„Ein absoluter Fachmann, der das Trostberger Eishockey über lange Zeit geprägt hat und dessen Name immer präsent war – unsere absolute Wunschlösung.“ Das sagt Chiefs-Chef Johannes Käsmaier über den neuen Trainer der Trostberger Landesliga-Mannschaft: Willy Bauer übernimmt nach der Trennung von Petr Zachar das Ruder und steht am Freitag, 17. November, 19 Uhr, gegen Bad Aibling das erste Mal an der Bande.
Der 56-Jährige, der 1986 vom EHC Klostersee nach Trostberg kam, verbuchte in 17 Jahren und 423 Spielen im TSV-Dress nicht weniger als 222 Tore und 363 Assists und stand viele Jahre abwechselnd als Trainer und Spielertrainer in der Verantwortung, ehe er 2006 als Coach zum EV Lindau wechselte. Die Islanders führte Bauer in seiner fünfjährigen Amtszeit von der Landes- in die Bayernliga, ehe er noch weitere zwei Jahre als Lindauer Nachwuchstrainer im Einsatz war.
Zurück in Trostberg sind Sie schon seit zehn Jahren, und Sie waren auch immer wieder als Wunschtrainer im Gespräch. Jetzt ist es soweit. Wie kam’s?
Willy Bauer: Mit dem Gedanken gespielt, irgendwann und irgendwo wieder an der Bande zu stehen, habe ich schon länger, aber eher mit dem Ziel Saison 2024/25. Jetzt, wo Trostberg unter Zeitdruck auf Trainersuche war, habe ich mich bereit erklärt, gleich einzusteigen – nach nur einem Gespräch mit der Abteilungsleitung, das ich vom Urlaub in Ägypten aus geführt habe.
Warum das Trainer-Comeback nach zehn Jahren Pause?
Bauer: Ich war als Trostberger natürlich immer nah dran. Mir war wichtig, so lange es gesundheitlich geht, selbst noch Eishockey zu spielen bei den Trostberger Alzbären. Dafür bleibt jetzt natürlich weniger Zeit. Ich habe ein enges Verhältnis zu vielen Trostberger Spielern, zum Beispiel durch das gemeinsame Inline-Hockey-Spielen im Sommer. Natürlich ist es auch etwas Besonderes, wieder den Verein zu trainieren, an dem mein Herz hängt. Und mit den alle zwei Jahre nötigen Fortbildungslehrgängen für meine Trainer-A-Lizenz bin ich auch noch nicht eingerostet (lacht). Ein Hauptgrund war aber, dass es beruflich und zeitlich einfach jetzt erst wieder möglich ist, weil wir den Betrieb der „Fisch Kare“-Gastronomie in Peterskirchen aufgeben werden.
Am Dienstag haben Sie sich der Mannschaft vorgestellt und das erste Training geleitet. Wie war’s? Brennt das Feuer noch im Eishockeytrainer Willy Bauer?
Bauer: Es war hervorragend. Natürlich ist es nicht ideal, eine Mannschaft unter der Saison zu übernehmen. Aber alle haben sehr positiv reagiert und im Training – trotz strömenden Regens – viel Motivation und Einsatz gezeigt. Es hat großen Spaß gemacht. Der Kader ist groß, das hebt die Trainingsintensität. Und von der Qualität her würde ich sagen: Das ist mindestens das Niveau, das vor zehn Jahren Lindau in der Bayernliga hatte.
Aber es ist auch eine undankbare Aufgabe, ein Team zu übernehmen, das fünf der ersten sechs Spiele gewonnen hat, oder?
Bauer: Natürlich kann es von den Ergebnissen her wieder schlechter werden, zumal jetzt auch schwierigere Gegner kommen. Aber es geht einfach darum, dass man das Beste herausholt und maximalen Teamgeist erreicht. Es ist ein ziemlicher Kaltstart mit wenig Vorbereitungszeit, aber die nutze ich für möglichst viele Einzelgespräche, aber auch, um die nicht wenigen Spieler, die bisher kaum Eiszeit bekommen haben, mit ins Boot zu holen und bei der Stange zu halten. Jeder muss wissen: Ich bekomme meine Chance, wenn ich mich voll reinhänge und bereit bin.
Auf was legen Sie besonderen Wert?
Bauer: An erster Stelle: Ganz klar die Disziplin. Pünktlichkeit und gegenseitiger Respekt, keine dummen Strafzeiten. Und Ehrlichkeit ist wichtig – den Spielern klar zu sagen, wo sie stehen, was ich von ihnen erwarte.
Und im taktischen Bereich?
Bauer: Nach dem bisherigen Saisonverlauf gibt es keinen Grund, allzu viel zu verändern. Aber natürlich gibt es Ansatzpunkte, etwa in Unterzahl stabiler zu stehen, schnell von Defensive auf Offensive umzuschalten und im Spielaufbau möglichst variabel zu sein. Und im Lauf der Zeit gilt es auch, sich auf spezielle Spielsituationen vorzubereiten – 6 gegen 5, wenn man gegen Ende ohne Torwart einen Rückstand aufholen muss, oder 3 gegen 3, wenn es in die Verlängerung geht.
Johannes Käsmaier, Abteilungsleiter und Torwart-Routinier, war begeistert vom Schwung und der Disziplin, die schon bei Ihrem ersten Training herrschten – „als wäre Willy nie weg gewesen“. Hat es sich so angefühlt?
Bauer: Es war jedenfalls ein sehr gutes Gefühl. Mir liegt ja auch wirklich viel am Trostberger Eishockey. Es ist toll zu sehen, wie viel Engagement und Mühe in die Nachwuchsarbeit gesteckt wird. Die erste Mannschaft ist das Zugpferd dafür. Und ich will dazu beitragen, dass es positiv weitergeht und die Sportart in Trostberg dauerhaft die Kinder und Jugendlichen begeistert – sicher auch bald meinen sechsjährigen Enkel, der mit den Schlittschuhen schon in den Startlöchern steht.
Interview: Thomas Thois
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