Eishockey-Oberligist in Not
Pulverfass Bayreuth: Abendkasse gepfändet – beim Spiel gegen Deggendorf rückten sogar Gerichtsvollzieher an

15.01.2024 | Stand 16.01.2024, 12:56 Uhr

Bayreuther Bruchlandung? Die Zukunft der Tigers scheint nach den jüngsten Berichten aus Oberfranken fraglich. In Summe soll die GmbH Verpflichtungen von mehr als zwei Millionen Euro vor sich herschieben. Auf die Leistungen auf dem Eis wirkt sich dies bislang nicht aus, die Tigers sind in der Oberliga Süd auf Playoffkurs. − Foto: imago images

Wie lange geht das noch gut? Die Bayreuth Tigers sitzen dem Vernehmen nach auf einem Pulverfass und die Zündschnur brennt bereits.

Seit Monaten sind finanzielle Probleme des Eishockey-Oberligisten aus Oberfranken bekannt, die nun konkreter werden: Am Freitag wurden die Einnahmen der Abendkasse während des Heimspiels gegen den Deggendorfer SC gepfändet.

Sportlich spielen die Bayreuth Tigers eine tolle Saison in der Oberliga Süd. Die Oberfranken haben als Tabellenvierter das Ticket für die Playoffs praktisch in der Tasche, feierten zuletzt fünf Siege in Serie und begeisterten ihre Fans am Wochenende mit Kantersiegen über den DSC (6:2) und bei den Passau Black Hawks (9:2). Allerdings hält sich die Freude der Anhänger in Grenzen, denn die Unruhen rund um die Tigers überlagern die Erfolge oft.


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Am Wochenende musste Geschäftsführer Matthias Wendel dem „Nordbayerischen Kurier“ bestätigen, dass zwei Gerichtsvollzieher beim Heimspiel im mit 1447 Zuschauern gut besuchten Kunsteisstadion auftauchten und die Eintrittsgelder für einen Gläubiger der GmbH einkassierten. Aber das ist nicht die einzige Front, an der die Verantwortlichen der Bayreuth Tigers Eishockey GmbH kämpfen. In der vergangenen Woche reichte der frühere Caterer, der die VIP-Lounge im Eisstadion belieferte und die Spieler mit Essen versorgte, Klage beim Landgericht in Bayreuth ein.

Vermieter wollten Geld von Spielern



Laut Medienberichten geht es um sieben nicht beglichene Rechnungen aus der vergangenen Zweitliga-Saison und insgesamt 34000 Euro. Auch der Stammverein, der Verbindlichkeiten von mehr als 50000 Euro vorrechnet, und weitere Gläubiger würden von der GmbH immer wieder vertröstet und bei Fehlbeträgen von mehr als zwei Millionen Euro der Fall bald auch den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) beschäftigen. Nach Informationen unserer Zeitung standen zuletzt auch Vermieter vor Spielerwohnungen und wollten die Miete eintreiben. Fans unken sogar, dass die Tigers nicht mehr lange am Spielbetrieb teilnehmen werden.

Geschäftsführer Matthias Wendel will sich „im Augenblick öffentlich nicht weiter äußern“, wie die Pressestelle der Tigers auf heimatsport.de-Anfrage mitteilte. Dem „Nordbayerischen Kuriert“ gegenüber sagte der Klubchef, dass er enttäuscht sei von Gläubigern, die Gerichtsvollzieher schickten und den Klageweg wählten. Die Tigers GmbH sei bemüht, Teilzahlungen zu leisten und man sei mit den Gläubigern in Gesprächen, berichtet Wendel und klang dabei optimistisch, Lösungen zu finden.

Offener Brief der Fans

Aber nicht nur die Fans des Bayreuther Eishockeys verlieren die Hoffnung zunehmend, rechnen nach dem Zwangsabstieg aus der DEL2 im vergangenen Jahr mit weiteren Rückschlägen und werfen Wendel unverantwortliches Verhalten vor, wie in einem Offenen Brief der Fans vom Sonntag nachzulesen ist. Die Anhänger bezweifeln darin, dass „Herr Wendel laut seiner Aussage die Situation völlig im Griff“ hat. Zumal mit dem früheren Sportmanager Rainer Schan ein Ex-Mitarbeiter eigenen Angaben zufolge die GmbH ebenfalls verklagt.

Die Mannschaft präsentiert sich auf dem Eis unbeeindruckt von den Unruhen im Klub. Sie hat 22 von 34 Saisonspielen gewonnen und sorgt sogar ohne Trainer Rich Chernomaz, der aufgrund einer unaufschiebbaren Knieoperation vorerst nicht an der Bande stehen kann, für positive Schlagzeilen.