Faire Verlierer
ERC-Frauen auch im dritten Play-off-Finale knapp unterlegen – Anerkennung für Meister Memmingen

24.03.2024 | Stand 24.03.2024, 19:37 Uhr
Martin Wimösterer

Die Meisterschafts-Entscheidung: Laura Kluge (rechts) hat soeben den 4:3-Siegtreffer für Memmingen erzielt, ERC-Torhüterin Lisa Hemmerle dreht frustriert ab. Foto: Traub

Nahe waren ihm die Frauen des ERC Ingolstadt gekommen, sehr nahe sogar. Der Meisterpokal der Fraueneishockey-Bundesliga DFEL stand gerade einmal zwei Meter weg von dem Ort, an dem ERC-Kapitänin Theresa Wagner jeder Spielerin in den blauen Trikots eine Umarmung gab, ehe ihnen Nicholas Rausch, der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), eine Medaille umhängte. Eine Silbermedaille. Den Meisterpokal hievten derweil die Frauen der ECDC Memmingen Indians nach dem 4:3 (0:2, 1:0, 2:1, 1:0)-Sieg nach Verlängerung in der Ingolstädter Saturn-Arena in die Höhe.

„Der Titel für Memmingen geht so in Ordnung. Es gehört zum Sport dazu, dass man auch die hervorragende Leistung des Gegners anerkennen muss“, resümierte ERC-Trainer Christian Sohlmann. Ein 0:3-Serienergebnis sei Ausdruck davon, wobei alle Spiele letztlich im Ergebnis knapp gewesen seien. Auf das 2:4 zum Auftakt folgten zwei 3:4-Niederlagen, jeweils nach Verlängerung. Das Tor zur Meisterschaft gelang am Samstag Laura Kluge, die von einem Experten-Gremium im Anschluss auch zur wertvollsten Spielerin der Play-offs ausgezeichnet wurde. Sohlmann meinte: „Sie ist völlig zurecht MVP geworden. Laura ist derzeit die beste Spielerin in Deutschland. Sie ist läuferisch stark und abgezockt.“

Letztere Qualität war einer der Gründe, warum die Serie an Memmingen ging – und nicht an Ingolstadt. Im ersten Spiel hatte Wagner beim Stand von 2:2 in einem Unterzahl-Konter die Großchance zur Führung – praktisch im Gegenzug ging Memmingen vorentscheidend in Führung. Im zweiten Vergleich hatte kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit die auf Ingolstädter Seite herausragende Emily Nix Top-Chance – doch Selma Luggin im Indians-Gehäuse parierte sensationell. Im dritten Vergleich am Samstag lag der ERC nach 20 Minuten mit 2:0 vorne, Nix (2. Spielminute) und Lucy Klein (10.) hatten getroffen. Doch dann drehten die Gäste die Partie.

„Wir hatten einen guten Start. Dann überkam uns aber die Angst vor der eigenen Courage“, meinte Sohlmann später im Trainerraum zum dritten Spiel und schnaufte dann tief durch. Memmingen entfachte schon im ersten Drittel permanent Druck, erspielte sich viele Chancen, die die ERC-Torhüterin Lisa Hemmerle mit abermals guter Leistung vereitelte. Nara Elias Anschlusstor früh im Mittelabschnitt (23.) befeuerte aber die Hoffnungen der Gäste, vor den Augen mehrerer ERC-Profis um Wayne Simpson die Partie zu drehen. Jule Schiefer hatte in einem Powerplay eine Großchance (28.), ehe Härte in die Partie kam.

Der Ausgleich hätte dann eigentlich schon in der 33. Minute gezählt werden müssen: Mit Ablauf eines Überzahlspiels schob Charlott Schaffrath ein, die Schiedsrichterinnen entschieden auf Torraumabseits – und dies, obwohl die Memmingerin von der Ingolstädter Comebackerin Josephine Chisholm kräftig in Hemmerle hineingeschoben worden war. Nicht die einzige Fehlentscheidung auf beiden Seiten.

Der Ausgleich fiel dann aber zwölf Sekunden nach Beginn des dritten Abschnitts. Die ERC-Verteidigung blieb zu passiv, was Nicola Eisenschmid mit einem Schuss aus der Halbdistanz ausnutzte. In der 44. Minute fälschte Franziska Feldmeier einen Gleißner-Schuss von der Bande zur Memminger Führung ein. Danach bewiesen die Ingolstädterinnen Moral, agierten wieder mehr und kamen durch eine Bogenlampe Marie Delarbres zum Ausgleich (49.). In der spannenden Schlussphase traf Antje Sabautzki (Memmingen) den Pfosten, Nix scheiterte in der Vorschlussminute per Konter.

„In der Overtime waren wir dann platt“, befand Sohlmann und verwies auf die auch wegen dreier Nachverpflichtungen tiefere Memminger Bank. „Das hat schon einen Effekt gehabt.“ Elia und Feldmeier waren an zehn der zwölf Indians-Finaltore beteiligt, Luggin hatte mehrere gute Paraden.

Memmingen schnürte, der Pokal stand schon sichtbar im Umlauf, den ERC in der Verlängerung ein. Dann vollendete Kluge technisch geschickt zum Meistertor (71.). Die Memmingerinnen stürmten aufs Eis, warfen Stöcke und Handschuhe von sich.

Bei der ein oder anderen Panther-Spielerin flossen rund um die Siegerehrung Tränen. Druckabfall nach der Saison. Sohlmann zog – Finalniederlage hin oder her – ein positives erstes Fazit: „Wir haben mit dem DEB-Pokal erneut einen Titel geholt, eine super Hauptrunde gespielt und Rekorde gebrochen.“ Zum Beispiel, was die 14 Zu-Null-Partien betrifft. Der ERC-Coach meinte darum: „Es war eine gute Saison.“

DK