Provozierter Abbruch in Leipzig
Deggendorfer Testspiel-Affäre: Sperre für Ehrenberger – Auf den Klub kommt Geldstrafe zu

11.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:30 Uhr
Roland Rappel

Fehlt gesperrt für zwei Spiele: DSC-Coach Jiri Ehrenberger. −Foto: Roland Rappel

Nach dem vorzeitig beendeten Eishockey-Testspiel vom Sonntagabend in Leipzig ist DSC-Trainer Jiri Ehrenberger für zwei Spiele gesperrt worden, auf den Klub kommt eine Geldstrafe zu. heimatsport.de dokumentiert die Szenen aus einem aus dem Ruder gelaufenen Eishockey-Vorbereitungsspiel – und hat die Reaktionen eingefangen.

Was war passiert? Bei eigener 1:0-Führung hatten die Spieler des Deggendorfer SC nach einer halben Stunde Spielzeit das Eis verlassen – und waren nach kurzer interner Besprechung nicht mehr aufs Eis zurückgekehrt. Der Eishockey-Oberligist hatte noch am Sonntag in einer ersten Erklärung von einer Schutzmaßnahme gesprochen – im Sinne der Spieler beider Seiten, wie betont wurde.

Von Beginn an Schärfe und Härte

Von Beginn an war die Partie von einer für ein Testspiel unnötigen Schärfe und Härte geprägt. Auf beiden Seiten wohlgemerkt. Immer wieder gab es vermeidbare Zweikämpfe, die man sich in einem Testspiel sparen könnte. Hinzu kam: Die Schiedsrichter, darunter Sebastian Lehmann, der bereits vergangene Saison als Mit-Schuldiger für das Playoff-Aus in Halle ausgemacht wurde, konzentrierten sich zwar auf eine strenge Regel-Auslegung von Stockschlägen (sechs Mal ausgesprochen), unterbanden aber die aufkommende Härte nicht und trugen so nach Meinung von Beobachtern einen entscheidenden Teil zur aufgeheizten Stimmung bei. Immer wieder gerieten Spieler beider Teams aneinander, es kam zu Rudelbildungen. Deggendorfs Marcel Pfänder konnte man in einer Szene von den Lippen und an seinen Gesten ablesen, was er von den Handlungen der Leipziger hielt, während Tomas Gulda das Eis von der Spielerbank stürmen wollte und von seinen Mitspielern zurückgehalten werden musste.


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Im Verlaufe des Mittelabschnittes kam es außerdem zu einem Wortgefecht zwischen den beiden Trainern. Deggendorfs Jiri Ehrenberger und Leipzigs Frank Fischöder waren kaum zu beruhigen. René Röthke und Robin Thalmeier wurden nach gut 25 Minuten zum Duschen geschickt – wegen einer kurzen Rauferei, für die es normalerweise fünf Minuten gibt. Der Auseinandersetzung waren auch harte Checks vorausgegangen. Es dürfte ein Versuch der Unparteiischen gewesen sein, den beiden Teams zu sagen: „Jetzt reicht’s“. Doch als Leipzigs Manuel Nix unnötig und mit voller Absicht – diesen Schluss zieht man auf Deggendorfer Seite aus dem Betrachten der Videoaufnahmen – Deggendorfs Petr Stloukal gecheckt und dabei das Knie des letztjährigen Topscorers getroffen hatte, war es für die Deggendorfer genug. Ehrenberger schickte sein Team in die Kabine, die Betreuer packten die Schläger ein, das Spiel war zu Ende.

„Über die ersten 30 Minuten hinweg hat sich das Testspiel mit den Icefighters über viele Aktionen hinweg auf eine unnötige Art und Weise hochgeschaukelt“, teilten die Deggendorfer noch am Abend mit: „Als dann der letztjährige Topscorer Petr Stloukal nach einem Kniecheck verletzt vom Eis musste, entschieden die Verantwortlichen des DSC das Spiel, zum Wohle aller Beteiligten auf beiden Seiten, abzubrechen.“

„Wir haben uns alle nicht mit Ruhm bekleckert“

Leipzig reagierte ebenfalls: „(…) in den sozialen Medien gingen Vermutungen, Beschimpfungen und Halbwahrheiten viral. Besser wäre es gewesen, wenn alle Beteiligten sich in Ruhe die Bilder angeschaut und vielleicht auch die Diagnosen der Verletzungen abgewartet hätten.“ Denn bei Leipzig schied der Spieler Connor Hannon verletzt aus, wie Leipzigs Geschäftsführer Sven Gerike auf der Homepage zitiert wird: „Die Situation, die zu seiner Verletzung geführt hat, sehe ich auch mit Videoanalyse als unglücklich, aber nicht vorsätzlich an. Wir haben uns alle nicht mit Ruhm bekleckert und sollten das auch akzeptieren. Wir wünschen vor allem allen angeschlagenen und verletzten Spielern eine baldige Genesung.“

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hat ebenfalls reagiert und hat noch am Sonntagabend sowohl gegen Jiri Ehrenberger als auch den Club ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Ehrenberger wurde für zwei Spiele gesperrt. Er wird beim nächsten Testspiel am Freitag in Erfurt von Co-Trainer Robert Suchomski vertreten werden. Auf den Club selbst wird wahrscheinlich eine Geldstrafe zukommen. Neben Ehrenberger fehlt dem DSC am Freitag René Röthke, denn mittlerweile müssen auch in der Vorbereitung ausgesprochene Spieldauerstrafen im nächsten Spiel – egal ob Test- oder Punktspiel – verbüßt werden.