Karpfham überhaupt nicht läuft

17.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:50 Uhr

Will am liebsten selbst mitkicken: Trainer Reinhard Völdl. Anfang Oktober übernahm er den TSV Karpfham. Trotz eines 1:5 zum Einstand gegen Tittling führte er das Team danach von Platz elf auf acht. −Foto: Archiv Gerleigner

Von Johannes Krenner

Nach großen Träumen im Sommer findet sich der TSV Karpfham auf Platz 8 der Kreisliga Passau wieder. Wieso der ambitionierte Verein seinen eigenen Erwartungen hinterherläuft und wie es Trainer Reinhard Völdl das ändern will.

An Pflichtspiele ist bei den Mannschaften der Kreisliga Passau derzeit noch lange nicht zu denken. Schließlich startet der Spielbetrieb erst Ende März. Die Spieler des TSV Karpfham sind dennoch bereits seit Anfang Januar wieder voll im Wettkampfmodus. Denn Trainer Reinhard Völdl hat eine interne Laufchallenge ausgerufen: Sieben Gruppen á fünf Spieler, jeder muss pro Woche mindestens sieben Kilometer abspulen. Wer sich zu mehr überwindet, ist eine größere Hilfe für sein Team. Denn nach fünf Wochen werden die Kilometer aller fünf Spieler addiert. Preis für die Gruppe mit den meisten gelaufenen Kilometern: Eine deftige Brotzeit mit ordentlich Kaltgetränken. Entsprechend motiviert gehen es die Kreisligakicker an, sagt der Trainer. Zumal sie einiges gut zu machen haben, nachdem man in der Hinrunde den eigenen Ansprüchen hinterhergelaufen ist.

„In den Corona-Jahren ist Lethargie eingekehrt“

Der TSV Karpfham steht zur Winterpause auf Rang acht der Kreisliga Passau mit 21 Punkten – nur drei vor einem Abstiegsplatz, schon neun hinter dem Aufstiegsrelegationsplatz. Dabei hatten im Sommer Fans und Verantwortliche große Hoffnungen, träumten vom Aufstieg. Doch nach einem guten Start und Platz zwei holt die Mannschaft aus sechs Spielen nur drei Punkte, rutscht ab auf Relegationsplatz elf. Dann folgt der Trainerwechsel: Nach dem 9. Spieltag, Anfang Oktober, räumt Thomas Schwarz die Trainerbank für Reinhard Völdl, der erst kurz zuvor von Ligakonkurrent Eberhardsberg entlassen wurde.

Als die Heimatzeitung sich bei ihm telefonisch meldet, redet er bereitwillig drauflos: „Wenn wir auf die Tabelle schauen, wissen wir, was uns in der Rückrunde erwartet: Einen Arrivierten wird‘s sicher erwischen.“ Damit meint der Hauzenberger: Vilshofen (Platz 10), Freyung (11), Tiefenbach (12) und eben auch sein Team. Sie alle trennen nur drei Punkte und mindestens einer, so Völdls Prognose, steigt letztlich auch ab. Er sei zuversichtlich, dass es nicht seine Mannschaft sein werde, aber es werde sicher „kein Selbstläufer“.

Dass grundsätzlich Potenzial vorhanden ist, hat der langjährige Trainer laut eigener Aussage schon in den ersten Trainingseinheiten im Oktober gemerkt – aber eben auch eine große Schwachstelle ausgemacht: Die körperliche Fitness. „In den Corona-Jahren ist da eine gewisse Lethargie eingekehrt“, meint Völdl. Entsprechend auch sein Einstandsspiel: Mit 1:5 verlieren sie gegen Tabellennachbar Tittling auf eigenem Platz. In der Folge intensiviert Völdl das Training. Und das trägt Früchte: Karpfham startet eine kleine Serie, bleibt vier Partien ungeschlagen, gewinnt davon drei gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, ehe es im letzten Spiel vor der Pause eine 0:3-Niederlage gegen Völdls Ex-Club Eberhardsberg setzt. Der grundsätzlich positiven Stimmung im Team schadete das aber nicht, so der Eindruck des Trainers nach der Winterpause. Zumal auch diese mit guten Hallenleistungen erfolgreich gestaltet werden konnte.

Nachdem das Team in der Vorrunde der Hallenmeisterschaft in letzter Sekunde noch am späteren Landkreissieger Vornbach gescheitert war, gewann man jüngst den Hacklberger-Cup des FC Indling. Und auch wenn Reinhard Völdl persönlich nicht dabei war und der Mannschaft in der Halle freie Hand ließ, sieht er das als gutes Omen. „Das sorgt natürlich für Euphorie für die Rückrunde.“ Grundsätzlich sei die Motivation bei allen groß, wie Völdl schon bei der Laufchallenge merkt. „Manche muss ich direkt bremsen, damit sie nicht zu viel laufen.“ Und noch mehr gute Nachrichten zur Rückrunde: Torjäger Tomas Vnuk kehrt ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss zurück (PNP berichtete) und auch sonst steht abgesehen von Ex-Profi Argjent Mustafa, der nach nur einem halben Jahr zum TSV Schönberg wechselt, nahezu der gesamte Kader wieder zur Verfügung. Also beste Vorzeichen, dass Karpfham sogar noch mal um die vorderen Plätze mitspielt?

Mittelfristig will Karpfham unter die ersten Fünf

Reinhard Völdl dämpft hier die Erwartungen aber gleich wieder. Dafür sei der Kader in dieser Saison einfach noch zu dünn, Ziel müsse sein, sich im Mittelfeld zu etablieren. Einmal klingt aber auch bei Völdl der eigentliche Anspruch des TSV Karpfham durch: „Grundsätzlich wollen wir jedes Spiel gewinnen.“ Und auch in den kommenden Saisons sehe man sich in Karpfham in anderen Tabellenregionen. „Mittelfristig sind das Ziel die ersten Fünf“, erklärt Völdl. Dafür stehe man schon mit einigen Spielern in Kontakt und fördere ständig den Zusammenhalt im Team, der aus Sicht des Trainers Basis für jeden Erfolg ist.

Nun steht allerdings erst die Rückrunde an: Gleich zum Auftakt empfängt der TSV am 25. März Tabellennachbar Vilshofen. „Das ist gleich mal ein Sechs-Punkte-Spiel“, sagt der Trainer. Bei einem Sieg könne man vorerst „durchschnaufen“, andernfalls ist der Druck natürlich groß. Prinzipiell, betont Reinhard Völdl mehrmals, „bin ich aber überzeugt, dass wir von der Qualität in die Liga gehören und auch dem Druck standhalten.“ Schließlich sammeln die Spieler dafür schon seit Anfang Januar Wettkampferfahrung.