Eishockeyfrauen-Bundesliga
Schon über 413 Minuten ohne Gegentor: Defensivstarke ERC-Frauen vor Doppelvergleich mit Planegg

24.11.2023 | Stand 24.11.2023, 20:00 Uhr
Martin Wimösterer

Blieb schon sechsmal ohne Gegentor: Nicht nur aufgrund der hohen Anzahl ihrer Shutouts gehört ERC-Goalie Lisa Hemmerle sicher zu den besten Torhüterinnen des DFEL. Foto: Traub

413 Minuten und 18 Sekunden sind eine lange Zeit. Resi Wagner, Kabinen-DJ der Eishockey-Frauen des ERC Ingolstadt, hätte in dieser Spanne den Chart-Hit „Die Sonne“ von Kontra K 142-mal auflegen können. Elisa Matschke, die Vorzeige-Athletin der Panther, hätte 276 Hantel-Sets inklusive der Pausen dazwischen bewältigt. Und für das Team des ERC bedeuten diese 24858 Sekunden oder fast sieben Spiele am Stück wohl den DFEL-Rekord für die längste Phase ohne Gegentor.

„Der Defensivverbund steht“, sagt Panther-Trainer Christian Sohlmann deshalb zur Hälfte der Hauptrunde zufrieden. Die drei Stürmerinnen und zwei Verteidigerinnen auf dem Eis arbeiten bei gegnerischem Umschaltspiel in der neutralen Zone und später im eigenen Drittel gut zusammen. Und dann sind da ja noch die Torhüterinnen: Lisa Hemmerle und ihr 17 Jahre alter Backup-Goalie Melina Wolf, die während der Serie einmal zum Einsatz kam und eigentlich auch beim ausgefallenen Spiel am vorigen Sonntag in Amsterdam fangen sollte.

Nationaltorhüterin Hemmerle ist die Nummer eins, beim ERC und, das untermauern die Statistiken, auch in der Frauen-Bundesliga. Die 27-Jährige hat in dieser Saison bisher 97,3 Prozent der Schüsse auf ihr Gehäuse gehalten, in sechs (vollständigen) Saisonspielen blieb sie ganz ohne Gegentor – beide Male der klar beste Wert in der DFEL. Wieder einmal. Hemmerle hatte nach ihrem Wechsel vom ESC Planegg-Würmtal zum ERC 2022 die Panther mit ihren Paraden schon zur Meisterschaft und zuletzt zum Pokalsieg geführt.

„Ich schaue eigentlich gar nicht auf die Statistiken, sondern eher von Spiel zu Spiel“, erklärt Hemmerle, ohne großes Aufheben um sich zu machen. „Natürlich ist das schön, aber immer eine Momentaufnahme und keine Garantie, dass es so weiter geht. Da darf man sich nicht blenden lassen. Entscheidend für mich ist jedoch, dass wir als Team Erfolg haben.“

Dafür tut sie gerne auch ein bisschen mehr. Am Mittwoch – wegen eines öffentlichen Laufs und eines Spieles des DEL-Teams der ERC-Männer die einzige Einheit unter der Woche – blieb sie nach dem Training noch auf dem Eis. Ein paar Alleingänge auf ihr Tor, die sie entschärfen wollte, sollten es noch sein, um in bestmöglicher Form ins Wochenende zu gehen.

Der ERC tritt am Samstag, um 17.15 Uhr, in Miesbach gegen Rekordmeister ESC Planegg-Würmtal an, am Sonntag um 13.15 Uhr steigt das Rückspiel in der heimischen Saturn-Arena. Vor nicht mal einem Monat maßen sich die beiden Kontrahenten schon mal, die Ingolstädterinnen siegten – Shutouts Nummer vier und fünf der laufenden Serie – mit 5:0 und 7:0.

„Planegg ist gerade in einem Re-Build“, erklärt Sohlmann. „Doch unterschätzen darf man sie nicht.“ Neben einigen Talenten haben die Münchner Vorstädterinnen auch langjährige DFEL-Schlüsselspieler im Karriereherbst in ihren Reihen. Am Wochenende, sagt der ERC-Coach, habe sich Meister Memmingen gegen Planegg-Würmtal „hart getan“.

Tabellenführer gegen Tabellenschlusslicht – Sohlmann streitet die Favoritenrolle für seine Mannschaft nicht ab. Zumal ja mit Emily Nix die teameigene Topscorerin (zehn Tore und neun Vorlagen in zehn Spielen) nach Krankheitspause wieder ins Aufgebot rückt. Ausfallen werden weiterhin Torjägerin Celina Haider und Mittelstürmerin Marie Delarbre.

Sohlmann findet gut, dass in den sehr erfolgreichen vergangenen Wochen ein „gewisses Selbstverständnis“ in die Ingolstädter Kabine eingezogen ist, was die eigene Leistungsstärke betrifft. Er warnt aber: „Der schmale Grad zu Hochmut ist nur menschlich. Gott bewahre, dass dieser bei uns Einzug hält. Denn wenn wir mal nur 80 Prozent geben, kann das schnell böse enden. Oder wenn alle denken, die Torfrau wird das schon machen.“ So gut Hemmerle und Wolf auch halten.

Übrigens: Absolut sicher lässt es sich nicht sagen, ob der ERC mit seiner Zu-Null-Strecke von 413 Minuten und 18 Sekunden auch wirklich den offiziellen DFEL-Rekord hält – vorliegende ältere Statistiken sind bedauernswerterweise zum Teil lücken- und nachweislich immer wieder fehlerhaft. Eine längere Serie tat sich in der Analyse bislang aber nicht auf, wenn gleich es über die Jahre durchaus beeindruckende Zu-Null-Serien gab, zum Beispiel beim ESC Planegg-Würmtal Anfang 2015 mit fünf Shutouts in Folge – ehe dann ERC-Stürmerin Lauren Barnes dem Rekordmeister eins einschenkte. Planegg würde genau diese Geschichte diesmal nur zu gerne andersherum schreiben.

DK