ECP-Trainer im Interview
Stefan Teufel vor Abstiegsrunde optimistisch: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“

10.02.2024 | Stand 10.02.2024, 5:00 Uhr

Glücksgriff: Jakub Vrana (rechts) tut dem Spiel des EC Pfaffenhofen enorm gut. Seit er da ist, hat auch Torjäger Jan Tlacil wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Foto: Cesarec

Wie in der vergangenen Saison hat der EC Pfaffenhofen die Vorrunde in der Eishockey-Bayernliga auf dem letzten Tabellenplatz abgeschlossen. Aus 30 Partien holte der ECP 15 Punkte und weist mit 86 erzielten Treffern den harmlosesten Angriff sowie mit 191 Gegentreffern die anfälligste Abwehr aller 16 Bayernligisten auf. Trainer Stefan Teufel erklärt im Interview die Gründe für das schwache Abschneiden und sagt, warum er dennoch vom Klassenerhalt überzeugt ist.

Herr Teufel, zunächst die Frage nach Jakub Felsöci, der sich im letzten Vorrundenspiel gegen Schongau schwer verletzt hat. Wie geht es ihm?
Stefan Teufel: Er war zwar noch nicht im MRT, doch die erste Diagnose lautet Kreuzbandriss. Zudem hat er sich das Außenband überdehnt. Die Situation, in der es zur Verletzung kam, war total unglücklich. Im Prinzip hat ein Spieler von uns einen Schongauer in Jakub hineingeschubst und dieser Gegenspieler ist auf sein Knie gefallen.

Wie schwer wiegt sein Ausfall?
Teufel: Sein Ausfall tut uns brutal weh, weil wir mit ihm taktisch flexibler waren und er in den vergangenen Spielen regelmäßig gescored hat.

Werden Sie für die Abstiegsrunde personell nachlegen?
Teufel: Wir halten unsere Augen und Ohren offen. Doch auch wenn das Transferfenster noch bis zum 15. Februar geöffnet ist, glaube ich eher nicht, dass wir noch etwas machen. Vielleicht ergibt sich aus der Bayreuther Insolvenz noch eine Möglichkeit und wir können uns von dort mit einem Spieler verstärken. Mich freut, dass Wassilij Guft-Sokolov nach seiner schweren Schulterverletzung wieder ins Training eingestiegen ist. Jetzt müssen wir ihn fit bekommen, ich plane mit ihm für die Abstiegsrunde.

Blicken wir zunächst nochmal auf die Vorrunde zurück: Warum hat es für den ECP auch heuer nur für den letzten Platz gereicht?
Teufel: Das hatte mehrere Gründe. Der ursprüngliche Plan war ja, um einen Pre-Play-off-Platz mitzuspielen. Es hat sich schnell herauskristallisiert, dass die Top-5 (Erding, Peißenberg, Miesbach, Königsbrunn und Kempten, Anm. d. Red.) die Liga dominieren, dahinter aber fast jeder jeden schlagen kann. Bereits im November war mir klar, dass wir unser Ziel nicht erreichen. Im Prinzip ging da schon die Vorbereitung auf die Abstiegsrunde los. Ein Problem war unter anderem, dass unsere beiden Kontingentspieler überhaupt nicht funktioniert haben.

Warum nicht? Jan Tlacil hat in der vergangenen Saison noch regelmäßig getroffen.
Teufel: Jan hatte psychische Probleme. Das Problem war, dass er sich mit Ondrej Vaculik überhaupt nicht verstanden hat. Wir haben uns von Vaculik getrennt und mussten enorme psychische Aufbauarbeit leisten, damit Jan wieder den Kopf freibekommt.

Was sind weitere Gründe für das schlechte Abschneiden?
Teufel: Wir hatten letztes Jahr noch den Vorteil, dass uns kein Gegner richtig ernst genommen hat. Das war heuer komplett anders. Das hat man zum Beispiel gegen Schongau gesehen: Die Schongauer haben sich hinten reingestellt und auf Konter gelauert. Mit dieser Ausrichtung sind einige Mannschaften gegen uns angetreten. Dazu kommt, dass wir die jüngste Mannschaft in der Liga haben und Umstellungen nicht sofort funktionieren. Es dauert, bis die Spieler so etwas verinnerlicht haben, gerade was das Einstudieren von Abläufen in der Defensive angeht. Ein weiterer Punkt, den wir verbessern müssen, ist die Chancenverwertung.

