Kampf um die Topscorer
Neue Dimensionen in Regensburg: Auch die Meister-Eisbären selbst sind fassungslos

24.04.2024 | Stand 25.04.2024, 10:16 Uhr

Überbordender Jubel: Das offizielle Meisterbild mit Goldglitzer und den feiernden Fans in der Kurve im Hintergrund Foto: Nickl

Zwei Jahre nach dem Aufstieg in die zweite Liga mit einem 4:1 gegen Memmingen, sind die Eisbären Regensburg jetzt auch Meister der DEL2. Es herrschte die pure Fassungslosigkeit – auch in der Kabine der Meister-Eisbären.



Hier gibt es ein Video von der Pokalübergabe

Es war schon ein gutes Stück nach Mitternacht, da kürte in der Mannschaftskabine der Eisbären das Team den internen Regensburger Eishockey-Helden des Abends. Tom McCollum bekam den Goldhelm aufgesetzt, sprach ein paar Dankesworte und wollte die Kopfdekoration dann weiterreichen – an Trainer Max Kaltenhauser, der es einfach nur „unreal“ fand, was an diesem Abend passiert war – und dann voller Inbrunst ein „Zicke-zacke-zicke-zacke“ anstimmte.

Mit einem 4:2 im sechsten Spiel gegen die Kassel Huskies war aus einem von so vielen Seiten als Absteiger getippten Team, das vom haushohen Aufstiegsfavoriten vor der Saison wohl bis zum Schluss nicht hundertprozentig ernstgenommen worden war, zum Champion der DEL2 geworden. Die Eisbären hatten von Runde zu Runde alle möglichen Bestleistungen gesteigert: Nie zuvor hatte ein Oberpfälzer Team in der zweiten Liga die Vorrunde als Tabellenzweiter beendet, nie zuvor war ein Oberpfälzer Team ein Playoff-Finale erreicht, geschweige denn gewonnen.

„Es braucht ein paar Tage“

Es herrschte die pure Fassungslosigkeit – auch in der Kabine. „Ungläubigkeit und maximaler Stolz“, waren die Worte, die Max Kaltenhauser einfielen. „Es ist nicht in Worte zu fassen: Das Interview findet ja zu fortgeschrittener Stunde statt, aber ich kann’s immer noch nicht glauben. Es war nie Tiefstaplerei, dass wir gesagt haben, wir müssen schauen, dass wir nicht absteigen. Das war tatsächlich so.“ Auch Verteidiger Petr Heider schüttelte sich in der Kabine vor Verwunderung: „Es wird ein paar Tage brauchen, bis ich begreife, was da passiert.“

Lesen Sie hier einen Kommentar von MZ-Eishockey-Experte Claus Wotruba zum Meistertitel.

Die Eisbären übersprangen in dieser Saison mit 77 Spielen (sechs zur Vorbereitung, 52 in der Hauptrunde, 19 in den Playoffs) ein paar Entwicklungsstufen und stießen in vielen Bereichen in neue Dimensionen vor: 2024 nur noch über 4000 Zuschauer in der Donau-Arena, der Saison-Schlusspunkt war das zehnte ausverkaufte Spiel. Dazu passt: Mit fast 11000 Buchungen stellte auch der Livestream bei Sprade TV einen Rekord auf. Beim 5:2 in Kassel stellte Eisradio.de mit 8058 Hörern einen Allzeit-Rekord auf.

Ob so ein Monstererfolg einen Max Kaltenhauser bange macht? „Es war eine absolute Mega-Überperformance. Unglaublich. Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich sagen, das war ein Ausrutscher nach oben für unseren Standort. Aber man möge mir verzeihen, dass ich jetzt vielleicht mal drei Tage darüber nicht nachdenke.“

18 Spieler unter Vertrag

Die Sorgen, dass das für Aufmerksamkeit sorgt und so mancher weggekauft werden könnte, teilt Kaltenhauser durchaus. „Diese Sorge muss man haben. Mit manchen sind wir schon klar, um manche müssen wir noch kämpfen“, sagt der Trainer, der ja auch der Mannschaftsplaner in Personalunion ist. „Ich glaube, wir haben 18 Spieler unter Vertrag. Aber natürlich wecken gerade die Skorer – Corey Trivino hat ja noch Vertrag – Begehrlichkeiten.“ Ein Abbott Girduckis gilt als sicherer Abgang, weil sich bei ihm seit langem verdichtet, dass DEL-Nachbar Ingolstadt höchstes Interesse hat.

Lesen Sie hier: So lief das entscheidende Spiel zum Titel für die Eisbären Regensburg.

Gründe für den Erfolg sieht Max Kaltenhauser etliche. „Wir haben uns entwickelt. Wir waren ja schon dieselbe Mannschaft, als wir Tabellenletzter waren. Dann habe sich die Dinge irgendwann gefügt. Wir haben uns kontinuierlich übers Training verbessert und eine Identität gefunden, dass wir wissen, wie wir spielen müssen, um zu gewinnen – und zwar kontinuierlich zu gewinnen.“

Und dann ist da noch dieser eine, dieser sehr eisbären-besondere Faktor. „Wir sind eine wahnsinnige Truppe. Ich versuche, auch die richtigen Charaktere herzuholen. Aber genau wissen kann man das nie“, sagt Kaltenhauser. „Wenn ich sehe, wie ein Luki Heger, der eine Legende ist in dem Verein, es aufgenommen hat, dass er jetzt halt nicht spielt und sich trotzdem genauso mit den anderen gefreut hat, als er nicht gespielt hat, dann ist das genau der Charakter, den wir brauchen – und darum haben wir gewonnen.“