Michael Reich und Björn Salhi
„Alles sprach gegen uns“: Zwei Passauer feiern Titelgewinn mit der Landshuter U20

11.04.2024 | Stand 11.04.2024, 6:00 Uhr

Landshuter Titel-Freuden in der Hauptstadt: Die Nachwuchsspieler des EV Landshut feiern mit den mitgereisten Fans den Titelgewinn im Berliner Wellblechpalast. − Fotos: Christian Fölsner

An die Szene selbst hat Michael Reich gar keine Erinnerung mehr. „Wenn es alle sagen, wird es wohl so gewesen sein,“, sagt er mit einem etwas rauen Lachen. Die Stimme braucht nach diesem legendären Abend – und einer mindestens ebenso legendären Nacht – erstmal Erholung. Mit 3:2 haben Michael Reich, der Passauer, und seine Teamkollegen vom EV Landshut am Dienstagabend das fünfte Finalspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft bei den Berliner Eisbären für sich entschieden und sich damit sensationell den Titel geholt.

Zum entscheidenden Tor durch Luis Scheibengraber vor 2000 Zuschauern im Berliner Wellblechpalast hatte Reich zusammen mit Till Michel die Vorarbeit geleistet. „Ich hab’ das gar nicht mitbekommen – wahrscheinlich vor lauter Anspannung“, sagt der 19-Jährige.

Sehr wohl mitbekommen hat er dafür, wie im Moment der Schlusssirene Landshuter Helme, Schläger und Handschuhe flogen, bevor sich alle jubelnd in den Armen lagen. „Nachdem wir mit zwei Niederlagen aus den ersten beiden Spielen heimgefahren sind nach Landshut, sprach ja alles gegen uns“, erinnert Reich an die Situation zum Serienbeginn. Nun, nach den beiden Siegen zu Hause und dem Coup in Berlin, ist der Passauer Youngster aus der Landshuter Zweitliga-Mannschaft deutscher U20-Meister – wie auch Stürmer Björn Salhi. Beide verbindet nicht nur die Passauer Herkunft und eine gemeinsame Zeit bei den Black Hawks, sondern auch echte Freundschaft. Reich sorgte damals dafür, dass Björn bei seiner Gastfamilie in Landshut mit unterkam. Vier Jahre wohnten die beiden dort zusammen. „Und wenn ich außerhalb vom Eishockey was mache, ist Björn eigentlich immer dabei“, sagt Reich.

Seite an Seite saßen die beiden Passauer Spezln nach dem großen Triumph mit ihren Teamkollegen bis zwölf Uhr in der Nacht in Berlin in der Kabine, feierten, sangen – und köpften das eine oder andere Flascherl. Irgendwann gegen acht Uhr morgens waren die U20-Helden zurück in Landshut – und Reich ahnt bereits, „dass das Feiern hier erst richtig losgeht“. Denn was Trainer Ales Jirik unmittelbar nach dem Triumph sagte, wird in der Eishockey-Stadt Landshut keinen Deut anders wahrgenommen werden: „Dieser Meistertitel ist für den Standort Landshut einfach unglaublich“, hatte Jirik festgestellt. Und der Zeitpunkt hätte für ihn persönlich passender nicht sein können: Jirik hatte am Dienstag Geburtstag.

Für Michael Reich ist der Gewinn des U20-Titels Höhe- und Schlusspunkt eines Eishockey-Traumjahres – eines ziemlich langen Eishockey-Traumjahres. Vor sechs Jahren in die Landshuter U17 gewechselt, hat sich der gelernte Stürmer als Verteidiger in der DEL2-Mannschaft festgespielt, mit der U20 des Deutschen Eishockey-Bundes bestritt er die WM in Schweden. Nun also der deutsche Meistertitel mit der Landshuter U20. Mit Vorbereitungsspielen seit Mitte August 2023 hat Reich bis zum fünften Finale in Berlin ziemlich genau 100 Eishockey-Partien gespielt. Hat er selbst hochgerechnet, wie der angehende Bankkaufmann sagt. Jetzt freut sich Reich tatsächlich auf die eine oder andere Woche ohne Eishockey. Aber erst einmal will er „auf Hochtouren feiern“. Und die Mannschaftskasse muss ja auch noch geleert werden. Gemeinsam wollen die Landshuter U20-Helden in den Urlaub nach Italien fahren.