Eishockey: Frauen-WM
TV-Studio statt Eisfläche: ERC-Stürmerin Marie Delarbre kommentiert Partien ihrer Teamkolleginnen

03.04.2024 | Stand 03.04.2024, 17:12 Uhr
Martin Wimösterer

Verzichtete freiwillig auf die WM-Teilnahme: Marie Delarbre, hier nach dem letzten Meisterschafts-Play-off-Spiel, fühlt sich nach längerer Verletzungspause noch nicht fit genug. Foto: Traub

Wenn die Weltmeisterschaft am Donnerstagabend für die deutschen Eishockey-Frauen in Utica (USA) beginnt, dann steht Marie Delarbre diesmal nicht wie gewohnt auf dem Eis. Spannend wird es trotzdem. Denn die Mittelstürmerin des ERC Ingolstadt wird stattdessen in München-Unterföhring hinter dem Mikrofon sitzen und pro Spieltag im Wechsel mit Tanja Eisenschmid, einer Meisterpantherin von 2022, als Co-Kommentatorin zum TV-Publikum sprechen. MagentaSport überträgt die Spiele der deutschen Frauen und weitere Partien kostenlos auf der eigenen Webseite.

Für Delarbre wird die Sendung zum Auftaktspiel gegen Dänemark an diesem Donnerstag (21 Uhr MEZ) eine neue Erfahrung. Wobei, nicht ganz, erzählt sie: „Ich habe in Ingolstadt, im Jahr vor unserer Meisterschaft, mal ein Frauen-Spiel mitkommentiert. Es hat Spaß gemacht, aber es ist natürlich was anderes und die Zugriffszahlen waren andere.“ Damals war sie wegen einer Verletzung zum Zuschauen verdammt, auch diesmal hat sie mit Blick auf die Gesundheit dem Bundestrainer Jeff MacLeod abgesagt.

„Ich habe ganz offen mit Jeff gesprochen“, sagt Delarbre. Sie war zwar im Schlussspurt und in den Play-offs für die Panther nach längerer Verletzungspause aufgelaufen. „Ich habe alles versucht, ranzukommen, aber in den Play-offs habe ich gemerkt, dass die Belastung schon eine andere ist – und eine WM ist noch intensiver mit vielen Spielen in kurzer Zeit. Ich bin nicht bei 100 Prozent und mittlerweile bin ich schon soweit zu sehen: Es lohnt sich nicht, alles aufs Spiel zu setzen.“

MacLeod hätte die Centerin, wohl wegen ihrer Erfahrung und Spielstärke, dennoch gerne beim Turnier in den USA gesehen. Sie habe aber, auch aus Respekt für eine ins Aufgebot aufrückende Spielerin, zurückgesteckt. Nach ihrer Absage sind mit Celina Haider, Theresa Wagner, Bernadette Karpf, Emily Nix (alle Sturm) und Lisa Hemmerle (Tor) dennoch immerhin fünf ERC-Spielerinnen in den USA vertreten. „Sie werden ihren wichtigen Teil zur Mannschaft beitragen“, sagt Delarbre und schätzt Haider, Wagner und Nix sogar als Kandidatinnen für die Top-5 ein.

Als weitere Spielerinnen, die den Zuschauerinnen und Zuschauern ins Auge stechen könnten, nennt Delarbre Ex-Panther-Scorerin Nicola Eisenschmid, die offensiv ausgelegte Verteidigerin Nina Jobst-Smith, DFEL-MVP Laura Kluge und Torhüterin Sandra Abstreiter. Delarbre erwartet mit Blick auf die Deutschen, „dass sie es auf jeden Fall ins Viertelfinale schaffen“.

Dazu müsste die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zwei Gegner in Gruppe B hinter sich lassen. Nach dem Auftakt gegen Dänemark stehen die Spiele gegen Japan (6. April, 21 Uhr), Schweden (8. April) und China (9. April, jeweils 17 Uhr) an. Während die beiden Letzten dann den Abstieg ausspielen, komplettieren die drei Besten mit den fünf Teams der Gruppe A das Play-off-Viertelfinale.

Nach der Gruppenphase, sagt Delarbre, „schaut man, was möglich ist. Das Testspiel gegen die Schweiz (1:2 nach Penaltyschießen, Anmerk. d. Red.) war ein sehr gutes Zeichen, dass sie bereit sind. Wenn die Nationalmannschaft einen guten Tag erwischt, kann sie jeden schlagen.“

Während sich die WM-Spielerinnen in diesen Tagen in letzten Trainingseinheiten auf das Turnier vorbereitet haben, telefonierte Delarbre mit dem Sender, um die Eckpunkte der Übertragungen abzusprechen. Delarbre war wie Eisenschmid auch in den USA am College tätig – Einblicke, die gerade mit Blick auf die Spielweise auf der kleineren Eisfläche und Ausbildung der Turnierfavoriten USA und Kanada wichtig sind. Und auch, was das deutsche Team betrifft. Immerhin sechs Spielerinnen sind derzeit ja in Übersee aktiv. Und Delarbre hat auch in Schweden gespielt, der wohl zweitbesten Liga der Welt.

Die 30-Jährige recherchierte bereits fleißig Zahlen, um für die Kommentierung gerüstet zu sein. Übertreiben will sie es dabei aber auch wieder nicht. „Wenn man die Spielerinnen kennt, weiß man, was für ein Spielertyp es ist. Und man erkennt Spielsysteme, die einem normalen Fan vielleicht nicht auffallen.“ Sie hat genug Erfahrung, um die Zuschauer mit Infos versorgen zu können.

Sie würde, sagt sie, im Fall des Falls auch ihre Ingolstädter Mitspielerinnen kritisieren, meint aber: „Viel Kritik muss ich gar nicht üben. Es sind super Spielerinnen und im Eishockey müssen viele Entscheidungen im Bruchteil einer Sekunde getroffen werden. Ich werde verständnisvoll sein.“ Delarbre weiß ja aus 171 Länderspielen und neun WM-Teilnahmen selbst, wie hart es auf internationalem Parkett mitunter zugeht.

DK