Punktesammeln am Bodensee
Ingolstädter Marlon Wolf hofft bei Eishockey-Oberligist EV Lindau auf den nächsten Karriereschritt

30.03.2024 | Stand 30.03.2024, 5:00 Uhr
Martin Wimösterer

Bleibt der Oberliga erhalten: der Ingolstädter Marlon Wolf. Foto: img

Marlon Wolf ist seinen eigenen Weg gegangen. 21 Jahre ist der Eishockey-Stürmer erst alt, andere haben da gerade erst den Schritt aus dem Nachwuchsbereich in den Senioren-Bereich gemacht. Wolf brach für die Karriere schon mit knapp 17 Jahren aus Ingolstadt auf und ist, nach drei Jahren beim Traditionsklub SC Riessersee, inzwischen ein gestandener Oberliga-Profi.

„Der größte Unterschied ist die mentale Seite, das ist schon anders als im Nachwuchs“, erläutert er. Wolf war schon früh gegen ausgebuffte Männer gefordert, teils frühere Nationalspieler und auch – die Oberliga ist eine Profiliga – gegen Importspieler, die verbissen um den nächsten Vertrag kämpfen. Einen schlechten Tag, oder auch nur einen verschlafenen Wechsel kann man sich bei diesem Konkurrenzkampf nicht oft leisten. Fokus und Motivation müssen im Kopf ständig vorhanden sein. Wolf denkt darum: „Im mentalen Bereich habe ich in den vergangenen Jahren einen großen Schritt gemacht.“

Nun könnte für ihn auch der nächste Schritt in der Entwicklung folgen. Vor einem Monat unterzeichnete der 21-Jährige bei den EV Lindau Islanders einen Einjahresvertrag, was der Oberligist nun bekannt gab. Dankbar sei er dem SCR für drei gute Jahre, erzählt Wolf über seinen Ex-Klub. Er hebt sein exzellentes Verhältnis zu Chefcoach Pat Cortina hervor. „Bei Pat hat man gemerkt, dass er eine ganz andere Liga ist“, sagt das Ingolstädter Talent über den Förderer. Cortina – ein bisweilen harter, aber korrekter Coach, der auch früher in der DEL und als Bundestrainer auf ehrliche Arbeit und Teamspirit Wert gelegt hat.

„Garmisch hat mir gutes Feedback gegeben und ich bin mit der abgelaufenen Saison zufrieden“, sagt Wolf. Seine Statistiken lesen sich für einen Stürmer mit der Zwei-Wege-Rolle grundsolide: 41 Spiele, fünf Tore und elf Assists, am Bullypunkt gewann er mehr Duelle als er verlor. Was viele nicht wissen: „Ich hatte mich in der Vorbereitung verletzt, habe dann gespielt und es ist schlimmer geworden. Ich war erst ab November richtig fit. Zum Ende der Hauptrunde hatte ich meine beste Phase.“

Er durfte dann in den Top-6, also in einer Scorerreihe, neben Ex-Nationalstürmer Uli Maurer ran, ehe dieser sich verletzte. Und in den Play-offs erwischte es auch den Ingolstädter. Er schluckte zum Play-off-Start den Schuss eines Gegenspielers und wurde in die Unfallklinik Murnau gebracht. Kein Kieferbruch, wie zuerst befürchtet, doch die wieder nach vorne gezogenen Zähne müssen sich erst noch wieder vollständig in Position bringen. Wolf lispelt gerade leicht, laut zu sprechen fällt ihm schwer. Gewissermaßen ein Zeugnis seiner Hingabe als Eishockey-Stürmer.

Ein Detail zeigt, dass Wolf durchaus das Zeug zum Scorer hat: Fast immer, wenn er punktete, legte er einen weiteren Zähler gleich nach. Ein Signal, das auch die Garmischer vernahmen. Allerdings wünschten sie sich von Wolf mehr Konstanz. Und sie wollten erst nach der Saison über den neuen Vertrag reden. Wolf suchte früher Sicherheit. In der Oberliga Süd verdienen nur die absoluten Spitzenspieler mehr als ein Durchschnittseinkommen, Jungprofis wie er haben kein dickes Polster und müssen an ihre Karriere denken.

Da kam Lindaus Buhlen im Februar zur rechten Zeit. Zumal es Wolf freute, dass ihn nicht nur Lindaus Manager Milo Markovic kontaktierte, sondern auch Trainer Michael Baindl, unter dem in Lindau gerade Aufbruchsstimmung entsteht.

Wenn er sich gut anstelle, sagt Wolf über die Gespräche mit den Islanders, könne er in Lindau ein Top-6-Stürmer werden. Also einer, der vor allem für die ruhmreiche Arbeit des Punktesammelns da ist. „Die Lindauer haben mir den genauen Weg aufgezeigt, wie sie mit mir planen. So was wünscht man sich als junger Spieler.“ Man vergisst es ja leicht: Wolf ist, trotz seiner Oberliga-Erfahrung, ja gerade einmal 21 Jahre alt.

DK