ERC-Kapitänin im Interview
Theresa Wagner will mit den Ingolstädterinnen den Pokalerfolg aus dem Vorjahr wiederholen

09.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:11 Uhr
Martin Wimösterer

Kapitänin mit Verantwortungsgefühl: Theresa Wagner ist beim ERC Ingolstadt die schnelle Integration der Neuzugänge ein wichtiges Anliegen. Foto: Imago Images

Bei den Erstliga-Frauen des ERC Ingolstadt beginnt an diesem Wochenende mit dem Kurztrainingslager in Südtirol die Testspielphase. Teamkapitänin Theresa Wagner (28) spricht im Vorfeld über den Stand der Vorbereitung.

Frau Wagner, die Eishockey-Saison läuft wieder an. Passen die neuen Schlittschuhe denn schon richtig?
Theresa Wagner: (lacht) Ich habe mir erst Anfang des Jahres neue Schlittschuhe gekauft, so dass sie hoffentlich noch für dieses Jahr reichen werden. Aber man braucht natürlich, um sich nach der Pause wieder an die Ausrüstung zu gewöhnen. Ich bin allerdings schon seit Anfang Juli mit den Sportsoldatinnen und der Nationalmannschaft auf dem Eis – es passt schon wieder alles.

Sie bekommen somit also keine Schlittschuhe gestellt – wie es zum Beispiel bei den Männern in der DEL gang und gäbe ist.
Wagner: Wir kriegen in Ingolstadt zumindest Helm, Handschuhe und Hose gestellt, den Rest müssen wir leider selbst anschaffen. In Ingolstadt haben wir damit zumindest eine gute Situation, die in der DFEL noch nicht Standard ist. Aber klar: Weitere Sponsoren wären natürlich nicht schlecht.

Für die ERC-Frauen stehen am Wochenende die ersten Testspiele an. Dazu geht es ins Kurztrainingslager nach Neumarkt in Südtirol. Außergewöhnlich, oder?
Wagner: Auf alle Fälle. Ich kann mich nicht erinnern, gegen Neumarkt schon mal gespielt zu haben. Für uns geht es in Südtirol auch darum, uns als Mannschaft kennenzulernen und zueinander zu finden. Wir haben viele neue Gesichter im Kader.

Sie sind Kapitänin der Panther. Wie kümmern Sie sich, dass die sieben Neuen gleich gut in die Mannschaft finden?
Wagner: Ich schaue gerade bei den Jüngeren, dass sie gleich gut integriert werden. Es ist normal, dass die Neuen erst einmal zurückhaltender sind. Mir ist aber wichtig, dass sie nicht nur mit unserem Trainer Christian (Sohlmann, Anm. d. Red.) einen Ansprechpartner findet, sondern auch in der Mannschaft. Deshalb versuche ich immer ein offenes Ohr zu haben und zu helfen, wo ich kann. Ob ich alles lösen kann, sei dahingestellt. In der Regel findet man aber einen Weg. Dann unternehmen wir auch viel miteinander. Wie zum Beispiel vorigen Mittwoch, als wir nach der Ankunft unserer neuen Kanadierinnen gemeinsam zum Mittagessen gegangen sind. Es gab typisch deutsch Schnitzel – und es hat ihnen geschmeckt (lacht).

Sie sind mit dem Team seit rund einem Monat auf dem Eis. Wie sind die ersten Eindrücke?
Wagner: Bisher sehr gut. Es haben sich alle gut eingefunden und wir haben supernette Charaktere dabei. Es fällt schon jetzt auf, dass sich jede ihren Platz erkämpfen will – was gut ist. Letztes Jahr hatten wir einen kleinen Kader, da war der Konkurrenzkampf nicht so groß.

Am Ende müssen auch Sie sich strecken...?
Wagner: Ich sehe meinen Platz nie als gesichert an. Ich will das Beste aus mir herausholen und nicht stehenbleiben.

Diese Hartnäckigkeit hat Sie bis in die Nationalmannschaft gebracht.
Wagner: Ja, das war nicht selbstverständlich. Im Vergleich zu den anderen bin ich relativ spät dazugestoßen. Aber: Es geht jede Saison von Neuem los, ich muss weiter arbeiten.

Mit der Nationalmannschaft hatten Sie schon, ehe das Vierländer-Turnier in Kloten krankheitsbedingt abgebrochen wurde, Ihre ersten Spiele. Wie ist Ihre sportliche Einschätzung?
Wagner: Nach der Sommerpause und mit vielen jungen, international unerfahrenen Spielerinnen an Bord waren die Spiele schon in Ordnung. In Sachen System können wir uns noch steigern, aber da hatten wir auch schon deutlich schlechtere Auftaktspiele.

Zumal mit Jeff MacLeod ja auch ein neuer Bundestrainer an Bord ist. Kannten Sie sich schon aus seiner Zeit in Ingolstadt?
Wagner: Man ist sich in Ingolstadt über den Weg gelaufen und hat Hallo gesagt, einen richtigen Bezug gab es dann, als er bei der vergangenen WM als Co-Trainer mit dabei war.

Welche drei Adjektive beschreiben ihn?
Wagner: Kompetent, sehr empathisch und lustig.

Mit Lea MacLeod ist seine Tochter nun zum ERC gekommen. Wie gehen Sie damit um?
Wagner: Für mich ist sie eine Mitspielerin wie jede andere. Sie wird eine wichtige Funktion in der Mannschaft haben.

Sie soll Tore schießen, was zuletzt nicht die Stärke des ERC war.
Wagner: Da hatten wir Schwierigkeiten, sagen Sie es ruhig (lacht). Die vergangene Saison war für mich körperlich und mental anstrengend. Teilweise haben wir verletzt gespielt, weil es keinen Ersatz gab. Ich bin froh, dass alles nun auf mehrere Schultern verteilt wird. Dass Lea zum Beispiel scoren kann, hat sie in den vergangenen Jahren schon bewiesen.

Wie lauten die Saisonziele?
Wagner: Gut starten, was schwer genug wird. Viele gute Einzelspielerinnen sind noch kein gutes Team. Im DEB-Pokal wollen wir dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben...

...nämlich mit dem Titel.
Wagner: Wir wollen wieder den Pokal holen und in der DFEL um die Meisterschaft mitspielen.

Wobei auch die Konkurrenz mit Titelverteidiger ECDC Memmingen stark aussieht – was ja gut für die Spannung in der DFEL ist, oder?
Wagner: Auch Mannheim hat ein bisschen aufgerüstet. Für die Liga ist das gut. Gespannt bin ich auch auf Amsterdam, das neu dabei ist.

Neumarkt, Amsterdam, Kloten – Sie sind durch Eishockey viel unterwegs. Wer passt in dieser Zeit auf Ihren Hund auf?
Wagner: Tatsächlich sind meine Eltern die Hundesitter. ,Ich habe euch einen Enkel geschenkt’, habe ich Ihnen gesagt. Sie haben auch zwei Hunde und ich bringe meine Hündin vor jeder Maßnahme zu ihnen nach Heldenstein (Landkreis Mühldorf, Anm. d. Red.) Zugleich staube ich immer noch ein Essen ab (lacht).

Das Gespräch führte
Martin Wimösterer.