Ungewohnter Platz im Rampenlicht
Plötzlich vor 4000 Fans statt vor 100 Zuschauern: Landshut als große Bühne für die Eishockey-Frauen

07.11.2023 | Stand 08.11.2023, 9:50 Uhr

Die deutschen Eishockey-Frauen um Torhüterin Sandra Abstreiter (l.) frauen sich auf die Spiele in Landshut. − Foto: imagoimages

Volle Ränge und ein bisschen Silberglanz: Die deutschen Eishockey-Frauen fiebern ihrem ersten gemeinsamen Heimturnier mit den Vize-Weltmeistern entgegen – und suchen ihren Platz im Rampenlicht.

„Es ist eine super Gelegenheit für uns, mal vor mehr Zuschauern zu spielen“, sagte Nationaltorhüterin Sandra Abstreiter vor dem Deutschland Cup dem Sport-Informations-Dienst (SID), „das wird schon cool.“

Das Team um die künftige Profispielerin in der neuen nordamerikanischen Liga PWHL eröffnet am Mittwoch (19.45 Uhr/MagentaSport) gegen Dänemark die Premierenveranstaltung in Landshut, ehe 24 Stunden später die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis erstmals nach dem historischen Silbercoup von Tampere auf heimisches Eis zurückkehrt.

DEB will Zeichen setzen

Was für die Männer „Business as usual“ ist, erleben Abstreiter und Co. selten: Wenn am Samstag beide Nationalmannschaften nacheinander spielen, werden mehr als 4000 Fans die Arena fast komplett füllen. „Wir wollen den Frauen eine größere Bühne geben, sonst hätten sie in Füssen vor 100 Zuschauern gespielt“, sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast dem SID über das neue Doppel-Turnier: „Sie haben sich das absolut verdient, wir setzen damit auch ein Zeichen nach außen.“

Abstreiter freut sich, dass „der Verband damit zeigt, dass er die Frauen nicht links liegen lassen will“. Denn sonst spielt die 25-Jährige meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Außer bei Weltmeisterschaften in Kanada oder den USA waren „vielleicht 200 Zuschauer“ bei der Olympia-Quali vor zwei Jahren „das meiste, das ich miterlebt habe, davon waren gefühlt die Hälfte Eltern“. Selbst in ihren sechs Jahren im College in den USA war die Resonanz „sehr mau“.

Austausch zwischen Männer- und Frauenteam

In Landshut soll der Kontakt zwischen beiden Nationalteams „intensiver“ werden, „auch der Austausch der Trainer“, so Künast: „Die Frauen werden die Männerspiele besuchen, die Männer die Frauenspiele.“ Beim gemeinsamen Mittagessen am Montag war schon „sehr viel los“, berichtete Abstreiter, „es war ganz witzig, einige wiederzusehen, mit denen ich früher in Erding gespielt habe.“

Auch Interviews und Fototermine gaben einen Vorgeschmack auf das, was am Wochenende kommt. „Das ganze Drumherum ist gut für die, die das erste oder zweite Mal dabei sind“, meinte Abstreiter: „Dann stehen sie nicht bei der WM und müssen auf einmal ihr erstes Interview geben.“

Turnier in Landshut wichtiger Schritt für WM



Im April in den USA will das Team des neuen Bundestrainers Jeff MacLeod wieder ins Viertelfinale vorstoßen. Landshut ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin, die WM-Mannschaft ist fast komplett. Bei den Männern sind dagegen in Alexander Ehl und Manuel Wiederer nur zwei Vize-Weltmeister dabei, aber sechs Debütanten. Kreis verzichtet auf die meisten Stammkräfte und experimentiert.

Denn nur zwei Tage nach dem Turnier sind Vizemeister ERC Ingolstadt und die Adler Mannheim, tags drauf auch Meister Red Bull München schon wieder in der Champions League gefordert. Für Sandra Abstreiter geht es dann nach Kanada: In Ottawa beginnt das Trainingscamp für ihre erste Profisaison – in hoffentlich vollen Arenen.

− sid