Viele Spiele gegen favorisierte Teams konnte der ECP eng gestalten, aber es gab auch einige zweistellige Niederlagen wie gegen Erding, Königsbrunn oder Peißenberg.
Teufel: Diese Teams spielen einfach in einer anderen Liga. Es war natürlich nicht förderlich, wenn du dich auf einem guten Weg wähnst und dann gegen so ein Topteam wieder eine Klatsche kassierst.

Wie zufrieden sind Sie mit den drei Zugängen Jakub Vrana, Christoph Eckl und Oliver Eckl?
Teufel: Alle drei helfen uns enorm weiter. Vrana ist vom Typ her ein spielender Mittelstürmer, der die Scheibe laufen lässt und Jan mit Vorlagen versorgt. Verteidiger Christoph Eckl ist als Rechtsschütze sehr wertvoll. Er ist technisch und läuferisch top. Oliver hat als Stürmer eine Qualität, die man nicht lernen kann: Er weiß intuitiv, wo er hinlaufen muss und wo das Tor steht. Im Übrigen war mir wichtig, dass wir alle drei schon während der Vorrunde holen konnten, damit sie sich mit der Mannschaft einspielen können. Mit diesem Trio, Tlacil und dem jungen Hannes Leonhardt vom ERC Ingolstadt haben wir nun eine Reihe, die mit jeder anderen in dieser Liga mithalten kann.

Was stimmt Sie noch optimistisch für die Abstiegsrunde?

Teufel: Unser großer Vorteil ist, dass wir dieses Szenario schon vom letzten Jahr kennen und – auch wenn wir ein sehr junges Team haben – mit dem Druck umgehen können. Dass wir Mannschaften bespielen und mithalten können, haben wir in der Vorrunde zum Beispiel gegen Landsberg und Buchloe bewiesen. Wir haben vier starke Reihen und unsere Fehlerquote deutlich minimiert. Kurzum: Wir haben unsere Hausaufgaben für die Abstiegsrunde gemacht.

Nicht so glücklich dürften Sie mit dem Auftaktprogramm sein: Am Freitag, 16. Februar, geht es nach Schweinfurt, am Sonntag folgt die Partie gegen den Verlierer aus der Pre-Play-Off-Runde Landsberg gegen Ulm.
Teufel: Am Freitagabend nach Schweinfurt zu müssen, ist eine Katastrophe für uns und ein großer Vorteil für Schweinfurt. Unsere Spieler kommen gestresst aus der Arbeit – möglicherweise fehlt auch der ein oder andere. Dann müssen wir mit dem Bus da hoch hetzen und haben kaum Zeit für eine ordentliche Vorbereitung.

Es könnte also ein Auftakt-Wochenende mit null Punkten geben.
Teufel: Selbst wenn das so ein sollte, sehe ich die Mannschaft mental gefestigt genug, um dem Druck standzuhalten und den Klassenerhalt zu packen. Es wird eine verdammt enge Abstiegsrunde, in der Kleinigkeiten wie Schiedsrichter-Entscheidungen, individuelle Fehler und auch das Glück entscheidend werden.

Welche Mannschaften könnten in der Abstiegsrunde Probleme bekommen?
Teufel: Im Prinzip kann es jeden treffen, weil das Leistungsniveau sehr ausgeglichen ist. Man hört oft, dass der ESC Dorfen jetzt der Abstiegskandidat Nummer eins ist, weil ihnen viele Spieler weggebrochen sind und sie jetzt – gemeinsam mit uns – den jüngsten Kader aller Klubs haben. Doch ich warne davor, Dorfen abzuschreiben. Unter ihrem neuen Trainer Jan Smolko arbeiten sie defensiv sehr gut. Das werden zwei ganz enge Duelle gegen sie. Sie werden sich hinten reinstellen und da müssen wir erstmal durchkommen.

Können Sie bereits sagen, dass Sie auch nächste Saison Trainer des ECP sein werden?
Teufel: Grundsätzlich bin ich mir mit Abteilungsleiter Robert Huber einig, dass ich bleibe. Es hängt jetzt natürlich auch noch von der Vorstandswahl Ende der Saison ab. Mit der bisherigen Führung arbeite ich gerne zusammen, weil sie den Verein familiär führt und ich eine riesige Wertschätzung erfahre. Sollten wir in die Landesliga absteigen, müssten wir natürlich über den Kader reden, aber ich glaube nicht, dass das notwendig sein wird.

Das Gespräch führte
Christoph Enzmann