Die große Saison-Bilanz beim DSC
Ausfälle, Finanzen, Zugänge: Deggendorfs spielender Sportchef Thomas Greilinger redet Klartext

27.03.2024 | Stand 27.03.2024, 11:43 Uhr

So schnell nimmt der Deggendorfer Eishockey-Legende keiner den schwarzen Puck ab. Nach dem Playoff-Aus ist für die Spieler Sommerpause, während der spielende Sportchef Thomas Greilinger am Kader für die neue Saison bastelt. − Foto: Roland Rappel

Die unermüdliche DSC-Legende: Thomas Greilinger (42) hat gerade seine 35. Saison vollendet, ein weiteres Jahr auf dem Eis ist nicht ausgeschlossen. Nach dem Playoff-Aus gegen Tilburg sprach der Sportchef des Deggendorfer SC mit der Heimatzeitung über die abgelaufene Spielzeit, die aktuelle Lage und wie die Zukunft aussieht.

Thomas, der DSC ist top in die Oberliga-Saison gestartet, bis zum Jahreswechsel war man erster Verfolger von Spitzenreiter Weiden. Warum konnte die Mannschaft im neuen Jahr nicht an die Leistungen anknüpfen – auch nicht, als sie wieder besser besetzt war?
Thomas Greilinger: Der Hauptgrund waren sicherlich die vielen verletzungsbedingten Ausfälle. Das konnten wir zwar lange kompensieren, aber es sind dann immer mehr geworden, darunter auch wichtige Spieler und Leistungsträger. Da wird es dann schwer, den zweiten Platz zu halten.

Auch im folgenden Playoff-Achtelfinale kam man nie richtig in Schwung, musste über die volle Spiele-Distanz gehen. Was haben Sie vermisst, um die Hammer Eisbären früher zu besiegen – und Kräfte zu sparen – um Tilburg besser die Stirn bieten zu können?
Greilinger: Grundsätzlich nichts. Es ist halt vieles zusammengekommen. Wir hatten Spieler, die in der Saison extrem viel Eiszeiten hatten und dann zwangsweise mal müde geworden sind. Dann hatten wir Spieler, die aus längeren Verletzungspausen für die Playoffs wieder fit geworden sind. Bis die dann wieder in Fahrt kommen, dass dauert natürlich auch. Und ehrlich gesagt war Hamm jetzt kein ganz schlechter Gegner. Die können schon auch Eishockey, hatten taktisch und auch spielerisch einiges zu bieten.

Auch die drei Englischen Wochen vor den Playoffs spielten dem DSC nicht gerade in die Karten.
Greilinger: Mit Sicherheit hat das eine Rolle gespielt. Die Nord-Gruppe hatte zuletzt weniger Spiele. Gerade zum Saisonende ist so ein Spielplan, wie wir ihn hatten, nicht gerade förderlich.

Anschließend folgte das Viertelfinal-Aus gegen Tilburg. Was haben die vier Mannschaften, die im Halbfinale stehen, was dem Deggendorfer SC fehlt?
Greilinger: Ganz einfach: Weniger Ausfälle. Grundsätzlich muss man das schon mal einordnen. Wenn Dir aus unserer Paradereihe mit unseren drei Tschechen Stloukal, Mikulka und Dusek zwei Stürmer komplett wegbrechen, dann ist das nur schwer zu kompensieren. Das ist nur eins von zahlreichen Beispielen. Immer wieder Ausfälle zu verkraften, kostet Kraft und geht dann halt irgendwann an die Substanz. Grundsätzlich sind wir gegenüber diesen Top 4 von der Papierform her gesehen auch nicht schlechter. Freilich können wir jetzt spekulieren und uns fragen: Was wäre gewesen, wenn das Verletzungspech nicht derart zugeschlagen hätte. Aber das bringt uns jetzt auch nicht weiter.

Verletzungen sind das eine, aber außer Marco Baßler haben die Nachverpflichtungen nicht so wirklich eingeschlagen. Wieso konnten Martin Heinisch und Matt Pistilli nicht besser helfen?
Greilinger: Mit Marco konnten wir ja bereits den Vertrag verlängen. Natürlich haben wir gehofft, dass er so einschlägt, da hatten wir ein sehr glückliches Händchen. Bei Matt ist es halt echt tragisch gelaufen, wenn du dir im zweiten Spiel den Fuß brichst und komplett raus bist. Da erübrigt sich ein Urteil. Und Martin kam ja leicht angeschlagen zu uns. Das wussten wir auch. Allerdings entpuppte sich – trotz ärztlichen Checks – die Verletzung dann doch hartnäckiger als zunächst gedacht. In den Playoffs hat sich sein Potenzial dann schon angedeutet, aber natürlich war es jetzt nicht die erhoffte Verpflichtung, die sofort eingeschlagen hat.

