Nur auf Rang 12 der Kreisliga
Abstiegskampf statt Bezirksliga-Traum: SV Neuhausen/Offenberg – die Gründe für die Talfahrt

02.02.2023 | Stand 03.02.2023, 7:36 Uhr

Optimistischer Blick: Nach einer verkorksten Hinserie müssen (v.l.) Vitus Vornehm, Johannes Kiwitz, Spielertrainer Roland Moosmüller und Sebastian Rothkopf jetzt liefern. −Fotos: Helmut Müller / Stefan Ritzinger

Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt sind Verse („Klärchens Lied“) eines kurzen Gedichts des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. Sie beschreiben irgendwie am besten die derzeitige emotionale Gemütslage bei der SV Neuhausen/Offenberg.

Im Juni vergangenen Jahres klopfte der Vizemeister der Kreisliga Straubing noch ans Tor zur Bezirksliga, ein paar Monate später steckt die Truppe um Coach Roland Moosmüller mitten im Abstiegskampf. „Die Gründe sind vielfältig“, sagt Co-Spielertrainer Johann Lauerer (29) im Gespräch mit der Heimatzeitung. Dass man mit dem derzeitigen Tabellenrang 12 (direkter Abstiegsplatz/ein Nachholspiel) alles andere als zufrieden ist, versteht sich von selbst. Dementsprechend klar formuliert ist auch die Devise fürs Frühjahr: „Das oberste Ziel ist der Klassenerhalt. Das muss es auch sein, wenn man als Basis das Ergebnis der letzten Saison hinzuzieht“, gibt sich Lauerer kämpferisch.

Was waren das für Festwochen im Mai 2022. Zuerst Platz 2 über die Ziellinie gerettet, dann als Außenseiter gegen den TSV Mauth in der Relegation zur Bezirksliga vor über 900 Zuschauern furios aufgespielt, aber knapp mit 2:3 den Kürzeren gezogen. Es waren – so sind sich Verantwortliche, Spieler und Fans einig – herausragende Momente in der jüngeren Vergangenheit des Vereins. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten, die Erwartungshaltung im Hinblickt auf die neue Saison steigt, der Traum von einem neuerlichen Anlauf Richtung Bezirksliga lebt. Und dann..? Kam die große Ernüchterung. Nach sechs Pleiten aus den ersten sieben Partien fand sich der SV in einer unerwarteten Tabellenregion wieder – Letzter mit drei Punkten!

Wurde aus Euphorie und Leichtigkeit plötzlich Übermut und Leichtsinn? Frei nach dem Motto: Es läuft – auf Grund des letztjährigen Erfolges – auch von allein. „Nein“, weist Lauerer diesen Vorwurf der Mentalitäts- und Einstellungsfrage entschieden zurück. „Wir wussten mit einem der überraschendsten und größten Erfolge in der Vereinsgeschichte schon umzugehen und konnten ihn auch richtig einordnen.“

Die Gründe für die sportliche Talfahrt liegen für den stürmenden Co-Trainer ganz woanders. Kurz zusammengefasst sind es vier: Erstens: Seit Februar – und quasi fast ohne Sommerpause – durchgespielt. Zweitens: Viele Verletzte haben ihre Wehwehchen nie richtig auskuriert und in die Vorbereitung mit rein geschleppt. Irgendwann war der Tank dann leer und die Kaderstärke von rund 20 Mann schrumpfte zwischenzeitlich auch mal auf zehn oder elf Akteure zusammen, so dass man sich bei der zweiten Mannschaft bedienen musste. Drittens: Neuhausen/Offenberg (drittschlechteste Defensive der Liga) kassierte viel, zu viele einfache Gegentore, gerade bei Standardsituation wurde im Kollektiv stellenweise sehr schwach verteidigt. Und Viertens: Trotz teilweiser guter Auftritte jubelte am Ende oft der Gegner, auch weil die Abschlussquote vor dem Tor viel zu schwach war. Bei letzterem Grund fühlt sich der „Co.“ auch angesprochen. 29 Mal versenkte Lauerer in der vergangenen Saison das Leder im Tor. Aktuell sind es nur vier Buden. Die Erklärung: Eine Schultereckgelenkssprengung in der Vorbereitung setzte den 29-Jährigen in den ersten sieben Begegnungen schachmatt.

Lange Rede kurzer Sinn: Jetzt im Frühjahr muss vieles besser werden. Die Frage lautet: Kann Neuhausen/Offenberg auch Abstiegskampf? Johann Lauerer ist davon überzeugt: „Die Mannschaft ist ja komplett zusammen geblieben, hat gerade in den schlechten Phasen überragend zusammengehalten. Dazu verfügen wir über sehr viele routinierte Spieler, die alle ihre Verletzungen auskuriert haben und jetzt wieder an Bord sind.“ Einzig Dominik Breu wird mit Hüftproblemen noch länger ausfallen. Mit der aktuellen Situation hadern bringt nichts mehr. Der Fokus liegt jetzt einzig und allein auf der Vorbereitung. Mit der „vollen Kapelle“ geht’s Anfang Februar mit Vollgas los, inklusive Trainingslager im kroatischen Medulin. Dort soll dann auch der Feinschliff für die Mission Klassenerhalt gelegt werden.

− aug