„Es ist auf jeden Fall alles möglich“
ERC-Stürmerin Bernadette Karpf hofft mit dem Nationalteam auf einen Sieg im WM-Viertelfinale gegen Tschechien

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 21:03 Uhr
Martin Wimösterer

Premiere: Bernadette Karpf (Mitte) erzielte bei dieser WM – ihrer achten insgesamt – ihre ersten beiden WM-Treffer. Foto: Imago Images

Auch wenn Tschechien als Nummer drei der Welt gilt, geht die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft der Frauen das WM-Viertelfinale an diesem Donnerstag (19.30 Uhr/ Magenta Sport) mit einigem Selbstvertrauen an. Die DEB-Auswahl, die fünf Vertreterinnen des ERC Ingolstadt umfasst, hat die Gruppenphase schließlich mit perfekter Bilanz abgeschlossen.



„Vier Spiele, vier Siege – das war so noch nie“, zieht Bernadette Karpf im Gespräch mit unserer Zeitung aus dem WM-Spielort Utica Bilanz. „Wir haben eine super Teamleistung gezeigt. Ich bin superstolz auf die Mannschaft“, sagt die Stürmerin, die aus Landshut stammt und in der Bundesliga DFEL für Ingolstadt antritt.

Zum Auftakt gelang ein auch in der Höhe verdientes 5:1 gegen Dänemark. Es folgte ein 4:1 gegen Japan, in dem der deutschen Auswahl im Mittelabschnitt beim Stand von 0:0 die Antwort auf den Dauerdruck der Asiatinnen einfiel: mehr Schüsse aufs Tor bringen, um den Gegner zu beschäftigen. Eng ging es beim 1:0 gegen Schweden her, als Torhüterin Sandra Abstreiter die deutsche Mannschaft lange Zeit im Spiel hielt, ehe diese die Partie und damit den Gruppensieg doch an sich riss. Zum Abschluss der Hauptrunde bezwang die DEB-Auswahl China mit 3:0 – für die Volksrepublik bedeutete das Ergebnis den direkten Wiederabstieg. Auch Dänemark muss in die Zweitklassigkeit. Für Deutschland geht es dagegen in der K.-o.-Phase weiter.

Torpremiere für Bernadette Karpf



Karpf erzielte in der Gruppenphase zwei Treffer. Tore, wie man sie eher nicht auf dem Schirm hat, wenn man an die Stürmerin denkt. Die 27-Jährige ist bekannt für ihr blitzschnelles Skating, das auch auf internationalem Niveau von gehobener Klasse ist, wodurch sie für überfallartige Angriffe prädestiniert ist. Bei der WM traf sie allerdings per Abfälscher eines Fernschusses (in einem Überzahlspiel gegen Japan zum letztlich spielentscheidenden zweiten deutschen Tor) und per Emptynetter (ein Schuss ins Tor der Chinesinnen, die es für eine weitere Feldspielerin aufgegeben hatten).

Es waren die ersten beiden WM-Treffer der 27-Jährigen überhaupt, die immerhin ihre bereits achte Weltmeisterschaft im Erwachsenenbereich bestreitet. Ein Fakt, den Karpf – in der Bundesliga DFEL in jeder Saison für rund zehn Tore gut – auch selbst „gar nicht auf dem Schirm“ hatte. „Für mich war es so wie jedes andere Tor auch“, erzählt sie, meint aber dann doch: „Klar ist es immer besonders, bei einer WM ein Tor zu schießen, aber ich war einfach froh, dass ich zum Sieg der Mannschaft beitragen konnte. Das war das Wichtigste.“

Erster WM-Einsatz für Torfrau Lisa Hemmerle



Auch die vier weiteren Vertreterinnen des ERC haben sich in ihrer Rolle im Nationalteam eingefunden. Torfrau Lisa Hemmerle ist erste Stellvertreterin Abstreiters, in der Partie gegen China erhielt sie ihren ersten WM-Einsatz und blieb dabei ohne Gegentor – ein Hochgefühl, das sie in dieser Saison im ERC-Trikot ganze 14 Mal erlebte. Panther-Kapitänin Theresa Wagner agiert in einer Reihe mit Karpf und Nina Christof und tat sich mehrmals als Unruhestifterin im Gewühl vor dem gegnerischen Tor hervor. Celina Haider stürmt zusammen mit Franziska Feldmeier (Siegtorschützin gegen Schweden) und Ex-Pantherin Jule Schiefer, die bereits zwei Turniertreffer erzielt hat. Haider bereitete zwei Treffer vor. ERC-Torjägerin Emily Nix, die mit Nicola Eisenschmid und Laura Kluge die deutsche Paradeformation bildet, traf zweimal und legte einen weiteren Jubelmoment auf.

Bernadette Karpf ist euphorisch



Karpf ist mit dem Status quo mehr als zufrieden und euphorisch: „Das erste Ziel wurde erreicht mit dem Gruppensieg in der Hauptrunde. Jetzt gehen wir von Spiel zu Spiel. Es ist auf jeden Fall alles möglich. Die Mannschaft ist supermotiviert“, sagte die Stürmerin. „Wir hatten die Mannschaft bisher noch nie, wie sie jetzt in dieser Konstellation bei der WM ist. Ich glaube, wir können viel erreichen mit dem Team, das wir hier haben. Jetzt schauen wir einfach, was passiert.“

Enden die Medaillenhoffnungen der deutschen Nationalmannschaft gegen Tschechien an diesem Donnerstag, stünde am Samstag ein wichtiges Spiel um Platz fünf an. Holt sich die DEB-Auswahl diesen, spielte sie bei der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr mit vier weiteren Teams in der A-Gruppe. Damit wäre das Gerangel um den Klassenerhalt und den Viertelfinaleinzug Schnee von gestern und die Teilnahme an den Play-offs bereits sichergestellt. Gelingt den deutschen Frauen dagegen zum zweiten Mal seit der Ausnahme-WM 2017 der Semifinaleinzug, den Karpf wie fünf weitere Spielerinnen des aktuellen Kaders schon miterlebte, geht es mit dem Semifinale am Samstag weiter. Dann ist Träumen vom Edelmetall weiter erlaubt.