Ist die Mannschaft in die Jahre gekommen? Trainer Jiri Ehrenberger kündigte nach dem Playoff-Aus an, dass das Team verjüngt werden muss. Wie schaut das konkret aus?
Greilinger: Natürlich würden auch wir am liebsten 20 Spieler mit einem Alter von 25 Jahren im Kader haben, die dann auch noch 20 Tore schießen. Aber leider wachsen die nicht auf dem Baum – und ist finanziell auch utopisch. Dass die Älteren nach und nach mal wegbrechen, ist klar. Deshalb sind wir auch bemüht der Mannschaft eine Blutauffrischung zu geben. Mit Marco Baßler ist uns dies – finde ich – auch hervorragend gelungen.

Mitten in den Playoffs dann auch noch der Hauptsponsor Becker Carbon weggebrochen. Wie groß ist der Schaden bzw. was bedeutet das für die zukünftige sportliche Planung?
Greilinger: Also Fakt ist: Mit den Top-Oberligisten können wir finanziell sowieso nicht mehr mithalten. So ehrlich muss man dann auch mal sein. Und auch die mittleren Klubs in der Oberliga zahlen schon gutes Geld, die Luft wird da schon dünner, gute, junge Spieler an Land zu ziehen. Ob das klappt, werden wir die nächsten Wochen und Monate sehen. Freilich müssen aber auch wir beim Etat für die kommende Saison ein bisschen zurückschrauben.

Welchen Stellenwert hat die frühzeitige Verlängerung von Coach Jiri Ehrenberger?
Greilinger: Jiri lebt den DSC, kennt die Stadt in- und auswendig, die Spieler haben einen großen Respekt vor ihm. Er macht hier einfach einen super Job. Deshalb war ja nur die Frage: Will er weitermachen oder nicht. Für Deggendorf ist es schon ein riesiger Gewinn, wenn du so einen Fachmann als Trainer – und das auch noch direkt vor deiner eigenen Haustür – hast.

Wer waren für Sie die auffälligsten DSCler in dieser Saison?
Greilinger: Als Timo Pielmeier längere Zeit ausfiel, hat sich Louis Eisenhut schon gut in den Vordergrund gespielt. Das hat ihm so vielleicht nicht jeder zugetraut. Schließlich hieß es ja im Deggendorfer Umfeld immer: Wenn der Timo wegbricht, dann geht gar nichts mehr. Aber das war nicht der Fall. Auch einige junge Spieler, wie beispielsweise Niklas Pill, haben einen Schritt nach vorne gemacht und uns schon auch positiv überrascht. Leider sind auch einige aus dieser Alterskategorie sportlich stehen geblieben.

Sportchef, Nachwuchstrainer und Oberligaspieler. Wie sieht die persönliche Zukunft von Thomas Greilinger aus?
Greilinger: Für mein Alter jetzt gar nicht mal so schlecht (lacht). Wichtig war für mich, dass ich größtenteils verletzungsfrei geblieben bin und insgesamt nur drei Spiele verpasst habe. Logisch, dass ich jetzt nicht mehr so Eishockey spiele, wie vor zehn Jahren. Aber mit allem Drum und Dran wie es bei mir gelaufen ist, kann ich schon zufrieden sein.

Also hängt der „ewige“ Greilinger noch eine Saison dran?
Greilinger: Piano! Wir sind jetzt gerade mal drei Tage raus aus den Playoffs. Ich will zunächst jetzt mal alles sacken lassen und die Saison ein bisschen reflektieren. Auch, wie sich das mit dem Team entwickelt. Und in zwei Wochen kann ich euch dann mehr sagen.

Die Namen des tschechischen Centers David Stach und des schwedischen Stürmers Andree Hult von den Bayreuth Tigers geistern seit geraumer Zeit herum. Auch soll Fabian Baßler (Saale Bulls), der Bruder von Stürmer Marco, im Gespräch sein?
Greilinger: Da kann man noch gar nichts sagen. Soviel kann ich aber preisgeben: Wir sind relativ weit. Es sind nicht mehr viele Plätze zu vergeben. Aber bei konkreten Namen bitte ich noch um etwas Geduld.

Letzte Saison gab es mit Carter Popoff und Tomáš Gulda nur zwei Profi-Neuzugänge. Ist heuer mehr Fluktuation zu erwarten?
Greilinger: Ein bisschen mehr Bewegung wird es geben, zu viel aber auch nicht. Da unser Kader durch die Ausfälle und Nachverpflichtungen doch relativ groß ist, werden aber deutlich mehr gehen als die Jahre zuvor.