Enttäuschte ERC-Kapitänin
Wagner nach dem Final-K.o.: Memmingen war in allen Belangen effektiver und bissiger

24.03.2024 | Stand 24.03.2024, 5:00 Uhr

Faire Verliererin: ERC-Kapitänin Theresa Wagner (rechts) nannte den Meistertitel des ECDC Memmingen „verdient“. Foto: Traub

Während im Hintergrund die Spielerinnen des ECDC Memmingen mit Sektduschen ihre Meisterschaft feierten, ordnete ERC-Kapitänin Theresa Wagner auf dem Eis der Saturn-Arena den 3:0-Sieg der Indians in der Finalserie ein.

Frau Wagner, das ist sicher nicht leicht zu verdauen: Im Grunde war das heute das dritte Finalspiel, das auch andersherum hätte ausgehen können.
Theresa Wagner: Ja, es waren immer knappe Spiele, in denen jede Mannschaft so ihre Drittel hatte, in denen sie im Vorteil war. Unterm Strich hat es aber Memmingen dann besser gemacht, die Chancen einfach besser genutzt. Von daher war der Sieg absolut verdient.

Hat nur die bessere Chancenverwertung den Ausschlag gegeben?
Wagner: Memmingen war für mich auch in der Defensive strukturierter und besser – und hat nicht wirklich viel zugelassen. Sie waren insgesamt einfach effektiver als wir.

Sie sind mit dem ERC als Hauptrunden-Meister und nach drei Vorrundensiegen gegen Memmingen ins Finale gestartet. Warum waren die Play-off-Vergleiche dann doch nochmal ganz anders?
Wagner: In der Finalserie sind nicht mehr die gleichen Mannschaften aufeinandergetroffen. Bei uns haben Spielerinnen gefehlt, Memmingen hat nochmal nachgerüstet. Das zeigt, dass man sich nicht darauf ausruhen kann, wenn man Hauptrunden-Meister wird.

Sie sprechen es an: Beim ERC kamen mit Celina Haider und Josie Chisholm wichtige Spielerinnen erst in den Play-offs zurück, Top-Stürmerin Petra Pavuk hat ganz gefehlt. Zugleich haben die Indians kurzfristig nochmal drei Topspielerinnen verpflichtet. Haben diese Personalien das Kräfteverhältnis entscheidend verschoben?
Wagner: Ja, vielleicht. Es sind schon Führungsspielerinnen, die bei uns lange Zeit gefehlt haben. Auf der anderen Seite haben wir in der Saison aber auch gezeigt, dass wir ohne diese Spielerinnen gewinnen können. In den Play-offs war für mich aber entscheidend, dass Memmingen in allen Belangen effektiver und bissiger war als wir.

Dennoch hat Ihre Mannschaft heute Mentalität bewiesen und nach dem Doppelschlag der Indians im Schlussdrittel noch einmal zum 3:3 ausgleichen können.
Wagner: Das war schon ärgerlich, weil wir – wie schon häufiger in der Saison – die ersten Minuten des Drittels komplett pennen. Das kann einem in so einem Spiel sofort das Genick brechen, weil Memmingen natürlich auch viel Qualität mitbringt. Immerhin haben wir es noch in die Overtime geschafft.

Wie lange brauchen Sie persönlich, um den Final-K.o. zu bewältigen?
Wagner: Das heute, das war schon sehr ärgerlich, das wird ein bisschen dauern. Wirklich viel Zeit, um irgendetwas nachzutrauern, bleibt allerdings nicht. Dienstag geht es zur WM-Vorbereitung, dann steht schon das nächste große Event an.

Und im nächsten Jahr – folgt dann mit dem ERC der nächste Angriff auf den Meistertitel?
Wagner: Auf jeden Fall (lacht).

Das Gespräch führte
Norbert Roth.